Nach Wagenknecht-Rede Linkspartei verliert zwei prominente Mitglieder
In der Linkspartei brodelt es nach einer provokanten Rede der Partei-Ikone Wagenknecht. Zwei prominente Mitglieder sind nun ausgetreten - der Chef des Paritätischen, Schneider, und der frühere Abgeordnete de Masi.
Die Linkspartei kommt nicht zur Ruhe - im Gegenteil. Nun haben zwei prominente Gesichter ihren Austritt aus der Partei bekannt gegeben: Der frühere Europa- und Bundestagsabgeordnete Fabio de Masi und zuvor der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Ulrich Schneider.
Di Masi schreib bei Twitter, er wolle nicht mehr in Verantwortung für das "eklatante Versagen der maßgeblichen Akteure in dieser Partei" genommen werden, die eine große Mehrheit der Bevölkerung im Stich lasse, die eine Partei brauche, die sich überzeugend für soziale Gerechtigkeit und Diplomatie engagiere. "Ich habe versucht meinen Teil zu leisten, aber ich bin damit gescheitert!"
Weiter teilte der 42-Jährige via Twitter mit: Seine Entscheidung sei kein Teil einer "Flügelauseinandersetzung". Er bleibe "vielen klugen Köpfen und heißen Herzen" in seiner früheren Partei freundschaftlich verbunden.
Von 2014 bis 2017 war de Masi Mitglied des Europäischen Parlaments, wo er sich etwa im Panama-Papers-Untersuchungsausschuss zu Geldwäsche, Steuervermeidung und Steuerhinterziehung über Parteigrenzen hinaus einen Namen gemacht hatte. Von 2017 bis 2021 war er Mitglied des Bundestages und stellvertretender Vorsitzender der Linken-Fraktion. Im vergangenen Jahr hatte De Masi aus persönlichen Gründen das Parlament verlassen.
Auch Schneider ausgetreten
Zuvor hatte auch der Hauptgeschäftsführer des Paritätischen Wohlfahrtsverbandes, Ulrich Schneider, seinen Austritt aus der Partei bekannt gegeben. Er begründete den Schritt auf Twitter mit der "Wirtschaftskrieg"-Rede der früheren Fraktionschefin Sahra Wagenknecht . "Dass die Linksfraktion am letzten Donnerstag im Bundestag Wagenknecht ans Podium ließ, und was diese dann - man hätte es wissen müssen - vom Stapel ließ, war zu viel."
Wissler bedauert Austritt
Linken-Chefin Janine Wissler bedauerte den Austritt Schneiders: "Ich verstehe den Ärger und den Frust darüber, dass Beschlüsse und Positionen der Linken von einigen immer wieder öffentlich konterkariert werden", sagte sie der Nachrichtenagentur AFP. Aber die Konsequenz, die er gezogen habe, "schmerzt mich zutiefst". "Denn gerade jetzt braucht es eine starke und einige Linke, die Alternativen aufzeigt und für soziale Gerechtigkeit streitet", fügte Wissler hinzu. Schneider sei "ein Linker mit Herz und Seele und ich bedaure seinen Austritt sehr".
Heftige Debatte um Wagenknecht-Rede
Wagenknechts Rede am vergangenen Donnerstag hat die Linke in neue Turbulenzen gestürzt. Die Ex-Fraktionschefin hatte der Bundesregierung mit Blick auf Russland vorgeworfen, "einen beispiellosen Wirtschaftskrieg gegen unseren wichtigsten Energielieferanten vom Zaun zu brechen". Wissler und ihr Ko-Vorsitzender Martin Schirdewan waren zu dieser Äußerung auf Distanz gegangen. Wagenknecht-Anhänger in der Linken stärkten ihr dagegen den Rücken. Die Debatte hält bis heute an.