Gekipptes Vorhaben Kinderärzte kritisieren Aus für Rauchverbot im Auto
Mit einem Rauchverbot im Auto wollte Gesundheitsminister Lauterbach Kinder und Schwangere schützen. Aus dem Vorhaben wurde nichts - offenbar auf Druck der FDP. Nun ruft der Verband der Kinderärzte dazu auf, es doch wie geplant umzusetzen.
Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte (BVKJ) fordert vehement ein Rauchverbot in Autos zum Schutz von Schwangeren und Kindern. Verbandspräsident Thomas Fischbach kritisierte eine mutmaßliche Abkehr der Bundesregierung von dem Vorhaben laut einer Mitteilung des BVKJ als "unbegreiflich".
Rauchen im Auto im Beisein verletzlicher Personengruppen sei ein Eingriff in deren Grundrecht auf körperliche Unversehrtheit. "Eigentlich sollte es selbstverständlich sein, im Beisein von Kindern und Schwangeren in Autos nicht zu rauchen", erläuterte Fischbach. Das sei "es für viele aber leider nicht". Deshalb brauche es ein gesetzliches Verbot, um Kinder und schwangere Frauen vor dem Passivrauchen zu schützen.
Offenbar Gegenwehr von FDP und CDU
Das Rauchverbot bei Autofahrten im Beisein von Kindern und Schwangeren war von Gesundheitsminister Karl Lauterbach forciert worden. Es sollte im Nichtraucherschutzgesetz verankert werden und im Rahmen der geplanten Cannabis-Legalisierung umgesetzt werden. Laut der Aussage des Drogenbeauftragten der Bundesregierung, Burkhard Blienert, habe die Ampelkoalition jedoch auf Druck der FDP schließlich auf die entsprechende Passage im geplanten Gesetz verzichtet.
Der gesundheitspolitische Sprecher der FDP-Bundestagsfraktion, Andrew Ullmann, hatte etwa damit argumentiert, dass ein solches Verbot keinen nennenswerten Effekt haben würde: "Wenn in den 30 Minuten im Auto nicht geraucht wird, aber dafür den ganzen Tag in der Wohnung, ist weder Kindern noch Schwangeren geholfen."
Auch die oppositionelle CDU hatte sich gegen ein solches Verbot ausgesprochen, da es laut dem CDU-Gesundheitsexperten Tino Sorge "in der Praxis kaum umsetzbar sei".
Der SPD-Politiker Blienert hatte die FDP für ihre ablehnende Haltung scharf kritisiert: "Ich kann die Bedenken der FDP, eine solche Maßnahme sei eine übermäßige Beschneidung der Freiheitsrechte, wirklich nicht nachvollziehen", sagte er kürzlich dem "Redaktionsnetzwerk Deutschland". Es gehe schließlich um die Rechte der Kinder. "Sollen die mit ihren Eltern selbst ausdiskutieren, ob sie auf dem Weg in den Urlaub in einer Schadstoffwolke sitzen oder nicht?" Die Konzentration der Schadstoffe beim Rauchen im Auto sei so hoch wie in einer Raucherkneipe, warnte der SPD-Politiker.
Kinderhilfswerk: Stopp des Vorhabens "total verkehrt"
Auch der Bundesgeschäftsführer des Deutschen Kinderhilfswerks hatte den Stopp des geplanten Verbots als "total verkehrt" bezeichnet. Es habe sich deutlich gezeigt, dass Appelle allein hier nicht ausreichen. Vielmehr müsse der Schutz gerade von Kindern und Jugendlichen in diesem Bereich endlich gesetzlich abgesichert werden, appellierte Holger Hofmann.
Laut Kinderhilfswerk verursacht das Rauchen einer einzigen Zigarette im Auto innerhalb weniger Minuten eine Konzentration von Tabakrauch, die um ein Vielfaches höher ist als in einer stark verrauchten Gaststätte.