Jörg Urban (r), Vorsitzender der AfD in Sachsen, verlässt nach seiner Rede im Plenum vor Michael Kretschmer (CDU), Ministerpräsident von Sachsen, das Rednerpult.

Vor Landtagswahl in Sachsen AfD stärkste Kraft - aber mit weniger Unterstützern

Stand: 20.06.2024 10:48 Uhr

Knapp zweieinhalb Monate vor der Landtagswahl in Sachsen liegt die AfD laut einer MDR-Wahlumfrage weiter knapp vorn. Die CDU folgt auf Platz zwei, das Wagenknecht-Bündnis BSW legt in der Umfrage noch einmal deutlich zu und könnte neuer Mehrheitsbeschaffer werden. Grüne und SPD bleiben stabil, die Linke rutscht weiter ab.

Die AfD liegt in Sachsen trotz deutlicher Verluste in einer MDR-Wahlumfrage knapp vorn. Wenn am Sonntag Landtagswahlen wären, käme die Partei laut dem Sachsentrend, den Infratest Dimap im Auftrag des MDR erhoben hat, auf 30 Prozent. Das sind fünf Prozentpunkte weniger als bei der letzten Befragung im Ende Januar 2024.

CDU knapp hinter AfD - BSW legt deutlich zu

Die CDU verliert weiter und liegt mit 29 Prozent (- 1 Prozentpunkte) knapp hinter der AfD auf Platz zwei. Dahinter folgt mit deutlichen Gewinnen das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW). In der Umfrage legt es um 7 Prozentpunkte auf jetzt 15 Prozent zu. Bei der letzten Umfrage im Januar war noch unklar gewesen, ob das BSW zur Landtagswahl antritt.

Grüne und SPD würden mit aktuell jeweils 7 Prozent (+/-0) weiterhin im Sächsischen Landtag vertreten sein. Die Linke rutscht in der aktuellen Umfrage weiter ab und wäre mit 3 Prozent (-1 Prozentpunkt) nicht mehr im Parlament vertreten. Alle anderen Parteien kämen unverändert zusammen auf neun Prozent, darunter auch die bereits seit 2019 nicht mehr im Landtag vertretene sächsische FDP.

Das ist der Sachsentrend (Zum Aufklappen)

  • Der Sachsentrend ist eine repräsentative Studie im Auftrag des MDR. Das Institut infratest-Dimap hat dazu vom 12.-18. Juni 1.157 Wahlberechtigte befragt.
  • Das fand in 679 Telefoninterviews und 478 Online-Befragungen statt.
  • Die Umfrage ermittelt einen Zwischenstand im Meinungsbildungsprozess der Wahlbevölkerung, der erst am Wahlsonntag abgeschlossen ist. Rückschlüsse auf den Wahlausgang sind damit nur bedingt möglich.
  • Viele Wählerinnen und Wähler legen sich kurzfristig vor einer Wahl fest.
  • Eine große Bedeutung hat der Wahlkampf mit der gezielten Ansprache von unentschlossenen und taktischen Wählern.
  • Die sogenannte Sonntagsfrage misst aktuelle Wahlneigungen und nicht tatsächliches Wahlverhalten.

Zufriedenheit mit Landesregierung wächst leicht - Kretschmer bei Direktwahl klar vorn

Die schwarz-grün-rote Landesregierung von Ministerpräsident Michael Kretschmer (CDU) hat der Umfrage zufolge wieder leicht an Zustimmung gewonnen. 43 Prozent der Befragten zeigten sich zufrieden oder sehr zufrieden. Beim vorherigen Sachsentrend waren es noch 40 Prozent. Mehr als jeder zweite Befragte, 52 Prozent, ist weniger oder gar nicht zufrieden.

Bei Direktwahl würden Sachsen Kretschmer wählen

Im bundesweiten Vergleich mit anderen Landesregierungen schneidet das sächsische Kabinett schlechter ab als die meisten westdeutschen Regierungen. Im ostdeutschen Vergleich jedoch liegt die Zufriedenheit der Sachsen mit ihrer Landesregierung vorn.

Bei der Frage nach einer möglichen Direktwahl liegt Michael Kretschmer (CDU) ebenfalls klar vorn: 58 Prozent der Befragten würden sich für den Amtsinhaber entscheiden. Nur 17 Prozent würden Jörg Urban von der AfD wählen.

Michael Kretschmer und Tom Liebscher-Lucz im Kanu

Amtsinhaber Michael Kretschmer (re. im Boot) würde eine Direktwahl mit absoluter Mehrheit gewinnen.

Eine Landesregierung unter Unions-Führung würde nach jetzigem Stand unerprobte Parteienbündnisse voraussetzen und käme nicht daran vorbei, das BSW in eine Regierungsbildung einzubeziehen. Auch deren Anhänger ziehen laut Umfrage mehrheitlich den amtierenden CDU-Regierungschef (61 Prozent) für die Besetzung der sächsischen Staatskanzlei vor.

Zuwanderung und Bildung wichtigste Themen

Wichtigstes Thema für Befragten ist laut Sachsentrend die Zuwanderung. 44 Prozent sehen die Migrationspolitik als vordringliches Problem. Dahinter folgen die Themen Ausbildung, Schule und Bildung mit 19 Prozent. Für 12 Prozent ist die Frage der sozialen Ungleichheit ein wichtiges Thema, für 11 Prozent die Situation der sächsischen Wirtschaft. Innere Sicherheit folgt erst auf Platz 10.

Sieben von zehn in Sorge über Zustand der Demokratie

Dass die Kräfteverhältnisse nach der Landtagswahl die Bildung einer stabilen Regierung nicht erlauben könnten, besorgt zwei Drittel der Befragten (66 Prozent) in Sachsen. 69 Prozent machen sich auch Sorgen um den Zustand der Demokratie in Sachsen. Die Sorge treibt am häufigsten die Anhänger von den Grünen um (97 Prozent), von SPD (81 Prozent) und CDU (75 Prozent). Bei den AfD-Sympathisanten machen sich 57 Prozent Sorgen um den Zustand der Demokratie.

BSW: Neues Wählerangebot wird befürwortet

Dass es mit dem BSW ein neues Wählerangebot gibt, wird von der Mehrzahl der befragten Wahlberechtigten (59 Prozent) grundsätzlich positiv bewertet. Wenig überraschend finden das fast alle befragten Sympathisanten des Wagenknecht-Bündnisses gut. Aber auch AfD-Anhänger (69 Prozent) und CDU-Befürworter (52 Prozent) finden es gut, dass mit dieser Partei ein neues Wählerangebot besteht. Am stärksten lehnen das Grünen-Wähler ab (65 Prozent).

55 Prozent lehnen AfD-Regierung ab

Eine Koalition mit der AfD finden in Sachsen immerhin 41 Prozent (-1 Prozentpunkt zu Januar) gut - dem stimmen natürlich die AfD-Wähler zu. Mehr als die Hälfte der Wahlberechtigten (55 Prozent) und damit +5 Prozentpunkte mehr als zuletzt, sehen aber eine AfD-Beteiligung an der Landesregierung kritisch. Das deutlich stärkste Nein zu solch einer Regierungsbeteiligung kommt aus den Reihen von Grünenwählern (100 Prozent), SPD-Anhängern (93 Prozent) und CDU-Klientel (83 Prozent). Nur die Anhänger des neu gegründeten BSW scheinen mit einer AfD-Beteiligung weniger Probleme haben. Laut Umfrage könnte sich das jeder dritte BSW-Sympathisant vorstellen (36 Prozent).

MDR (kbe)

Dieses Thema im Programm: Über dieses Thema berichtete MDR aktuell am 20. Juni 2024 um 11:07 Uhr.