Angeklagter im Gerichtssaal im Amtsgericht in Karlsruhe. Zwei Männer haben sich als falsche Polizisten ausgegeben. Dem Angeklagten wird bandenmäßiger Betrug vorgeworfen.

Baden-Württemberg Versuchter Betrug mit falschen Polizisten: Mittäter muss ins Gefängnis

Stand: 03.09.2024 20:38 Uhr

Falsche Polizisten wollten 2019 eine Seniorin aus Linkenheim-Hochstetten um ihr Erspartes bringen. Das Amtsgericht Karlsruhe hat jetzt einen Mittäter zu über zwei Jahren Haft verurteilt.

Weil falsche Polizisten 2019 eine Seniorin aus Linkenheim-Hochstetten betrügen wollten, stand am Dienstag ein Mittäter vor dem Amtsgericht Karlsruhe. Er bekam eine Haftstrafe von zwei Jahren und sechs Monaten wegen versuchtem gemeinschaftlichen, gewerbs- und bandenmäßigen Betrugs.

"Falscher Polizeibeamter" verurteilt

Nach Meinung des Gerichts sei der 33-Jährige Teil einer Bande gewesen und habe gewusst, dass eine Seniorin aus Linkenheim durch falsche Polizisten um 12.500 Euro betrogen werden sollte. Er habe die Tat aus der Türkei koordiniert.

Staatsanwaltschaft hatte gleiche Strafe für Vermittler gefordert

Damit folgt dem Gericht im Wesentlichen den Forderungen der Staatsanwaltschaft.

Die Verteidigung hatte eine Strafe von maximal zwei Jahren zur Bewährung gefordert und argumentiert: Der Mittäter habe als Koordinator nur einen Geldabholer zum Tatort gelotst und keine Details gekannt.

Der Mann hatte vor dem Amtsgericht Karlsruhe gestanden, an einem versuchten Betrug einer Seniorin beteiligt gewesen zu sein. Das habe sich strafmildernd ausgewirkt. Außerdem sei der 33-Jährige nicht vorbestraft gewesen, so das Gericht.

Vermittler von der Türkei aus beteiligt

Der Mann selbst sagte vor Gericht: "Mir war klar, dass es sich um eine illegale Sache handelt." Weil ein Bekannter aus der Türkei die Tat geplant habe, habe der 33-Jährige aber nicht gewusst, dass eine Seniorin durch falsche Polizisten getäuscht werden sollte.

Aussicht auf schnelles Geld

Der 33-Jährige ist in Karlsruhe geboren und aufgewachsen. Im Jahr 2015 sei er in die Türkei gegangen, um dort zu arbeiten. Dort hat er nach eigenen Angaben den Bekannten kennengelernt, der die Tat geplant haben soll. Der Bekannte habe ihm angeboten, schnell Geld zu verdienen. Der 33-Jährige ließ sich darauf ein und stellte den Kontakt zu einem Bekannten aus Karlsruhe her, der sich bei der Tat als falscher Polizist ausgab und das Geld abholen sollte.

Betrüger versuchten, Seniorin um ihr Erspartes zu bringen

Das Gericht sag es als erwiesen an, dass falsche Polizeibeamte, die auch Teil der Bande waren, die Seniorin aus Linkenheim-Hochstetten angerufen hatten. Sie hatten die Frau zu ihrem Vermögen befragt und sie gewarnt, sie könne Opfer von Einbrecherbanden werden. Daraufhin wollte die Frau auf der Bank ihr Erspartes abheben und an die vermeintlichen Polizisten übergeben.

Bankmitarbeiter erkennen mutmaßlichen Betrug und kontaktieren Polizei

Als die ältere Dame das Geld bei der Bank abholen wollte, hatten Bankmitarbeiter die Seniorin auf einen möglichen Betrug aufmerksam gemacht und die Polizei kontaktiert. Bei dem folgenden Kontakt zwischen der 89-Jährigen und den vermeintlichen Polizisten waren echte Polizisten anwesend.

Bei der Geldübergabe wurde der Bekannte des Vermittlers festgenommen, der das Geld hatte abholen wollen. Er wurde bereits zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt und hat seine Haftstrafe abgesessen. Er sagte neben weiteren Zeugen am Dienstag vor Gericht aus.

Mann bei Einreise nach Deutschland festgenommen

Der 33-Jährige Vermittler wurde dieses Jahr bei seiner Rückreise nach Deutschland festgenommen. Deswegen fand die Verhandlung vor dem Amtsgericht Karlsruhe erst jetzt statt. Weitere mutmaßliche Mittäter konnten nicht gefasst werden. Er sei nach Deutschland zurückgekommen, damit sein Sohn hier aufwachsen könne, so der Mann. Er kann gegen das Urteil in Berufung gehen.

Wie Sie "falsche Polizeibeamte" erkennen - Tipps der Polizei:


- Die Polizei wird Sie niemals um Geldbeträge bitten oder dazu auffordern, Geld oder Wertsachen herauszugeben. - Die Polizei ruft Sie niemals unter der Polizeinotrufnummer 110 an. - Geben Sie am Telefon nie Auskunft über Ihre persönlichen und finanziellen Verhältnisse oder andere sensible Daten. Legen Sie gegebenenfalls einfach auf! - Übergeben Sie niemals unbekannten Personen Geld oder Wertsachen. - Ziehen Sie gegebenenfalls eine Vertrauensperson hinzu, z. B. Nachbarn oder nahe Verwandte. - Sind Sie sich unsicher, oder glauben Sie, Opfer eines Betrugsversuchs zu sein, rufen Sie die Polizei unter der Nummer 110 oder wenden Sie sich an Ihr Polizeirevier. Wichtig: Suchen Sie die Telefonnummer des Reviers im örtlichen Telefonbuch selbst heraus. Wählen Sie selbst, benutzen Sie auf keinen Fall die Rückruftaste. - Bewahren Sie die Nummer Ihrer örtlichen Polizeibehörde sowie die Notrufnummer 110 griffbereit am Telefon auf. Hierfür gibt es bei den (Kriminal-) Polizeilichen Beratungsstellen den kostenlosen Aufsteller „Achtung! Falsche Polizeibeamte!“. Auf diesem können Sie die Rufnummer Ihrer örtlichen Polizeidienststelle notieren, damit Sie diese im Notfall griffbereit haben.

Polizei Karlsruhe warnt vor falschen Polizeibeamten

Die Polizei in Karlsruhe sieht durch falsche Polizeibeamte die Integrität der Polizei gefährdet. Die Betrüger könnten "das Vertrauen der Bevölkerung in die Sicherheitsbehörde untergraben", schreibt ein Sprecher dem SWR. Außerdem führten solche Betrugsfälle zu weiteren Hindernissen für tatsächliche Polizeibeamte.

Die Täuschung der Bürgerinnen und Bürger führt dazu, dass echten Kontaktaufnahmen der Polizei mit Misstrauen begegnet werden kann, was die polizeiliche Arbeit erschwert. Sprecher der Polizei Karlsruhe

Laut Kriminalstatistik 2023 waren die Telefonanrufe falscher Polizeibeamte im Jahr 2023 rückläufig. Dafür konnte eine höhere Summe erbeutet werden als in den Vorjahren.

Sendung am Di., 3.9.2024 18:00 Uhr, SWR Aktuell Baden-Württemberg, SWR BW

Mehr zu Betrugsmaschen im Netz und am Telefon