Razzien in acht Bundesländern Großeinsatz gegen mutmaßliche Schleuser
Sie sollen gegen fünf- und sechsstellige Beträge Aufenthaltstitel an Ausländer verkauft haben: Bei einem Großeinsatz in acht Bundesländern wurden zehn mutmaßliche Mitglieder einer Schleuserbande festgenommen.
Bundespolizei und Staatsanwaltschaft sind am Morgen bei einem Großeinsatz in acht Bundesländern gegen Mitglieder einer international agierenden Schleuserbande vorgegangen. Zehn Menschen seien dabei festgenommen worden, teilten die Staatsanwaltschaft Düsseldorf und die Bundespolizeidirektion Sankt Augustin (Nordrhein-Westfalen) mit.
Mehr als 1.000 Beamte hatten in den frühen Morgenstunden rund 100 Wohn- und Geschäftsräume durchsucht, darunter auch zwei Rechtsanwaltskanzleien. Im Visier sind 38 mutmaßliche Bandenmitglieder und 147 Menschen, die geschleust worden sein sollen. Zähle man später nachgeholte Familienmitglieder hinzu, gehe es um etwa 350 zumeist chinesische Staatsangehörige, so die Ermittler.
Offenbar Mitarbeiter von Ausländeramt bestochen
Einsätze gab es in Bayern, Baden-Württemberg, Berlin, Hamburg, Hessen, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Schleswig-Holstein. Der Schwerpunkt der Ermittlungen lag in Nordrhein-Westfalen, wo auch die zehn Beschuldigten festgenommen wurden.
Unter ihnen waren auch ein Rechtsanwalt und eine Rechtsanwältin aus dem Raum Köln, laut der Polizei Sankt Augustin die beiden Hauptverdächtigen. Sie sollen über ihre Kanzleien wohlhabende ausländische Staatsangehörige für Schleusungen angeworben haben, vor allem aus China und arabischen Ländern.
Den Geschleusten soll eine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis versprochen worden sein - dafür hätten sie zwischen 30.000 und 350.000 Euro bezahlt. Die Aufenthaltserlaubnisse liefen laut Polizei über vier Ausländerämter: von den Städten Kerpen und Solingen, des Rhein-Erft-Kreises und des Kreises Düren. Zu den Festgenommenen gehöre auch ein Mitarbeiter des Kreises Düren, der Bestechungsgelder erhalten haben soll.
Neben "umfangreichen Beweismitteln" wurden laut Polizei etwa 210.000 Euro Bargeld sichergestellt.
Zunahme von Schleuserkriminalität
Im Jahr 2022 haben Bundeskriminalamt und Bundespolizei deutschlandweit fast 5.000 Fälle von Schleusungen registriert - ein Plus von knapp 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Hintergrund ist der starke Anstieg irregulärer Migration nach Europa. Im aktuellen Lagebild Schleusungskriminalität von 2022 heißt es, die Täter agierten "sehr professionell und flexibel", auch sei eine zunehmende Risikobereitschaft feststellbar.