Das Schild des Landgerichtes in Karlsruhe. Hier wird ein Urteil erwartet. Zwei Brüder aus Pforzheim sollen den Tod ihrer 17-jährigen Nichte gefordert haben.

Baden-Württemberg Versuchte Anstiftung zum Mord wegen "Familienehre"? - Staatsanwalt fordert Haftstrafen

Stand: 15.11.2024 11:56 Uhr

Zwei Brüder aus Pforzheim sollen den Tod ihrer 17-jährigen Nichte gefordert haben, um die "Familienehre" wiederherzustellen. Die Tat kam nie zustande. Am Mittag wird das Urteil gegen die Brüder erwartet.

Vor dem Karlsruher Landgericht endet am Freitag der Prozess gegen zwei Brüder aus Pforzheim. Sie sollen im August des vergangenen Jahres den Tod ihrer 17 Jahre alten Nichte gefordert haben. Ihnen wird versuchte Anstiftung zum Mord vorgeworfen. Die Staatsanwaltschaft forderte im Plädoyer mehrjährige Haftstrafen für die Männer.

Staatsanwalt: "Verhandlung hat Vorwürfe bestätigt"

In seinem Plädoyer unterstrich der Staatsanwalt, dass während des insgesamt dreitägigen Prozesses vor dem Karlsruher Landgericht die Anklage weitgehend bestätigt worden sei. Er forderte vier Jahre beziehungsweise vier Jahre und drei Monate Gefängnis für die Angeklagten.

Aus Zeugenaussagen vor Gericht sei hervorgegangen, dass die beiden angeklagten Brüder tatsächlich mehrere Telefonate unter anderem mit dem Vater ihrer Nichte geführt hätten. Darin hätten sie die 17-Jährige beleidigt und den Vater aufgefordert, sie zu töten, um die "Familienehre" wiederherzustellen. Die beiden Männer hatten zuvor Videos mit pornografischen Inhalten ihrer Nichte im Internet gefunden.

Verteidigung sieht Widersprüche und fordert Freispruch

Die Verteidigung sprach in ihren Plädoyers dagegen von Widersprüchen in den Zeugenaussagen und davon, dass die vor Gericht und in der Anklage vorgebrachten Inhalte von Telefongesprächen zu unkonkret gewesen seien. Eine konkrete Anstiftung zum Mord sei nicht erkennbar. Die Vorwürfe gegen die beiden Brüder hätten sich deswegen "in keinster Weise bestätigt", so einer der beiden Anwälte. Sie plädierten deswegen auf Freispruch.

Angeklagter aus Pforzheim wies Vorwürfe zurück

Beim Prozessauftakt Ende Oktober ließ einer der Angeklagten über seine Verteidigerin die Vorwürfe zurückweisen. Er habe sich lediglich Sorgen um die 17-Jährige gemacht, weil er eine Vergewaltigung vermutete. Der ältere der beiden Brüder äußerte sich in der Verhandlung nicht.  

Die Angeklagten stammen aus dem Irak und gehören der dort verfolgten Minderheit der Jesiden an. Sie flohen 2007 beziehungsweise 2009 nach Deutschland und ließen sich in Pforzheim nieder.

Sendung am Fr., 15.11.2024 6:30 Uhr, SWR4 BW Studio Karlsruhe

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