Ein Polizist stopppt eine pro-palästinensische Demonstration in Bayern.

Jahrestag des Hamas-Überfalls Polizeigewerkschaft befürchtet Ausschreitungen

Stand: 04.10.2024 09:13 Uhr

Der Hamas-Angriff auf Israel jährt sich in Kürze zum ersten Mal. Die Polizei rüstet sich rund um den 7. Oktober für Großeinsätze in deutschen Städten und will "robust gegen Gewalttäter vorgehen". Besonders Berlin steht im Fokus.

Polizeigewerkschafter warnen zum Jahrestag des Hamas-Überfalls auf Israel am 7. Oktober vor gewalttätigen Protesten und Ausschreitungen. Der Schutz jüdischer Einrichtungen solle verstärkt werden. "Wir erwarten von allen Menschen in Deutschland am Jahrestag des 7. Oktober Anstand", sagte etwa der Bundesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Jochen Kopelke, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND).

Man gehe robust und konsequent gegen Gewalttäter und Krawallmacher vor. An dem Tag hätten alle Sicherheitsbehörden in Deutschland einen "enormen Personalbedarf". Den einzelnen Polizistinnen und Polizisten werde viel abverlangt. Besonders in Berlin, aber auch in anderen Großstädten werde bereits in den kommenden Tagen mit Protesten propalästinensischer und israelfeindlicher Gruppen gerechnet.

GdP: Gewaltbereitschaft wieder verstärkt

In der Hauptstadt erwarte man eine "stadtweite, dynamische Lage", sagte Berlins GdP-Sprecher Benjamin Jendro dem RND. Er führte aus: "Wir blicken mit großer Sorge auf die kommenden Tage. Man konnte bereits in den vergangenen Tagen sehen, dass sich die Gewaltbereitschaft der propalästinensischen Szene auf unseren Straßen wieder verstärkt in Hass, Antisemitismus und Gewaltexzessen entlädt."

Die Lage in Nahost habe durch den israelischen Einsatz von Bodentruppen in den Südlibanon sowie den massiven Raketenangriff durch den Iran auf Israel nochmals an Dynamik gewonnen und werde Auswirkungen auf das Versammlungsgeschehen in der Hauptstadt haben. Am Samstagnachmittag wollen propalästinensische Demonstranten von Tempelhof durch Kreuzberg zum Brandenburger Tor laufen.

Protestzug zur Sonnenallee

Am Sonntag demonstrieren erneut propalästinensische Gruppen gegen die Angriffe Israels, diesmal laufen sie von Kreuzberg bis zur Sonnenallee in Neukölln. An beiden Tagen sind Gegenveranstaltung angemeldet. So wollen sich am Sonntag Unterstützer Israels am Brandenburger Tor und am Bebelplatz versammeln.

Zum eigentlichen Jahrestag am 7. Oktober soll eine Friedensdemonstration am Potsdamer Platz beginnen. Am Abend wollen Demonstranten von der Gedächtniskirche zur Jüdischen Gemeinde in der Fasanenstraße ziehen. 

Frankfurt untersagt Pro-Palästina-Demo

Bei vielen propalästinensischen Demonstrationen in der Hauptstadt hatte es in den vergangenen zwölf Monaten extremistische Parolen gegen Israel, Böllerwürfe, Angriffe auf Polizisten und Tumulte gegeben. Berlins Regierender Bürgermeister Kai Wegner hatte bereits vor wenigen Tagen betont, der Senat weiter alles tun, damit Demonstrationen sicher und friedlich durchgeführt werden könnten.

"Wir werden diese Eskalation auf unseren Straßen nicht zulassen, erklärte er. In Frankfurt am Main verboten die Behörden bereits im Vorfeld eine propalästinensische Demonstration, die zum Jahrestag des Hamas-Überfalls angemeldet worden war.

Frankfurts Oberbürgermeister Mike Josef und Ordnungsdezernentin Annette Rinn erklärten am Donnerstag, es sei zu befürchten, dass es "Straftaten wie Volksverhetzung, Aufrufe zu Straftaten sowie israelfeindliche und antisemitische Äußerungen geben wird". Nach erkennbaren Umständen sei die öffentliche Ordnung gefährdet.

Jubel in Deutschland über Iran-Angriff

Das Massaker, das Terroristen der Hamas und anderer extremistischer Gruppen am 7. Oktober im Grenzgebiet zum Gazastreifen verübt hatten, war Auslöser des Kriegs in Gaza. In Deutschland löste der Konflikt zahlreiche teils gewalttätige propalästinensische Demonstrationen aus. 

Nach dem jüngsten Raketenangriff des Irans auf Israel hatte es auf einer solchen Kundgebung in Berlin-Wedding Jubel gegeben. Bundesinnenministerin Nancy Faeser zeigte sich darüber bestürzt. Faeser sagte, auch in Bonn habe es am Abend Spontankundgebungen gegeben. Die Situation im Nahen Osten bezeichnete Faeser als brandgefährlich, die Raketenangriffe des Irans seien durch nichts zu rechtfertigen.

Faeser: Bedrohungslage ist hoch

Sie habe sich mit den Präsidenten der Sicherheitsbehörden in Deutschland beraten. "Die Bedrohungslage durch islamistische, antisemitische und israelfeindliche Taten ist hoch." Sie sprach von einer "Emotionalisierung und Radikalisierung von Personen in der islamistischen Szene". 

Faeser erinnerte daran, dass jede Betätigung für die Terrororganisationen Hamas und Hisbollah in Deutschland verboten ist. "Jede Unterstützung ist damit eine Straftat. Propaganda für diese Terroristen kann konsequent verfolgt werden. Hier braucht es auch aus meiner Sicht glasklare Stoppzeichen." Das gelte auf der Straße wie auch im Internet, weshalb sich die Behörden um die rasche Löschung islamistischer Terrorpropaganda bemühten.

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete WDR2 am 02. Oktober 2024 um 11:00 Uhr.