Letzte Rede als CDU-Chefin "Es war mir eine Ehre"
Sachlich und "knochentrocken", aber auch emotional und selbstironisch: Angela Merkel hat ihre letzte Rede als CDU-Chefin gehalten. Der Applaus war freundlich, aber nicht frenetisch.
Nur nicht zu emotional werden. Bei ihrer letzten Rede als CDU-Vorsitzende gibt die Frau, die die Partei 18 Jahre lang geführt hat, die Tonart selber vor: "Typisch Merkel - knochentrocken!"
Merkel schlägt einen Bogen vom Motto, das sie ihrem ersten Parteitag im Jahr 2000 gab - "Zur Sache" hieß es damals - zur Vorgabe für den heutigen Parteitag, das so sachlich ausfällt, wie es ihrem Naturell entspricht: "'Zusammenführen und zusammen führen!' - mein letztes Motto als CDU-Vorsitzende. Und wieder typisch Merkel: Wo steht hier Deutschland? Nirgends! Wo steht hier Zukunft? Nirgends! Wo steht hier etwas von gestalten, von Werten, von Sicherheit? Nirgends!"
Vergangenheit ist Vergangenheit
Die CDU im Jahr 2018, so Merkel, ist nun einmal nicht mehr die CDU der 1980er- und 1990er-Jahre. Und sie selbst ist es gewesen, die die Christdemokraten auf den neuen, in die Zukunft weisenden Weg geführt hat - das vor allem macht sie deutlich. Damals noch mit der rot-grünen Bundesregierung und der Unterstützung für die Hartz-Gesetze, die dann in ihrer Ägide in deutlich niedrigere Arbeitslosenzahlen umgemünzt wurden. Später dann mit der Abschaffung der Wehrpflicht, dem Mindestlohn, dem Elterngeld und dem Kita-Ausbau.
"Und liebe Freunde, wir haben auch die große Herausforderung bestanden, 2015 in einer humanitären Notlage viele Menschen bei uns aufzunehmen und trotzdem dafür zu sorgen, dass gesteuert und geordnet wurde. Ich erinnere nur an das EU-Türkei-Abkommen", so Merkel. Der Beifall fällt etwas spärlicher aus an dieser Stelle.
Das Fremdeln vieler Delegierter mit ihrer Chefin ist auch drei Jahre nach der Flüchtlingskrise noch hör- und sichtbar. Als Merkel nach gut einer halben Stunde zum Ende ihrer Rede kommt, hat sie die Namen ihrer potentiellen Nachfolger kein einziges Mal erwähnt. Heute geht es um das Fazit ihrer Amtszeit an der Spitze der Partei und die Delegierten applaudieren minutenlang freundlich und dankbar, wenn auch nicht frenetisch.
Die CDU-Mitglieder im Saal dankten Merkel mit minutenlangem Applaus.
Ein neues Kapitel für Merkel
"Und jetzt ist es an der Zeit, ein neues Kapital aufzuschlagen. Heute, in dieser Stunde, in diesem Moment bin ich von einem einzigen, alles überragenden Gefühl erfüllt: von dem Gefühl der Dankbarkeit. Es war mir eine große Freude. Es war mir eine Ehre!"
Fast fröhlich lächelnd winkt Merkel eine Weile in den Saal und nimmt dann wieder Platz auf ihrem Stuhl im Tagungspräsidium. Was sie in diesem Augenblick empfindet, wird nicht klar deutlich und lässt die Delegierten spekulieren: "Ich glaube, dass sie ein Stück weit wehmütig ist.", "Unglaublich menschlich. Man merkt, dass sie sich tatsächlich noch einmal eine Menge Gedanken über diese 18 Jahre als Parteivorsitzende gemacht hat." und "Sie spricht eben dafür, dass man zusammenhalten muss, dass wir in der Mitte bleiben sollen. Und das ist für mich schon ein klares Signal!"