Baden-Württemberg 50 Tonnen braune und weiße Champignons pro Woche aus Philippsburg
Eine der größten und modernsten Pilzzuchtanlagen in Baden-Württemberg ist in Betrieb gegangen. Seit rund zwei Wochen werden in Philippsburg tonnenweise Champignons angebaut.
Das Kernkraftwerk in Philippsburg am Rhein ist seit fünf Jahren stillgelegt. Dafür wird die Kleinstadt jetzt zur Pilz-Metropole in Baden-Württemberg. Seit gut zwei Wochen werden am Ortsrand in neu gebauten Industriehallen Champignons gezüchtet und geerntet. Betreiber ist die Rheinische Pilz-Zentrale Geldern (RPZ).
Geplant sind 100 Tonnen Champignons wöchentlich aus Philippsburg
Noch ist in Philippsburg nicht alles fertig gebaut. Die braunen und weißen Champignons schießen aber schon wie die sprichwörtlichen Pilze aus dem Boden. Pilze wachsen extrem schnell, man kann zuschauen, wie sie täglich größer werden, erklärt Hans Deckers, der Seniorchef am neuen Standort Philippsburg.
Die verdoppeln sich in der Wachstumsphase. Das geht "rubbel die Katz" und dann müssen die geerntet werden. Hans Deckers, RPZ-Seniorchef in Philippsburg
Ausschließlich braune und weiße Champignons gibt es in der neuen Zuchtanlage in Philippsburg. Aktuell liefert der Betrieb pro Woche 40 bis 50 Tonnen Pilze an Supermärkte. Noch ist nicht alles fertig gebaut, später einmal sind 90 bis 100 Tonnen Pilze wöchentlich geplant.
Hans Deckers, Seniorchef der Rheinischen Pilzzentrale, an den Beeten mit erntereifen Champignons am neuen Standort Philippsburg.
Champignons aus Philippsburg: Erste Ernte am neuen Standort
Jetzt, Mitte Dezember, ist die erste Ernte in der Pilzzuchtanlage am neuen Standort Philippsburg. Ein mit Pilzfäden durchsetzter Nährboden, ein sogenanntes Kultursubstrat, ist vor etwa zwei Wochen in die Beete eingesetzt worden. In riesigen Stahlregalen wachsen die Pilze in sechs Etagen übereinander heran. Auf rund 9.000 Quadratmeter will die Pilzzentrale in Philippsburg Champignons aus der Region für die Region züchten, erklärt Hans Deckers das Unternehmensziel.
Alicia Tomanek hilft am neuen Standort in Philippsburg bei der ersten Ernte der Champignons. Auf einer hydraulischen Plattform fährt sie auf und ab, packt mit schnellen Handbewegungen die reifen Pilze und legt sie auf ein Förderband. Per Band gelangen die Champignons in den ersten Stock. Dort wird ein Teil des Stiels abgeschnitten. Anschließend werden die Pilze vollautomatisch sortiert und in Schälchen gelegt.
Alicia Tomanek arbeitet seit acht Jahren für die Rheinische Pilz-Zentrale. Am neuen Standort in Philippsburg hilft sie bei der ersten Ernte der Champignons mit.
Die Bauarbeiten an der Pilzzuchtanlage in Philippsburg dauern noch an
Drinnen müssen Kühlräume und der Bereich, in dem die Pilze verpackt werden, noch fertig gebaut werden. Im Außenbereich ist ein Verwaltungsgebäude geplant. Auch das weitgehend zerstörte, historische Hofgut Rheinschanz-Mittelhof direkt nebenan will der Familienbetrieb wieder aufbauen, Wohnungen für Mitarbeiter sollen dort entstehen.
Pilzzuchtanlage: 50 Millionen Euro als Investition geplant
Auf bis zu 50 Millionen Euro werden sich die Investitionen am neuen Standort Philippsburg belaufen, erklärt der Seniorchef Deckers. Er hat den Betrieb für Pilzzucht in Nordrhein-Westfalen vor einem halben Jahrhundert gegründet. Mittlerweile gibt es fünf weitere Standorte - der neueste im badischen Philippsburg. Hans Deckers spricht gerne über die Organismen, die nicht zu den Pflanzen und auch nicht zu den Tieren gehören. Und er weiß, was Pilze alles brauchen.
Luftfeuchte ist wichtig, kein Wind, keine Sonne, kein großer Zug, ein angenehmes Klima, viel Pflege und vielleicht noch ein bisschen Liebe. Hans Deckers züchtet Pilze seit 50 Jahren
Die Rheinische Pilzzentrale aus Geldern/NRW hat in Philippsburg eine neuen Standort zur Zucht von Champignons eröffnet
Sendung am Mi., 18.12.2024 12:00 Uhr, SWR1 Baden-Württemberg, SWR1 Baden-Württemberg