Petersberger Klimadialog Mehr privates Geld fürs Klima
Viel Geld ist nötig, um den Klimawandel zu bremsen. Beim Petersberger Klimadialog ging es darum, wo das herkommt. Öffentliches Geld reicht laut Kanzler Scholz nicht aus. Er forderte private Investitionen und nahm die Schwellenländer in die Pflicht.
Bundeskanzler Olaf Scholz fordert ein Umdenken bei der Finanzierung des Klimaschutzes weltweit. Öffentliche Gelder allein würden nicht ausreichen, um die Energiewende zu finanzieren, sagte er zum Abschluss des Petersberger Klimadialogs in Berlin.
Stattdessen müsse die Finanzierung des Klimaschutzes stärker auf private Investitionen ausgerichtet werden. Dafür bräuchte es klare Fahrpläne und gute Rahmenbedingungen der Politik. "Privaten Investoren geht es um einen verlässlichen regulatorischen Rahmen und um Good Governance", sagte er.
Das gelinge zum Beispiel, indem Entwicklungsbanken Investitionen in lokalen Währungen absichern oder große Vorhaben gemeinsam mit privaten Investoren vorantreiben würden.
Experten: Fünf Billionen US-Dollar jährlich fürs Klima
Auch Außenministerin Annalena Baerbock warb auf dem Klimadialog für mehr private Gelder für den Klimaschutz. Baerbock will zwar die Industriestaaten - vor allem die G20-Staaten - finanziell weiter in die Pflicht nehmen, aber hält auch mehr privates Kapital für nötig. Man müsse den Privatsektor dazu bringen, deutlich mehr in eine "sauberere und widerstandsfähigere" Wirtschaft in Entwicklungsländern zu investieren, sagte Baerbock.
Nach Berechnungen einer Expertengruppe seien bis 2030 jährlich fünf Billionen US-Dollar für die ökologische Wende weltweit nötig, davon mehr als zwei Billionen für Entwicklungsländer. Die Hälfte dieser zwei Billionen müsse aus den Ländern selbst kommen, sagte Baerbock.
"Das ist eine gewaltige Summe", betonte Scholz, der ebenfalls auf die Zahlen der Experten Bezug nahm. Das Geld könne eine überschaubare Gruppe von Staaten nicht aufbringen.
Scholz: Auch Schwellenländer müssen mehr beitragen
Baerbock versicherte, Deutschland werde weiter seine Finanzversprechen halten. Die Industrieländer würden laut Scholz weiterhin zu ihrer Verantwortung stehen und Gelder für arme und besonders vom Klimawandel bedrohte Länder geben.
Aber auch die Schwellenländer müssten mehr beitragen: Inzwischen seien viele davon selbst zu großen CO2-Produzenten mit steigender Wirtschaftskraft geworden, während der Anteil der Industrieländer an den weltweiten Emissionen stark zurückgegangen sei. "Länder, die in den vergangenen 30 Jahren signifikant zu Emissionen beigetragen haben, müssen auch zur öffentlichen Klimafinanzierung beitragen, wenn sie dazu ökonomisch in der Lage sind", forderte Scholz.
Kritik: Deutschland zu wenig ambitioniert
Der zweitägige Petersberger Klimadialog gilt als wichtiges internationales Vorbereitungstreffen für die Weltklimakonferenzen. 40 Staaten nahmen teil.Auf der Weltklimakonferenz im November in Baku soll unter anderem ein neues Klimafinanzierungsziel für die Zeit nach 2025 verhandelt werden. Das müsse mit deutscher Beteiligung ehrgeiziger formuliert werden, forderte die Klimaexpertin der Hilfsorganisation Brot für die Welt, Sabine Minninger.
Sie zeigte sich enttäuscht von Scholz'-Rede beim Petersberger Klimadialog. Dieser habe die Chance vertan, "neue und ambitionierte Ankündigungen" zu machen. Kritisch äußerten sich auch Umweltorganisationen: Die vage Bekräftigung bestehender Zusagen reiche nicht aus, um der Eindämmung der globalen Klimakrise den dringend nötigen Schub zu verleihen, erklärte etwa der Leiter des Berliner Büros von Germanwatch, Lutz Weischer.