Armut in Deutschland Mehr Rentner bei den Tafeln
Immer mehr Senioren in Deutschland sind auf die Tafeln angewiesen. Nach Angaben des Dachverbandes machen sie inzwischen ein Viertel der Kunden aus. Angesichts hoher Mieten und Energiepreise dürften es in den nächsten Jahren noch mehr werden.
Viele Senioren in Deutschland nutzen Lebensmittelspenden. Laut Andreas Steppuhn, Vorsitzender der Tafel Deutschland, sind mittlerweile ein Viertel der Personen, die zur Tafel kommen, im Rentenalter. "Sie beziehen geringe Renten oder Grundsicherung", sagte er der "Neuen Osnabrücker Zeitung".
Die Entwicklung, dass immer mehr alte Menschen Unterstützung der Tafel brauchen, sei zwar bereits in den vergangenen Jahren zu beobachten gewesen. Seit dem Überfall Russlands auf die Ukraine habe sie sich aber noch einmal verschärft. Etwa jede dritte Tafel in Deutschland registrierte den Angaben zufolge noch einmal mehr Rentner unter den Kunden.
"Wartelisten und temporäre Aufnahmestopps"
"Der Gang zur Tafel ist für viele eine Möglichkeit, Kosten zu sparen und überhaupt durch den Monat zu kommen", so Steppuhn. Daran hätten auch Rentenerhöhungen nichts geändert. Steppuhn geht davon aus, dass die Zahlen der älteren Kunden bei den Tafeln angesichts hoher Mieten, Energie- und Lebensmittelpreise weiter steigen werden.
"Die Altersarmut wird explodieren - besonders in Ostdeutschland", warnte der Verbandschef. Davor dürfe man nicht die Augen verschließen. Die Tafeln würden die Probleme nicht mildern können, die sich daraus ergeben. "Schon jetzt ist es so: Viele Tafeln in Deutschland haben Wartelisten und temporäre Aufnahmestopps verhängt", sagte Steppuhn. "Die Nachfrage übersteigt vielerorts schlicht das Angebot und es ist auch nicht die Aufgabe der Tafeln, die Lücken im Sozialstaat oder Rentensystem zu füllen."
2.000 Ausgabestellen versorgen Bedürftige
Laut dem Dachverband gab es mit Stand Februar 975 Tafeln mit mehr als 2.000 Ausgabestellen in Deutschland. Die Tafeln erhalten Lebensmittelspenden von Supermärkten, Discountern oder Großbäckereien - und geben sie kostenlos oder gegen einen symbolischen Beitrag an Menschen, die von Armut betroffen sind, weiter.