Kritik an Lambrecht "Luftwaffe nicht mit Lufthansa verwechseln"
Formal lief wohl alles korrekt, aber die Kritik reißt nicht ab: Die Unionsfraktion hat Verteidigungsministerin Lambrecht für den Mitflug ihres Sohnes in einem Regierungshubschrauber kritisiert. Auch aus der FDP kommt Skepsis.
Die Unionsfraktion hat Bundesverteidigungsministerin Christine Lambrecht wegen eines Fluges mit ihrem Sohn mit der Flugbereitschaft des Ministeriums "maximale Ungeschicklichkeit" vorgeworfen: "Die Bundeswehr für private und parteipolitische Zwecke zu benutzen, ist stillos", sagte der Erste Parlamentarische Geschäftsführer der Unionsfraktion, Thorsten Frei, der "Bild"-Zeitung:
Die Verteidigungsministerin sollte als Inhaberin der Befehls- und Kommandogewalt mehr Fingerspitzengefühl zeigen und nicht die Luftwaffe mit der Lufthansa verwechseln.
Der Vorgang habe "ein Gschmäckle", wie man in seiner Heimat sagen würde, so Frei weiter. "Es gibt Dinge, die sind verboten. Und es gibt Dinge, die macht man einfach nicht."
Auch CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt schaltete sich in Diskussion ein und sagte an Lambrecht adressiert, sie täte gut daran, schnellstmöglich für Transparenz zu sorgen.
Strack-Zimmermann: "ungewöhnlicher Vorgang"
Zuvor hatte bereits die Vorsitzende des Verteidigungsausschusses, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, von einem "ungewöhnlichen Vorgang" gesprochen. Die FDP-Politikerin sagte im Fernsehsender "Welt": "Ich kann nicht beurteilen, was das für ein Flug war, ob die Ministerin sowieso unterwegs war. Das Ganze ist nicht wirklich korrekt, das wissen wir alle." Sie gehe davon aus, dass die Ministerin den Fall erklären könne.
Die SPD-Politikerin Lambrecht war am Mittwoch vor Ostern in Begleitung ihres Sohnes in einem Regierungshubschrauber von Berlin nach Schleswig-Holstein gereist. Dort besuchte sie das Bataillon Elektronische Kampfführung 911. Im Anschluss daran machte sie mit ihrem Sohn Urlaub auf Sylt.
Irritierende Versprecher und Sylt-Urlaub nebst Wahlkampf-Hilfe für eine SPD-Kollegin mitten im Krieg gegen die Ukraine: Verteidigungsministerin Lambrecht wurde schon des öfteren mangelndes politisches Fingerspitzengefühl attestiert.
Ministerium weist Kritik an Mitflug zurück
Das Bundesverteidigungsministerium hatte nach einem Medienbericht über den Vorfall Kritik an der Mitreise des Sohnes zurückgewiesen. Die Ministerin habe den Mitflug in einem Regierungshubschrauber beantragt und "die Kosten gemäß der Richtlinie zu einhundert Prozent übernommen", sagte ein Ministeriumssprecher.
Lambrecht sei als Verteidigungsministerin anforderungsberechtigt für Luftfahrzeuge der Flugbereitschaft, wenn die Reise in Ausübung einer amtlichen Tätigkeit durchgeführt werde, und bestimme die sie begleitenden Personen: "Mitflug und Kostenerstattung fanden demnach in voller Übereinstimmung mit den Richtlinien für den Einsatz von Luftfahrzeugen der Flugbereitschaft des Bundesverteidigungsministeriums statt."
Sohn auch bei sieben Auslandsreisen dabei
Für Lambrecht selbst scheint es im Gegensatz zu ihren Kritikern kein besonderer Vorfall zu sein, ihren Sohn auf Dienstreisen mitzunehmen. So hatte die SPD-Politikerin ihn bereits in ihrer Zeit als Bundesjustizministerin auf "insgesamt sieben Auslandsreisen" dabei, wie das Ministerium auf Anfrage der "Bild"-Zeitung bestätigte: in Slowenien, Helsinki, Liechtenstein, Lissabon, Luxemburg, Paris und Prag. Die Kosten für die Reisen seien stets privat bezahlt worden.