Seehofer eröffnet Islamkonferenz Mit Imamen gegen die Radikalisierung
Die Ausbildung von Imamen in Deutschland soll die Radikalisierung junger Menschen verhindern. Vor der Islamkonferenz forderte Innenminister Seehofer deshalb von der Türkei, dass sie die Zahl der entsendeten Prediger begrenze.
Bundesinnenminister Horst Seehofer hat die Bedeutung der Ausbildung deutscher Imame im Kampf gegen eine islamistische Radikalisierung in Deutschland betont. Daher sei dies einer der Schwerpunkte auf der diesjährigen Islamkonferenz.
Der vom Innenministerium geförderte neue Lehrgang für deutschsprachige Imame in Osnabrück sei "gut angelegtes Geld für den gesellschaftlichen Zusammenhalt", sagte Seehofer. Er begrüßte die Initiative ausdrücklich, lobte aber auch die im vergangenen Jahr zusätzlich vom türkischen Dachverband Ditib eröffnete eigene Ausbildungsstätte in Deutschland. Auch die Ausbildung dort läuft in deutscher Sprache.
Ausgebildete Imame auch in Gemeinden einsetzen
Mit Blick auf die jüngste Serie islamistischer Attentate in Europa betonte Seehofer, die Zusammenarbeit zwischen staatlichen Institutionen und muslimischen Vereinigungen in Deutschland werde durch die Ereignisse nicht behindert. Bereits begonnene Projekte würden fortgesetzt. "Wir lassen uns durch Terrorismus und Extremismus nicht aus der Bahn bringen", betonte der CSU-Politiker vor Beginn der Islamkonferenz.
Von der Türkei forderte Seehofer, dass sie die Zahl der von dort entsendeten Imame begrenzt. Er erwarte, dass dies Schritt für Schritt erfolge. Er sei dabei auch im Austausch mit anderen europäischen Ländern. Frankreich und die Niederlande hätten ähnliche Ziele. Wenn Europa zur Heimat von Muslimen werde, "dann bedarf es keiner Einmischung oder Einflussnahme mehr von außen", sagte Seehofer. "Wir sorgen für unsere muslimischen Bürgerinnen und Bürger selbst."
Kampf gegen Terroristen - nicht gegen Islam
Seehofer bezeichnete die jüngsten Anschläge als "Bedrohung der Grundfeste unseres Zusammenlebens". Man wolle "im Kern unsere offene Gesellschaft zerstören". Dabei betonte der Innenpolitiker, Deutschland kämpfe nicht gegen den Islam, sondern gegen Terroristen und Extremisten. Zudem ginge die aktuell größte Bedrohung in Deutschland von Rassisten und Rechtsextremisten aus.
In seiner Eröffnungsrede erwähnte Seehofer auch die tödliche Attacke auf den Lehrer Samuel Paty in Frankreich. Seehofer sagte, es sei wichtig, die Religions- und Islamkritik klar von einer Islamfeindlichkeit abzugrenzen. Paty war Mitte Oktober den Ermittlern zufolge von einem 18-Jährigen getötet worden, weil er im Unterricht zum Thema Meinungsfreiheit Karikaturen des Propheten Mohammed gezeigt hatte. Seine Leiche war enthauptet aufgefunden worden. Die Tat hatte in Frankreich großes Entsetzen ausgelöst.
Nach den Anschlägen unter anderem zuletzt in Paris, Nizza und Wien planen Deutschland, Frankreich und Österreich eine Initiative gegen islamistischen Terror. Bundeskanzlerin Angela Merkel berät darüber am Nachmittag mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron und Österreichs Kanzler Sebastian Kurz.
Seehofer: Dialog mit Muslimen auf gutem Weg
Insgesamt würdigte Seehofer den Dialog zwischen Staat und Muslimen. Dieser sei heute "deutlich entspannter" als früher, sagte er. Die Bemühungen um gegenseitiges Verständnis und gutes Zusammenleben würden Früchte tragen. "Auf diesem Weg machen wir weiter."