GSG-9-Spezialkräfte fahren zu Demonstrationszwecken auf einem Schlauchboot nahe Warnemünde. (Aufnahme vom 19. August 2024)
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Antiterroreinheit GSG 9 bekommt Standort an der Küste

Stand: 11.10.2024 05:00 Uhr

Die GSG 9 wird künftig auch an der Ostsee stationiert sein. Nach Informationen des ARD-Hauptstadtstudios hat sich das Innenministerium dazu entschieden, um der Bedrohungslage auf See besser gerecht zu werden.

Von Michael Götschenberg, ARD-Hauptstadtstudio

Die GSG 9 soll einen zusätzlichen Standort im holsteinischen Neustadt an der Ostsee bekommen, wie das ARD-Hauptstadtstudio aus Sicherheitskreisen erfahren hat. Pläne für einen Standort der Eliteeinheit an der Küste gibt es schon seit einiger Zeit, in dieser Woche aber soll Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) den Startschuss gegeben haben. Das Bundesinnenministerium wollte sich auf Nachfrage nicht äußern.

Mit Neustadt bekommt die GSG 9 einen dritten Standort: Das Hauptquartier befindet sich seit der Gründung im Jahre 1972 in St. Augustin bei Bonn, darüber hinaus ist der Verband seit einigen Jahren in Berlin mit einer Einsatzeinheit stationiert. In Neustadt soll perspektivisch die maritime Einsatzeinheit der GSG 9 stationiert werden.

Drei Einsatzbereiche mit Spezialisierungen

Aktuell verfügt der Verband über drei Einsatzeinheiten mit unterschiedlichen Spezialisierungen: eine Einsatzeinheit mit Fallschirmspringern und eine maritime Einheit mit Tauchern und Einsatzbooten - beide sind in St. Augustin stationiert. Die Einsatzeinheit in Berlin ist auf Einsätze mit Motorrädern spezialisiert. Eine vierte Einheit mit Präzisionsschützen war im Zuge einer Umstrukturierung unlängst auf die drei anderen Einsatzeinheiten aufgeteilt worden. Geplant ist demnach, dass an jedem Standort eine Einsatzeinheit stationiert ist mit jeweils unterschiedlicher Spezialisierung, wobei St. Augustin Hauptquartier bleiben soll.

Die GSG 9 ist als Antiterroreinheit der Bundespolizei die Spezialeinheit des Bundes und dem Bundesinnenministerium unterstellt. Sie wird insbesondere zur Bekämpfung des islamistischen Terrorismus und des Rechtsterrorismus eingesetzt, sowie gegen schwere Organisierte Kriminalität, zum Beispiel Schleusungskriminalität.

In der Vergangenheit war über viele Jahre der Kampf gegen die linksterroristische RAF ein Schwerpunkt. Der Verband war im September 1972 in Reaktion auf den Anschlag auf die israelische Mannschaft bei den Olympischen Spielen in München als Grenzschutzgruppe 9 des damaligen Bundesgrenzschutzes gegründet worden. Bei dem Anschlag war deutlich geworden, dass die Bundesrepublik für Terrorlagen nicht gewappnet war.

Wachsende Bedrohungslage auf See

Der neue Standort in Neustadt soll insbesondere der wachsenden Bedrohungslage auch auf See Rechnung tragen. Dabei geht es sowohl um den Schutz kritischer Infrastruktur, als auch um mögliche terroristische Bedrohungslagen, beispielsweise in Form eines Terroranschlags auf einem Schiff oder mithilfe eines Schiffs.

Wie gefährdet die kritische Infrastruktur auch auf See ist, wurde im Zusammenhang mit dem Anschlag auf die Nord-Stream-Gaspipelines im September 2022 deutlich. Drei der vier Stränge wurden mutmaßlich durch ein Sabotagekommando gesprengt. Die Ermittlungen des Generalbundesanwalts dazu laufen noch.

Der Standort in Neustadt soll jedoch nicht ausschließlich für Einsatzlagen auf See eingerichtet werden, sondern der GSG 9 auch ermöglichen, bei Einsatzlagen im Norden Deutschlands schneller vor Ort zu sein.

Entscheidung im Ministerium gefallen

Die Entscheidung für Neustadt hat auch damit zu tun, dass die Bundespolizei dort bereits mit einer Bundespolizeiinspektion der Bundespolizeidirektion See präsent ist. Dem Vernehmen nach sind letzte Finanzierungsfragen noch zu klären, die politische Entscheidung für den Standort soll im Bundesinnenministerium jedoch gefallen sein. Bis die GSG 9 in Neustadt einsatzbereit ist, dürfte es allerdings noch eine Weile dauern.

Im August hatte Bundesinnenministerin Faeser auf einem Bundespolizeischiff eine maritime Übung der GSG 9 auf der Ostsee besucht und sich über die aktuelle Bedrohungslage zur See informiert.