Castoren mit abgebrannten Brennelementen lagern im Zwischenlager Philippsburg

Baden-Württemberg Castor-Transport mit Atommüll nach Philippsburg rückt näher

Stand: 23.10.2024 23:11 Uhr

Noch in diesem Jahr kommen vier Castoren mit hochradioaktivem Atommüll nach Philippsburg. Für wie lange und wie sicher ist das? Das wollten die Menschen bei einem Bürgerdialog wissen.

Vier Castoren mit hochradioaktivem Abfall sollen noch in diesem Jahr in das Zwischenlager nach Philippsburg (Kreis Karlsruhe) gebracht werden. Der genaue Termin bleibt aus Sichersheitsgründen weiter geheim.

SWR-Reporterin Susann Bühler mit ihren Einrücken vom Bürgerdialog in der Fernsehsendung SWR Aktuell:

Bürgerdialog in Philippsburg: Castor-Transport

Die Frage nach dem "Wann?" wurde auch am Mittwochabend beim Bürgerdialog in der Bruhrainhalle in Phillippsburg nicht beantwortet. Der Energiekonzern EnBW und die Gesellschaft für Zwischenlagerung (BGZ) hatten dazu eingeladen und die ganze Halle bestuhlt. Die meisten Plätze blieben aber leer. Etwa 50 Menschen waren gekommen, um sich zu informieren und um ihre Fragen zu stellen.

Castoren: Transportbehälter für abgebrannte Brennelemente

Der Name Castor steht für "Cask for Storage and Transport of Radioactive Material", also für "Behälter zur Lagerung und zum Transport radioaktiven Materials". Castoren wurden entwickelt, um abgebrannte Brennelemente und hochradioaktive Abfälle aus Kernkraftwerken zu ihren Zwischenlagern zu transportieren. Sie sollen Strahlung abschirmen und die Freisetzung von Radioaktivität verhindern. (Quelle: Bundesanstalt für Materialforschung und -prüfung (BAM))

Atommüll kommt von La Hague nach Philippsburg

In Vorträgen umrissen Vertreter der EnBW, der BGZ, des Umweltministeriums und der Polizei den geplanten Transport. Die vier Castoren mit dem hochradioaktiven Atommüll kommen mit dem Zug aus dem französischen La Hague. Dort wurden alte Brennstäbe wiederaufgearbeitet. Die dadurch entstandenen Abfälle müssen aus rechtlichen Gründen zurückgenommen werden.

Zahlreiche Behörden sind an dem Transport beteiligt. Sie prüfen, beaufsichtigen und dokumentieren jedes Detail. So hatte zum Beispiel das zuständige Bundesamt für die Sicherheit der nuklearen Entsorgung (BASE) den Transport nach Philippsburg Anfang September genehmigt. Es soll laut EnBW der erste und letzte Transport dieser Art nach Philippsburg sein.

Einfahrt zum Atommüll-Zwischenlager in Philippsburg

Einfahrt zum Atommüll-Zwischenlager in Philippsburg

Fragen nach der Sicherheit der Castoren

Sind die Castoren sicher? Diese Frage wurde oft gestellt. "Bei uns steht der Schutz von Mensch und Umwelt an oberster Stelle", sagte der Geschäftsführer der EnBW Kernkraftsparte Jörg Michels. Er erklärte, dass die Castoren mehrfach gesichert und überwacht seien. Michael Götz konnte er damit überzeugen. "Ich finde, das Sicherheitskonzept passt", sagte er.

Armin Gabler steht am Mikrofon und stellt seine Fragen zum geplanten Castor-Transport nach Philippsburg.

Armin Gabler steht am Mikrofon und stellt seine Fragen zum geplanten Castor-Transport nach Philippsburg.

Viele bleiben aber skeptisch, wie zum Beispiel Armin Gabler vom Naturschutzbund BUND. Er macht sich Sorgen, dass man die Castoren nicht zu jeder Zeit reparieren könne, falls es etwas passiert. Er fordert eine Heiße Zelle, also einen abgeschirmten Raum, in dem man den Castor auch öffnen könnte.

Wie lange bleibt der Atommüll in Philippsburg?

Neben den Castoren ging es auch viel um die Frage, wie lange der Atommüll im Zwischenlager Philippsburg bleiben soll. Das Zwischenlager für Brennelemente ist bis 2047 genehmigt. Dort lagern aktuell 102 Behälter. Da noch kein Endlager gefunden wurde, befürchten viele, dass der Atommüll dort noch viel länger bleiben wird. Michael Hoffmann von der BGZ machte klar: Die Suche nach einem Endlager wird länger dauern als 2047.

"Es hat mich überrascht, dass das zugegeben wurde", findet Andre Schmidt-Eckert. Der Philippsburger ist davon überzeugt: "Ich bin jetzt 62 Jahre alt. Bis ich sterbe, wird hier wahrscheinlich kein einziger Castor wegkommen."

Ereignisreicher November

Bald werden im Zwischenlager in Philippsburg also 106 Castoren stehen. Die Stadt Philippsburg hatte einen Eilantrag beim Verwaltungsgerichtshof gegen den Transport der vier Castoren gestellt. Im November soll entschieden werden. Bürgermeister Stefan Martus (CDU) geht aber nicht davon aus, dass die Stadt damit Erfolg hat.

Fest steht, dass Atomkraftgegner am 9. November in Karlsruhe und Philippsburg protestieren wollen. Die Anti-Atom Initiative Karlsruhe organisiert die Aktion.

Sendung am Mi., 23.10.2024 6:30 Uhr, SWR4 BW Studio Karlsruhe

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