Militärtransporter A400M Gereifter Pannenflieger?
Jahrelang kam es beim A400M zu Problemen, er war als "Pannenvogel" verschrien. Verteidigungsministerin von der Leyen informierte sich nun über die Fortschritte - und zeigte sich bedingt zufrieden.
Von Christian Feld, ARD-Hauptstadtstudio Berlin
Anfang Dezember. Rückflug nach Deutschland. Die Soldatinnen und Soldaten an Bord des Airbus A400M haben einen monatelangen Auslandseinsatz in Afghanistan hinter sich. Der Militärtransporter der Luftwaffe bringt sie vom Camp Marmal im Norden des Landes nach Wunstorf bei Hannover.
Mit im Flieger sitzt auch Hans-Peter Bartels, der Wehrbeauftragte des Bundestages; kurz vor Weihnachten besucht er die Truppe, die am Hindukusch Teil der NATO-Mission "Resolute Support" ist. Wenn Soldatinnen und Soldaten geklagt hätten, dann über Probleme bei den Transporten ins Einsatzgebiet und wieder zurück: Flugausfälle, lange Wartezeiten. "Man muss sich einigermaßen auf die Rückkehr-Termine verlassen können, denn da wartet auch eine Familie", sagt Bartels während der Reise im Gespräch mit tagesschau.de.
"Pannenflieger" und "Milliardengrab"
Mehr Planungssicherheit erhofft er sich von einem regelmäßigen Shuttle-Verkehr mit dem A400M. Im Juli schickte die Luftwaffe den Militärtransporter erstmals für einen Routineflug mit 75 Soldatinnen und Soldaten ins afghanische Masar-i Scharif. Was ihm über den A400M erzählt wurde, macht Bartels zuversichtlich: "Man kann sich inzwischen immer besser auf den Flieger verlassen." Das Flugzeug galt lange als "Pannenflieger" und "Milliardengrab", es gab eine lange Kette von Pannen und Problemen mit dem Transporter.
Verteidigungsministerin von der Leyen verschweigt die Schwierigkeiten und Probleme der Vergangenheit nicht: "Lange, lange Jahre hieß es beim A400M: wird teurer als erwartet, kommt später und kann nicht das, was er können sollte." Und in der Tat: Die Kosten gegenüber der ursprünglich veranschlagten Summe sind nach letzten Angaben um mindestens 1,5 Milliarden Euro gestiegen. Gelernt habe man aber, so von der Leyen, dass die Abnehmerländer Interessen gegenüber dem Hersteller Airbus gemeinsam vertreten müssten.
Die Verteidigungsministerin ließ sich auch das Innere des Transporters zeigen.
Mängel etwa bei Nachtsichtfähigkeit
Beim Besuch des Lufttransportgeschwaders 62 in Wunstorf sagt sie aber auch: "Ich möchte heute mal die Dinge erwähnen, die funktionieren." Der A400M habe eine enorme Reichweite, könne auf schlechten Pisten landen und doppelt so viel Ladung transportieren wie die Transall, der bisherige Lastesel der Luftwaffe. Noch verfügt der A400M längst nicht über alle gewünschten Eigenschaften: Nachtsichtfähigkeit und Schutzkomponenten müssten noch verbessert werden. Aber: "Wenn dieses Groß-Transportflugzeug mal seine Kinderkrankheiten überwunden hat, dann werden wir den modernsten Transportflieger der Welt hier haben."
In wenigen Tagen soll Nummer 25 von 53 Flugzeugen ankommen. Dieses "Bergfest" will die Ministerin in Wunstorf feiern, sie bestätigt aber auch eine Nachricht, die zuvor der Augsburger Bundestagsabgeordnete Hansjörg Durz publik gemacht hatte: Die A400M der Luftwaffe sollen in Zukunft an einem weiteren Standort stationiert werden - Lechfeld in Bayern. 170 Millionen Euro sollen investiert werden, 500 neue Dienstposten sind geplant. Damit schafft die Luftwaffe auch die Voraussetzungen für einen "multinationalen Hub", einen Flugzeugstützpunkt, an den sich Partner aus NATO und EU militärisch anlehnen können: "Gemeinsam als Europäer müssen wir die Transportkapazität in der Luftwaffe verbessern, und wir sind entschlossen, dieses auch gemeinsam so auf die Beine zu stellen, dass es uns eine gewisse Unabhängigkeit gibt."
Weiter Unterstützung nötig
Bei ihrem Besuch in Wunstorf lässt sich von der Leyen eine Variante zeigen, mit der medizinische Evakuierungsflüge möglich sind. Das sei eine "fliegende Intensivstation", schwärmt von der Leyen beim Rundgang. Im Ernstfall bewährt hat sich die Maschine am 25. Dezember: Ein ungarischer Soldat wurde aus dem Einsatz in Afghanistan nach Budapest ausgeflogen.
Regelmäßig ist der A400M jetzt nach Afghanistan, Mali und Jordanien unterwegs. Bringt das die vom Wehrbeauftragten eingeforderte Verlässlichkeit bei den Flügen ins und aus den Einsatzgebieten? Im Gespräch mit tagesschau.de sagt von der Leyen: "Je mehr A400M wir bekommen, desto regelmäßiger und besser können wir fliegen." Ganz ohne Unterstützung unter anderem der Amerikaner werde es aber - zumindest vorerst - nicht gehen: "Wir werden uns auch lange noch darauf stützen müssen."
Bis zur wirklichen Erfolgsgeschichte ist noch eine gute Strecke zu gehen. Vom Ruf als flügellahmer Problemvogel dürfte sich der A400M jedoch langsam befreien.