Stasi-Akten im Bundesarchiv Das Ende einer Behörde
Für Millionen Stasi-Akten ist künftig das Bundesarchiv zuständig. Die Stasi-Unterlagen-Behörde, die bislang die Dokumente verwaltete, gibt es damit nach knapp 30 Jahren nicht mehr. Die Aufarbeitung geht aber weiter.
Nach dem jahrelangen Hin und Her, was aus der Stasi-Unterlagen-Behörde werden soll, ist für Roland Jahn wichtig, dass die Aufarbeitung der Akten weitergehen kann: "Es ist bedeutsam, dass die Stasi-Unterlagen jetzt Teil des Gedächtnisses der Nation werden", sagte der bisherige Akten-Beauftragte.
Im Bundesarchiv, wo die zivilen und militärischen Akten der Bundesministerien und -behörden gesammelt werden, sollen nun auch die Stasi-Akten gesichert und nach und nach digitalisiert werden. Sie werden weiterhin für Forschung und journalistische Recherchen zur Verfügung stehen und für Antragstellerinnen. Immerhin seien das noch mehrere Tausend pro Monat, berichtet Jahn:
"Es gibt viele Menschen, die gerade jetzt im höheren Alter Antrag auf Akteneinsicht stellen. Weil sie ihr Leben ordnen wollen, weil sie feststellen, dass ihnen bei der Rente Punkte fehlen, weil ihre politische Verfolgung nicht angerechnet wurde, dass sie jetzt noch Anträge auf Rehabilitierung stellen.
Schicksale, die der frühere Bürgerrechtler aus Jena aus eigenem Erleben kennt. Der Mitgründer der Jenaer Friedensinitiative saß mehrfach in Haft und wurde 1983 gegen seinen Willen ausgebürgert. Jahn arbeitete im Westen als Journalist, unter anderem für die Polit-Magazine "Kennzeichen D" und "Kontraste".
Der Blick in die Stasi-Akten zeige auch heute noch, dass Freiheit und Demokratie nicht selbstverständlich sind, sagt er. Den Opfern gerecht zu werden und eine Brücke in die nächste Generation zu schlagen, das sei das Ziel seiner Arbeit als Bundesbeauftragter gewesen.
Zupke wird SED-Opferbeauftragte
Das Stasi-Unterlagen-Archiv hat seinen Ursprung in der Wende in der DDR 1989 und existiert seit 1990. Statt des Akten-Beauftragten gibt es nun eine Bundesbeauftragte für die Opfer der SED-Diktatur.
Die Zuständigkeit für die Akten wechselt also, eine Ansprechpartnerin für die Opfer des DDR-Systems soll es dennoch weiter geben. Seit einer knappen Woche steht die Personalie fest: Ohne Beratung im Plenum hat der Bundestag Evelyn Zupke gewählt. Sie wird heute ihre Arbeit aufnehmen. Evelyn wer? Das dürften einige Menschen womöglich fragen. Die frühere DDR-Oppositionelle ist bundesweit bislang kaum bekannt.
Zupke hatte 1989 mit dafür gesorgt, dass die Wahlfälschungen bei der Kommunalwahl im Mai 1989 aufgedeckt und öffentlich gemacht wurden.
Katrin Budde, SPD-Abgeordnete und Vorsitzende des Kulturausschusses, gibt zu, dass die Suche schwierig war und sich lange hingezogen hat. Die Unionsfraktion wollte eine Beauftragte ohne Parteibuch, es gab verschiedene Personalvorschläge, auch die Opferverbände sollten zustimmen.
Dass Zupke eine Notlösung sei, weist Budde aber ganz entschieden zurück. "Um Gottes Willen. Sie ist absolut erste Wahl! Sie hat die Stasibehörde mit aufgelöst. Sie hat hinterher auch schon Aufarbeitungsarbeit geleistet und sie hat über all die Jahre Zeitzeugenarbeit gemacht."
Die neue Beauftragte soll Ombudsfrau sein und gleichzeitig dem Bundestag auf die Finger schauen, wenn er über Gesetze für die Opfer entscheidet. Der scheidende Stasiakten-Beauftragte Jahn würdigt Zupkes Wahl durch den Bundestag als Zeichen, dass die Opfer der Diktatur weiter ernst genommen würden.