Blauzungenkrankheit: Ein Tierarzt impft erkrankte Rinder.

Baden-Württemberg Blauzungenkrankheit: Landwirtschaftsminister Özdemir ruft zur Impfung auf

Stand: 24.08.2024 15:26 Uhr

Das Blauzungenvirus breitet sich mit rasanter Geschwindigkeit in ganz Deutschland aus. Allein in Baden-Württemberg sind mittlerweile rund 100 Betriebe betroffen.

Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir (Grüne) hat sich besorgt über die Ausbreitung der Blauzungenkrankheit in Deutschland gezeigt. Die Seuche sei inzwischen überall außer in Berlin aufgetreten. "Es besteht dringender Handlungsbedarf", sagte Özdemir am Samstag am Rande eines Termins in Ludwigsburg. 

Er bedauere es, dass es auf europäischer Ebene noch keinen zugelassenen Impfstoff gebe und habe deswegen auf nationaler Ebene eine Eilzulassung gemacht, sagte Özdemir. Er forderte Halter auf, ihre Tiere gegen die Tierseuche zu impfen. "Wir haben jetzt den Impfstoff. Jetzt muss man aber auch impfen, damit wir das eingedämmt bekommen", so Özdemir.

Cem Özdemir (Grüne), Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, spricht im Bundestag.

Cem Özdemir (Grüne), Bundesminister für Ernährung und Landwirtschaft, spricht im Bundestag.

Blauzungenkrankheit: Fast 100 betroffene Einrichtungen in BW

Von der grassierenden Blauzungenkrankheit sind allein in Baden-Württemberg inzwischen mindestens 94 Tierhaltungen und Betriebe betroffen. Das teilte das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) mit. Deutschlandweit waren es den Angaben zufolge bis zum Freitag (23. August) mehr als 4.800 Betriebe.

Noch im Juni hatte das Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit gerade einmal 13 Fälle im gesamten Bundesgebiet gemeldet. Bis auf Berlin hat nun jedes Bundesland infizierte Tiere erfasst. Wie viele Tiere in den Betrieben infiziert sind, lässt sich nach Angaben einer Sprecherin derzeit nicht genau sagen.

Rhein-Neckar-Kreis ruft zum Impfen gegen Blauzungenkrankheit auf

Am 8. August war die Blauzungenkrankheit bei Schafen im Rems-Murr-Kreis ausgebrochen. Seither breitet sie sich auch in Baden-Württemberg aus. Der Rhein-Neckar-Kreis etwa hatte erst vor wenigen Tagen aufgrund von Nachweisen der Tierseuche Quarantäne- und tierärztliche Maßnahmen angeordnet. "Viehhaltende Landwirtschaftsbetriebe sind dringend aufgerufen, empfängliche Tiere gegen die Blauzungenkrankheit impfen zu lassen", hieß es.

Was ist die Blauzungenkrankheit?

Die Blauzungenkrankheit ist eine virusbedingte Krankheit von Wiederkäuern wie Rinder, Schafe und Ziegen. Krankheitssymptome sind unter anderem Hautveränderungen im Maulbereich, Rückgang der Milchleistung und schlechteres Allgemeinbefinden. Das Virus wird nicht direkt von Tier zu Tier, sondern über kleine, blutsaugende Mücken, sogenannte Gnitzen, übertragen. Daher tritt die Seuche saisonal gehäuft in der warmen Jahreszeit auf.

Blauzungenvirus nicht gefährlich für Menschen

Das Blauzungenvirus wird von bestimmten Mücken übertragen. Vor allem Schafe und Rinder infizieren sich damit, auch südamerikanische Kamelarten, Ziegen und Wild-Wiederkäuer sind empfänglich. Der Erreger ist nicht auf Menschen übertragbar. Fleisch und Milchprodukte für Blauzungenkrankheit empfänglicher Tiere können bedenkenlos konsumiert werden.

Ursache der Epidemie ist dem FLI zufolge der sogenannte Serotyp BTV-3 des Erregers. Im Laufe des Jahres sei weiter mit immer mehr Fällen und mehr betroffenen Betrieben zu rechnen. Und: "Auf jeden Fall wird uns BTV-3 auch noch im kommenden Jahr beschäftigen." Die Variante war erstmals im September 2023 in den Niederlanden aufgetreten und hat sich seitdem rasant ausgebreitet.

Blauzungenkrankheit trübt Schäferlauf-Fest in Markgröningen

Der baden-württembergische Landesschafzuchtverband sieht bereits viele in der Branche an ihren Grenzen. Für einige von ihnen gehe es schlicht um die Existenz, warnte Anette Wohlfarth, die Geschäftsführerin des Verbands. Die Blauzungenerkrankung macht auch den Schäferinnen und Schäfern in Markgröningen (Kreis Ludwigsburg) Sorgen. Dort findet an diesem Wochenende der Historische Schäferlauf statt.

Wegen der Tierseuche wurde das traditionelle Leistungshüten zum Auftakt der Feiertage am Freitag bereits abgesagt. Der restliche Programm des Volksfest - insbesondere dessen Höhepunkt, der Schäferlauf selbst - soll aber wie geplant stattfinden. Wer zum "Königspaar" gekrönt werden will, muss mit nackten Füßen über ein Stoppelfeld spurten. Mitmachen darf nur, wer Schäfer ist oder aus einer Schäferfamilie stammt. Die Sieger werden zum Schäferkönig beziehungsweise zur Schäferkönigin gekürt und erhalten je ein Schaf, gestiftet vom Landesschafzuchtverband. Verbunden mit dem Lauf sind ein Umzug sowie ein mehrtägiges Volksfest.

Sendung am Sa., 24.8.2024 15:00 Uhr, SWR3 Nachrichten

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