Ein Flugzeug hebt ab, betrachtet durch Stacheldraht: Laut einem Zeitungsbericht ist der aus Illerkirchberg im Alb-Donau-Kreis nach Afghanistan abgeschobene Mann in Kabul im Gefängnis (Symbolfoto).

Baden-Württemberg Abgeschobener Straftäter aus Illerkirchberg in Kabul in Haft?

Stand: 06.09.2024 17:34 Uhr

Die Taliban haben aus Deutschland abgeschobene Straftäter offenbar freigelassen. Das erklärte ein Sprecher der Radikalislamisten dem ARD-Studio Südasien. Wer und wie viele freikamen, ist unklar.

Vergangenen Freitag waren erstmals seit der Machtübernahme der Taliban wieder Flüchtlinge aus Deutschland nach Afghanistan abgeschoben worden. Darunter war auch ein verurteilter 31-jähriger Täter aus Illerkirchberg (Alb-Donau-Kreis). Mehrere abgeschobene Männer sollen in Kabul zunächst wieder in ein Gefängnis gebracht worden sein. Darüber hatte zuerst "BILD" berichtet.

Jetzt haben die Taliban aus Deutschland abgeschobene Täter freigelassen, bestätigte ein Sprecher der Radikalislamisten dem ARD-Studio Südasien. Allerdings ist nicht bekannt, wer oder wie viele Männer freigelassen wurden. Deren Familien hätten zuvor schriftlich versichern müssen, dass die Männer keine Straftaten mehr begehen, heißt es.

Gefängnis in Kabul bekannt für miserable Haftbedingungen

Mehrere abgeschobene Straftäter waren nach Informationen der "BILD" zunächst im Pul-e-Charkhi-Gefängnis in Kabul inhaftiert worden. Jeder Fall sollte nach Angaben eines Talibanvertreters untersucht und vor Gericht das weitere Vorgehen entschieden werden. Das Bundesinnenministerium erklärte auf SWR-Anfrage, der Bundesregierung lägen keine eigenen Informationen dazu vor. Auf die Frage, ob der Vorfall Konsequenzen für weitere Abschiebungen habe, antwortete das Ministerium nicht.

Das Gefängnis in der afghanischen Hauptstadt Kabul ist für schlechte Haftbedingungen bekannt. Laut dem Bericht fehlt es im Gefängnis beispielsweise an Toiletten und sauberem Wasser.

Anwalt des 31-Jährigen hat keinen Kontakt zum Mandanten

Der Anwalt des 31-Jährigen will sich auf Anfrage des SWR nicht äußern. Er war in den sozialen Medien nach der Abschiebung seines Mandanten massiv persönlich angefeindet worden. Laut "Südwest Presse" hat der Anwalt seit der Abschiebung keinen Kontakt mehr zu seinem Mandanten. Der 31-Jährige hatte wegen der Vergewaltigung einer 14-Jährigen im Jahr 2019 in Illerkirchberg eine Gefängnisstrafe abgesessen. Er lebte seit seiner Freilassung wieder in der Gemeinde.

Sendung am Do., 5.9.2024 14:00 Uhr, SWR4 am Nachmittag, SWR4

Mehr zur Abschiebung eines straffälligen Afghanen aus Illerkirchberg