Einnahmen von 750.000 Euro Wissler kritisiert Wagenknechts Nebeneinkünfte
Neben ihren Abgeordnetendiäten soll Wagenknecht rund 750.000 Euro an Buch- und Redehonoraren eingenommen haben. Linken-Chefin Wissler sieht darin ein Problem: Die Arbeit im Parlament müsse für Wagenknecht Priorität haben, sagte sie.
Nachdem gestern die Nebeneinkünfte der frühere Linken-Fraktionsvorsitzenden Sahra Wagenknecht bekannt wurden, kommt von der Parteispitze Kritik. "Wenn Abgeordnete Zehntausende Euro Nebenverdienste haben und sogar Geld von der Schweizer Finanzindustrie nehmen, dazu hoch dotierte Podien und Vorträge bei der Wirtschaft, ist das ein Problem", sagte Linken-Chefin Janine Wissler den Zeitungen der Funke-Mediengruppe.
Bundestagsabgeordnete sollten ihre Arbeit im Parlament machen, in Ausschüssen und im Wahlkreis, Linke-Politiker sollten zudem bei Streiks und Protesten präsent sein. "Das muss Priorität haben, das gilt auch für Sahra Wagenknecht."
Hohe Einnahmen durch ihr Buch und Reden
Wagenknecht nahm im vergangenen Jahr neben ihren Abgeordnetendiäten rund 750.000 Euro an Buch- und Redehonoraren ein, wie aus veröffentlichten Pflichtangaben für den Bundestag hervorgeht, über die der "Spiegel" berichtet hatte. Davon waren allerdings allein gut 721.000 Euro das Brutto-Honorar für ihren Bestseller "Die Selbstgerechten" - ein Buch, in dem sie mit sogenannten Lifestyle-Linken und Teilen der eigenen Partei abrechnet.
Neben dem Buchhonorar werden für das vergangene Jahr Zahlungen der Burda Forward GmbH, München (6420 Euro brutto), von der Swiss Rock Asset Management AG, Zürich (10.000 Euro brutto) und vom Efficiency Club Zürich (circa 4000 Euro brutto) aufgeführt, dazu ein Ausfallhonorar von der DekaBank (7735 Euro brutto). Für 2023 werden knapp 10.000 Euro brutto vom Unterstützerkreis des Debattenmagazins "Schweizer Monat" für einen Salonabend in Zürich gelistet.
2021 erhielt Wagenknecht den Angaben zufolge 14.280 Euro brutto für einen Beitrag bei einem Unternehmertag in der Schweiz sowie 10.000 Euro brutto vom Schweizerischen Institut für Auslandforschung (SIAF) und 9630 Euro brutto von der Focus Online Group GmbH, München. Wagenknechts Büro bestätigte dem "Spiegel" die Einkünfte.
Wagenknecht im Konflikt mit der Partei
Die Abgeordnete ist in der Linken umstritten, weil sie die Gründung einer neuen Konkurrenzpartei erwägt. Die Spitze der Linkspartei hatte Wagenknecht am Montag aufgefordert, sich umgehend von ihren Plänen zu distanzieren. Dass Wagenknecht öffentlich mit dem Gedanken einer Parteigründung spiele, sei "parteischädigend" und "respektlos gegenüber den vielen tausend Mitgliedern vor Ort", sagte Linken-Chef Martin Schirdewan.
Eine Entscheidung will Wagenknecht bis zum Jahresende treffen. In einem Interview mit dem "Stern" wies sie den Vorwurf zurück, sie schade mit ihren öffentlichen Gedankenspielen der Linken. "Die Linke zerstört sich leider ganz ohne mich", sagte Wagenknecht. Ein Einsatz im Wahlkampf würde ihr derzeit schwer fallen, fügte Wagenknecht hinzu. "Ich kann für eine Linke, die noch nicht mal bereit ist, eine große Friedenskundgebung zu unterstützen, keinen Wahlkampf mehr machen, ohne mich zu verbiegen", sagte sie.
Damit verwies sie auf die von ihr mitinitiierte Kundgebung zum Jahrestag des russischen Angriffs auf die Ukraine im Februar. Die Linken-Spitze hatte den Aufruf und die Kundgebung wegen fehlender Distanzierung zu Russland und mangelnder Abgrenzung gegen rechte Kräfte kritisiert.