Mit 89 Jahren Sozialphilosoph Oskar Negt gestorben
Oskar Negt studierte bei Horkheimer und Adorno, arbeitete mit Habermas zusammen, war ein Vordenker der Studentenbewegung und ein unermüdlicher Streiter für Demokratie. Jetzt starb der Soziologe und Philosoph mit 89 Jahren.
Der Soziologe und Sozialphilosoph Oskar Negt ist nach langer Krankheit im Alter von 89 Jahren gestorben. Das teilte der Göttinger Steidl Verlag mit, der seit Jahren Negts Bücher publizierte. "Wir trauern um einen Weggefährten und einen warmherzigen Freund", heißt es in der Mitteilung. "Unser tiefes Mitgefühl gilt seiner Frau Christine Morgenroth, seinen vier Kindern, seinen engen Freundinnen und Freunden. Du fehlst, lieber Oskar."
Negt sei nie nur ein Mann der Theorie gewesen, sondern habe immer wieder zu tagespolitischen Problemen und Konflikten Stellung genommen, schrieb der Verlag.
Wortführer der Studentenbewegung
Als junger Wissenschaftler profilierte Negt sich als Wortführer der Studentenbewegung. Er studierte in Frankfurt am Main bei Max Horkheimer und promovierte bei Theodor W. Adorno in Philosophie. Von 1962 bis 1970 arbeitete er als Assistent von Jürgen Habermas. Von 1970 bis 2002 war er Professor für Soziologie an der Universität Hannover.
Bildung war ein Schwerpunkt des Soziologen. "Politische Erwachsenenbildung war ihm ein Herzensthema", teilte der Steidl Verlag mit. Unermüdlich habe Negt daran erinnert, dass "Demokratie die einzige Staatsform ist, die gelernt werden muss". 1972 gründete Negt in Hannover eine Reformschule, die bis heute existiert.
Auch Politiker suchten immer wieder den Rat des Soziologen, der sich selbst einmal als SPD-Sympathisant bezeichnete. Zu Negts 85. Geburtstag gratulierte ihm auch Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier, früher ein Nachbar des Soziologieprofessors in Hannover.