Collage zum kuriosen Jahresrückblick

Baden-Württemberg Ach, wie schräg: Die kuriosesten Nachrichten des Jahres aus Baden-Württemberg

Stand: 31.12.2024 06:10 Uhr

2024 brachte in Baden-Württemberg so manche ungewöhnliche News hervor. Ein Rückblick.

Was im Amtsdeutsch "Unfallhäufungsstelle" heißt, bedeutet für Anwohner in Ennetach, einem Ortsteil von Mengen (Kreis Sigmaringen), fast täglich Krach -immerhin nicht untereinander: Aber seit Jahrzehnten bleiben dort regelmäßig an der Decke einer Bahnunterführung größere Fahrzeuge hängen. Schilder weisen eigentlich auf die zulässige Höhe hin, doch offenbar weiß nicht jeder Fahrer eines mehr als 2,10 Meter großen Gefährts, dass ein Wille nicht unbedingt einen Weg durch den Mini-Durchgang beschert. In der Regel bleibt's bei Blechschäden und nicht jeder Fahrer meldet seinen Schaden überhaupt, aber die Menschen vor Ort sind genervt. Denn Ursache ist eine vermeintliche Abkürzung, die Navigationsgeräte errechnen und vor allem Ortsfremde in die Unterführung lotsen. Nun kommt offenbar Bewegung in die Sache. Im Gespräch sind Tempo 30, was Navigationsgeräte überlisten würde, und eine Anlage zur Höhenkontrolle. Bis dahin helfen diese Tipps.

Reutlingen: Mann reißt Statue den Arm ab

Mit einem "nur" einmaligen Schaden muss man sich seit dem Herbst in Reutlingen herumschlagen. Auf dem Marktbrunnen residiert der steinerne Kaiser Maximilian II. - mittlerweile aber nur mit einer Hand. Denn ein Mann mit unklaren Beweggründen kam im Oktober auf die Idee, auf den Brunnen zu klettern und sich an den Arm des Monarchen im Ruhestand zu klammern. Der bröselte samt Hand ab und versank im Wasser. Und weil der Denkmalschutz ganz besondere Vorgaben hat, kann es mit der Restaurierung dauern - bis zum Frühjahr, wie es aus dem Rathaus heißt. Bezahlen muss den Spaß die Stadtkasse, denn beim Verursacher ist nichts zu holen: Er ist mittellos und eher für Straf- als für Wohltaten bekannt.

S'Hall: Baggerfahrer findet Mammut-Zahn - Glottertal: Münzschatz entdeckt

Für Wohltaten sorgten andere Menschen, mit Absicht und auch zufällig förderten sie zuletzt so manche Schätze aus dem Boden Baden-Württembergs. In Schwäbisch Hall entdeckte ein Baggerfahrer bei Bauarbeiten einen Mammutstoßzahn aus der Eiszeit. Der Zahn soll bis zu 115.000 Jahre alt sein und wird nun archäologisch untersucht. Einen Finderlohn gab es nicht, dafür ein Schweigegebot der Behörden, damit niemand an der Fundstelle weitergräbt. Immerhin trägt das spendende Tier nun den Namen des Finders: Luis. Den Namen "Münzschatz aus dem Glottertal" trägt ein Fund von August. In der Nähe der "Schwarzwaldklinik", dem Ort der TV-Serie aus ebenso historischen Zeiten, fielen einem archäologiekundigen Menschen bei Erdarbeiten "Metallplättchen" auf, die sich dann als Münzen entpuppten. Versteckt in der Erde wurden sie wohl um 1320, als sie geprägt wurden. Damals so viel wert wie 150 Schafe oder mehrere Zehntausend Euro. Heute natürlich de facto unbezahlbar.

Salmendingen: Naturphänomen legt Frühstart hin

Unbezahlbar sind auch Naturphänomene wie der sogenannten Märzenbronnen auf der Schwäbischen Alb. Alle paar Jahre entsteht bei Salmendingen (Zollernalbkreis) ein ganzer See und verschwindet dann wieder. Meist geschieht das nach der Schneeschmelze im Frühjahr. 2023/2024 war er aber schon über den Jahreswechsel zu bestaunen, von den Einheimischen, aber auch vielen Besuchern, die extra wegen des Sees kommen. Besonders viel Regen hatte dafür gesorgt, dass der Märzenbronnen diesmal besonders früh dran war - und dann kurz darauf wieder verschwand.

Kupferzell: Kräuter-Krimi mit Wendung

Und wenn wir schon einmal beim Verschwinden sind: Das galt auch für eine stattliche Menge Kräuter, die im April aus einem Wald bei Kupferzell verschwanden. Ein Naturphänomen stand aber nicht dahinter und wohl nicht einmal schnöde kriminelle Energie, wie sich später herausstellte. Was war geschehen? Mehrere Täter hatten 2,5 Tonnen Bärlauch aus einem privaten Waldgebiet abgeerntet. Noch bevor sie entwischen konnten, stellte sie der Waldbesitzer, der mit Hilfe der Polizei den Abtransport stoppen konnte. Für Verwunderung sorgte die Schadenssumme, die ein örtlicher Händler mit stattlichen 50.000 Euro bewertete, während die Polizei von einer deutlich niedrigeren Summe ausging. Später nahm der Fall dann eine unerwartete Wendung: Offenbar hatten sich die vermeintlichen Diebe im Grundstück geirrt. Letztlich einigten sich der Grundstücksbesitzer und die "Täter", der Mann verkaufte den Bärlauch an sie.

Waiblingen: Gastronomen erhöhen Preise - nur einer macht das Gegenteil

Auch andere Verkäufe sorgten 2024 für Aufsehen. Als die Mehrwertsteuer in der Gastronomie zu Jahresbeginn wieder angehoben wurde, war die Wut der Gastwirte groß. Rund 80 Prozent der Betriebe sahen sich nach eigenen Angaben in der Folge gezwungen, ihre Preise zu erhöhen. Nur ein wackerer Gastronom aus Waiblingen (Rems-Murr-Kreis) drehte den Fleischspieß um und senkte den Preis aller Gerichte übergangsweise auf einen Einheitspreis von mageren 6,90 Euro. Wie es sich für sparsame Schwaben gehört, rannten sie ihm von nah und fern die sprichwörtliche Bude ein. Gleichbleibende Getränkepreise, viel Trinkgeld und eine Spendenaktion für örtliche Organisationen mit Steuervorteil sorgten dafür, dass am Ende für Wirt und Belegschaft noch etwas heraussprang.

Ortenaukreis: Der weiße Hirsch von Prinzbach

Nicht auf dem Teller landet übrigens ein Hirsch aus Biberach-Prinzbach (Ortenaukreis). Bei Hirschzüchter Peter Neumaier leben rund 60 Tiere, darunter ein ganz besonderes, das anders als seine Artgenossen keinen braunen Anblick bietet. Weißes Fell und Geweih und eine rosafarbene Schnauze - was sein Glück ist, denn die meisten aus seiner Herde landen früher oder später auf dem Teller im benachbarten Landgasthaus. Nicht so der "Albino-Hirsch", der laut Züchter Neumaier nie geschlachtet werden soll. Denn das bringe laut badischer Tradition Unglück. Und außerdem hat er schon für Albino-Nachwuchs gesorgt, der neuerdings auf der Weide umherspringt. Vielleicht ist da eine Tradition im wahresten Sinne des Wortes geboren?

Karlsruhe: Wildschweine als Badegäste

Mit einer Herde auf Abwegen hatten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Karlsruher Bäder im August zu tun. Als sie am Morgen im Rheinstrandbad Rappenwört die Pforten öffnen wollten, kamen sie zur Erkenntnis, dass zwei Wildschweine auf diese offenbar nichts gaben und sich allen Anschein nach im Becken sauwohl fühlten. Mehrere Runden drehten sie, bis sie über das abgeflachte Ende leicht wieder nach draußen kamen und verschwanden. So richtig überraschend ist das übrigens gar nicht. So allerlei Wildtier sucht bei menschlicher Abwesenheit in Freibädern eine Erfrischung, ohne dann gleich eine Schweinerei anzurichten, wie die Bädergesellschaft ausrichtete. Entsprechende Filteranlagen würden das Wasser schnell wieder aufbereiten.

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Balingen: Kuh verfolgt Mann bis nach Hause

Leider ist nicht jede tierische Begegnung so schön und harmlos. Das musste im Juni ein Mann in Balingen (Zollernalbkreis) feststellen, der von einer Kuh verfolgt wurde. Er war auf einem Fahrrad unterwegs und konnte das ausgebrochene Tier nicht abschütteln. Auch als zu Hause ankam, blieb ihm die Kuh auf den Fersen und verfolgte ihn sogar bis in den Keller. Erst mit Hilfe der Polizei und des mittlerweile ermittelten Halters konnte das Tier schließlich eingefangen werden.

Korntal-Münchingen: Rätsel um reitenden Einbrecher auf Pferdehof

Jetzt wird es mysteriös: Ein geheimnisvoller Reiter sorgte wochenlang auf einem Pferdehof bei Korntal-Münchingen (Kreis Ludwigsburg) für Unfrieden. Stets nachts brach er in den Stall ein, sattelte Pferde und ritt los. Offenbar hatte er nicht vor, den Tieren zu schaden. Dennoch war auf dem Talhof verständlicherweise die Verunsicherung groß, auch weil sein Motiv so rätselhaft erschien und es bis heute ist. Erst über eine Öffentlichkeitsfahndung konnte die Polizei den Mann schließlich ermitteln, weil sein Arbeitgeber ihn erkannt hatte. Die Ermittlungen laufen noch. Auf dem Pferdehof kann man seitdem wieder ruhiger schlafen.

Mannheim: Nackter Mann duscht in fremder Wohnung

Unangemeldeten Besuch, der es sogar in die Küche schaffte, bekamen zwei Mannheimer am Ostersonntag. Doch nicht der Osterhase kam vorbei, sondern ein nackter Mann, der durch die unverschlossene Tür in ihre Wohnung gelangte, duschte und sich Kleidung der Wohnungsinhaber anzog, bevor er sich zu den beiden Bewohnern an den Tisch setzte. Offenbar führte er nichts Böses im Schilde und wollte nur "diskutieren", wie es die Polizei ausdrückte. Er kam offensichtlich stark dehydriert und verwirrt in ein Krankenhaus.

Tübingen: Kleiner Vogel verhinderte jahrelang Klinikausbau

Auch einen anderen unwillkommenen Besucher wurde man in 2024 los. In diesem Fall handelt es sich allerdings um einen kleinen Vogel, genauer gesagt einen sogenannten Ziegenmelker. Auch wenn dieses Tier gerade einmal die Ausmaße eines Herrenschuhs hat, vermochte er es dennoch als streng geschützte Art dem Ausbau des Tübinger Uniklinkums jahrelang im Weg zu stehen. Beziehungsweise zu sitzen oder zu fliegen, denn weil er vor vielen Jahren auf dem dortigen Dach gesichtet wurde, war nicht gewährleistet, dass er mit dem geplanten Ausbau noch genügend Ausflug-Fläche gehabt hätte. Im Oktober konnte dank eines Gutachtens aber nachgewiesen werden, dass der kleine Vogel dort überhaupt nicht mehr lebt. Vielleicht hat er die Debatte um seine Existenz wahrgenommen und ist einfach weggeflogen.

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