Olaf Scholz im Mai 2023 beim Besuch der größten Geothermie-Anlage Afrikas in Olkaria am Naivsha-See in Kenia.
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Streit um Nachhaltigkeitsziele Regierung entschärft Entwurf für Abkommen mit Kenia

Stand: 21.05.2023 08:16 Uhr

Sollte in Handelsabkommen mit Sanktionen gedroht werden, um Nachhaltigkeitsstandards durchzusetzen? Darüber streitet die Bundesregierung. Ein Entwurf für ein Abkommen mit Kenia ist nach Informationen des ARD-Hauptstadtstudios nun entschärft worden.

Von Moritz Rödle, Kirsten Girschick, Daniel Pokraka und Matthias Deiß, ARD-Hauptstadtstudio

Soll die EU in Handelsabkommen mit anderen Ländern mit Sanktionen drohen können, wenn diese vereinbarte Nachhaltigkeitsziele verfehlen? Um diese Frage stritten sich das deutsche Außen- und Wirtschaftsministerium auf der einen Seite mit dem Kanzleramt auf der anderen - und nun hat sich das Kanzleramt weitgehend durchgesetzt.

Wie das ARD-Hauptstadtstudio aus Regierungskreisen erfahren hat, ist ein entsprechender Passus im neuen Entwurf für ein Handelsabkommen mit Kenia gestrichen worden. Stattdessen wolle man die Nachhaltigkeitsstandards nach fünf Jahren "überprüfen", heißt es nun.

Kabinett hat Sanktionsmöglichkeit beschlossen

Von der Öffentlichkeit weitgehend unbeachtet beschloss das Kabinett, also auch die SPD-Minister, im vergangenen November ein Eckpunktepapier. Darin hieß es unter anderem, dass Nachhaltigkeitsstandards in den EU-Handelsabkommen "sanktionsbewehrt verankert werden". In den Beschluss hineingeschrieben hatten die Formulierungen das Außen- und das Wirtschaftsministerium, beide von den Grünen geführt.

Abkommen könnte Vorlage für weitere werden

Nicht nur Kenia wehrte sich bis zuletzt gegen den Passus. Auch in der SPD und im Kanzleramt formierte sich zunehmend Widerstand. Der stellvertretende wirtschaftspolitische Sprecher der SPD-Fraktion im Bundestag, Esra Limbacher, sagt dem ARD-Hauptstadtstudio dazu, es gelte anzuerkennen, "dass wir nicht allein auf der Welt sind und bei Handelsabkommen zu akzeptieren haben, dass in anderen Ländern andere Standards bestehen, die wir aus Deutschland nicht so einfach ändern können."

Das Abkommen mit dem afrikanischen Land könnte nun - ohne Sanktionsdrohungen - Vorlage sein für andere Handelsabkommen wie mit dem südamerikanischen Wirtschaftsverbund Mercosur.

Weiterer Streit über Sanktionsmöglichkeiten zwischen Kanzleramt sowie Wirtschafts- und Außenministerium scheint damit programmiert.

Mehr zu diesem Thema sehen Sie heute Abend im Bericht aus Berlin ab 18.00 Uhr im Ersten.

Uwe Jahn, ARD Berlin, tagesschau, 21.05.2023 11:15 Uhr

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete das Erste im Bericht aus Berlin am 21. Mai 2023 um 18:00 Uhr.