75 Jahre Ende der Leningrader Blockade 12 Millionen Euro als Entschädigung
Fast 900 Tage belagerte die Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg das damalige Leningrad. Die Bundesregierung will zwölf Millionen Euro an Entschädigung leisten. In Russland wird heute der Opfer gedacht.
Vor 75 Jahren endete nach fast 900 Tagen die Belagerung von Leningrad, dem heutigen St. Petersburg, durch die deutsche Wehrmacht. Anlässlich des Jahrestages kündigte die Bundesregierung an, die heute noch lebenden Opfer der Blockade mit einer "humanitären Geste" entschädigen zu wollen.
"Brutaler Akt" in der Geschichte
Zwölf Millionen Euro sollen entweder direkt den Überlebenden zu Gute kommen oder in Institutionen wie ein Krankenhaus für russische Kriegsveteranen und in ein neues deutsch-russisches Begegnungszentrum fließen. Dies sei ein Zeichen der Anerkennung der Verantwortung für das im deutschen Namen begangene Unrecht jener Jahre, hieß es aus dem Auswärtigen Amt. In einer gemeinsamen Erklärung von Bundesaußenminister Heiko Maas und seinem russischen Amtskollegen Sergej Lawrow heißt es:
Heute vor 75 Jahren wurde Leningrad, das heutige St. Petersburg, durch sowjetische Truppen von der Blockade durch die deutsche Wehrmacht vollkommen befreit, die in die Geschichte als ein brutaler Akt gegen eine ganze Stadt und ihre Bevölkerung eingegangen ist. Damit endete eine 872 Tage dauernde Zeit des Sterbens, des Hungerns und Leidens, während der mehr als eine Million Menschen den Tod fanden.
Die Entschädigung werde dazu beitragen, dass sich "die Lebensqualität der noch lebenden Blockadeopfer verbessern wird", lautet es in der Erklärung weiter. Zudem diene die Geste Deutschlands der "historischen Aussöhnung der beiden Länder" und bilde eine Grundlage für die künftigen bilateralen Beziehungen.
Auf dem Friedhof Piskarjowskoje im heutigen St. Petersburg wird anlässlich des 75. Jahrestages der Beendigung der Leningrader Blockade der Opfer gedacht, die während der 900 Tage andauernden Belagerung ums Leben kamen.
Militärparade in St. Petersburg
In St. Petersburg wird heute mit einer großen Militärparade der Opfer der Belagerung gedacht. Etwa 2500 Soldaten sollen an dem ehemaligen Zarenpalast vorbeiziehen. Auch auf dem Friedhof Piskarjowskoje wird im stillen Gedenken an die Toten erinnert. Veteranen wollen Blumen niederlegen und Kerzen anzünden. Auf dem Friedhof liegen Hunderttausende Menschen begraben, die während der Blockade gestorben waren.
Die Belagerung Leningrads hatte im September 1941 begonnen. Ziel des nationalsozialistischen Regimes unter Adolf Hitler war es, die Bevölkerung der Stadt durch Hunger und Kälte auszulöschen. Fast ein Drittel der Einwohner Leningrads kamen während der Blockade ums Leben. Am 27. Januar 1944 wurden die letzten vor den Toren der Stadt stationierten deutschen Soldaten von der Roten Armee vertrieben.