Ukrainischer Botschafter Melnyk Der mit den Worten kämpft
Bundeskanzler Scholz fährt erstmal nicht nach Kiew. Andrij Melnyk kritisierte Scholz Absage scharf, bezeichnete ihn als "beleidigte Leberwurst". Es war nicht die erste Provokation des ukrainischen Botschafters.
Andrij Melnyk, der Mann mit der markanten Hornbrille und den eleganten Anzügen, ist präsent - und er ist hartnäckig. Melnyk tritt in Talkshows auf, gibt Interviews, twittert und kommentiert. Zufrieden ist er eigentlich nie, meistens fordert er etwas - etwa einen Gas-Lieferstopp, ein Öl-Embargo oder die Lieferung weiterer Waffen.
Wir glauben, dass die Bundeswehr nach wie vor fähig wäre, uns die Waffen zu liefern, die wir gerade benötigen. Nur ein Beispiel: Marder, Schützenpanzer.
Stattdessen möchte die Bundesregierung Gepard-Panzer liefern. Die seien aber 40 Jahre alt, sagte Melnyk in der "Bild am Sonntag". Um Russland zu besiegen brauche sein Land modernste deutsche Waffen.
Melnyk provoziert gerne
Damit seine Forderungen deutlich werden, greift Melnyk gerne zu einem Stilmittel: der Provokation. Zuletzt traf es Bundeskanzler Olaf Scholz, den Melnyk gegenüber der dpa eine "beleidigte Leberwurst" nannte. Im "Spiegel" bezeichnete der Botschafter den Vorsitzenden des Auswärtigen Ausschusses, Michael Roth als, Zitat, "Arschloch". Und dem Bundespräsidenten warf Melnyk eine zu große Nähe zu Russland vor. Frank-Walter Steinmeier habe seit Jahrzehnten ein "Spinnennetz der Kontakte" geknüpft - so Melnyk wörtlich gegenüber dem "Tagesspiegel".
Seine Vorwürfe treffen aber nicht nur Politikerinnen und Politiker. Im Deutschlandfunk forderte Melnyk, dass die ganze deutsche Gesellschaft die letzten Jahrzehnte aufarbeiten müsse.
Wieso konnte es soweit kommen, dass Deutschland energiepolitisch fast vollständig von diesem russischen Staat abhängig ist und die Ukraine als Geisel dieser Beziehungen geworden ist und dieses Leid mit zivilen Opfern ausbaden muss?
Permanent im Scheinwerferlicht
Andrij Melnyk hat Internationale Beziehungen studiert und einen Doktor in Rechtswissenschaften. Später war er Stellvertretender Minister in der Ukraine - zuständig für die Integration in die Europäische Union. Schon mehr als sieben Jahre ist Melnyk Botschafter in Berlin - seit dem russischen Angriff auf die Ukraine steht er permanent im Scheinwerferlicht.
Polarisieren konnte Melnyk aber schon früher. So besuchte er vor ein paar Jahren das Grab des ukrainischen Nationalisten Stepan Bandera und legte dort Blumen nieder. Die Linken-Abegordnete Sevim Dağdelen regt sich bis heute darüber auf:
Wer den Faschistenführer Stepan Bandera ehrt, dessen Organisation ukrainischer Nationalisten während des zweiten Weltkrieges unzählige jüdische und polnische Zivilisten ermordet hat, darf nicht mit Verständnis rechnen.
Melnyk wirkt wenig diplomatisch
Andrej Melnyk fordert, provoziert und polarisiert. Diplomatisch wirkt das alles nicht - soll es vielleicht aber auch gar nicht:
Ich glaube es ist auch die verdammte Pflicht auch der deutschen Freunde hier, endlich was zu tun und nicht nur zu reden.
Aber solange sie nur reden, ist Melnyk überzeugt, müsse er eben weiterkämpfen - mit Worten.