Lauterbach zu Organspenden Neuer Anlauf für Widerspruchslösung?
Die Zahl der Organspenden geht zurück, obwohl viele Menschen dazu bereit sind - aber dies wird nicht registriert. Eine Widerspruchslösung würde das beheben, meint Gesundheitsminister Lauterbach.
Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) will einen neuen Anlauf bei der Widerspruchslösung für eine Organspende unternehmen. Eine entsprechende Regelung war vor zwei Jahren im Bundestag gescheitert.
"Ich glaube, wir haben jetzt eine Menge versucht, aber es hat nicht wirklich geklappt. Es hat sich keine Verbesserung für die Menschen ergeben, die ein Organ benötigen", sagte Lauterbach dem ARD-Hauptstadtstudio. "Wir brauchen aus meiner Sicht unbedingt einen neuen Anlauf für die Widerspruchslösung. Wir bekommen das Problem sonst nicht gelöst."
Die Widerspruchslösung sieht vor, dass jeder prinzipiell Organspender ist, der nicht ausdrücklich widerspricht.
Der Bundestag hatte im Januar 2020 das Gesetz zur Stärkung der Entscheidungsbereitschaft bei der Organspende auf der Tagesordnung. Zuvor hatten die Abgeordneten in einer Orientierungsdebatte über verschiedene Gesetzesentwürfe intensiv beraten.
Einer der Entwürfe, den Lauterbach mit eingebracht hatte, sah eine Widerspruchslösung vor. Doch dafür gab es keine Mehrheit.
Organspender nur mit ausdrücklicher Zustimmung
In Deutschland darf damit weiterhin nur derjenige Organspender sein, der einer Spende zu Lebzeiten ausdrücklich zugestimmt hat, oder sein nächster Angehöriger muss im Todesfall zustimmen. Statt einer Widerspruchslösung wurde damals die erweiterte Zustimmungslösung beschlossen.
Diese sah auch vor, dass zum März 2022 ein Online-Organspenderegister starten sollte. Doch der Start des Registers verzögert sich. Lauterbach begründet das mit technischen Problemen sowie auch mit der Pandemie. Generell sei das Gesetz kompliziert und sehr schwer umzusetzen.
Bereitschaft da - aber keine Registrierung
Das sei aber nicht der Grund, warum die Organspenden zurückgegangen seien: "Die Spenden gehen zurück, weil die Bereitschaft zur Spende zwar da ist - aber es wird nicht registriert. Eine Widerspruchslösung würde das beheben", so Lauterbach.
Lauterbach forderte den Bundestag auf, sich erneut mit der Widerspruchslösung zu beschäftigen. Die Widerspruchslösung sei eine ethische Frage, die das Parlament beantworten müsse. Er selbst sei aber ein klarer Befürworter: "Ich glaube, wir werden dafür auch eine Mehrheit finden."
Mehr als 80 Prozent sehen Organspende positiv
Die Bereitschaft zur Organspende ist in Deutschland unverändert hoch. Nach einer Umfrage der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA) stehen 84 Prozent der Bürgerinnen und Bürger dem Thema Organ- und Gewebespende positiv gegenüber. Das sind etwa so viele wie in den Umfragen 2018 und 2020.
Nach wie vor hinterlegten aber nur 44 Prozent der Befragten ihre Entscheidung zur Organ- und Gewebespende schriftlich in einem Organspendeausweis oder einer Patientenverfügung. Weitere 17 Prozent trafen zwar eine Entscheidung, dokumentierten diese aber nicht schriftlich. 36 Prozent entschieden sich bislang noch gar nicht. Befragt wurden im Januar und Februar bundesweit rund 4000 Menschen zwischen 14 und 75 Jahren.