Baden-Württemberg Der Fischotter ist zurück in BW - Diskussion um möglichen Abschuss
Videos, Emojis und Kuscheltiere - der Otter ist im Trend. Dass er in BW wieder heimisch wird, dürfte viele freuen. Fischzüchter befürchten massive Schäden und fordern Maßnahmen.
In Bayern ist kaum ein Tier so umstritten wie der Fischotter. Er ist dort sehr verbreitet und eigentlich streng geschützt. Die Fischzüchter fühlen sich jedoch geplagt, denn der Fischotter kann große Mengen Fisch fressen. In Ausnahmefällen darf in Bayern deshalb auch auf Otter geschossen werden. In Baden-Württemberg befürchten Fischerverbände eine ähnliche Ausbreitung des Fischotters wie in Bayern und fordern Maßnahmen - im Einzelfall auch den Abschuss.
Am Dienstag hatte das baden-württembergische Umweltministerium mitgeteilt, dass es wieder Fischotter im Land gebe. Seit 2017 liegen den Behörden im Land einzelne Nachweise vor, dass der Fischotter nach Baden-Württemberg zurückgekehrt ist, vor allem an Tauber, Jagst, Dreisam, Elz und Donau. Eigentlich galt das Tier seit den 1930er-Jahren als ausgestorben. Anlass der Mitteilung des Ministeriums war eine Anfrage der FDP-Landtagsfraktion.
Abschuss des Fischotters müsse "in Ausnahmefällen möglich sein"
Das Umweltministerium sieht aktuell aber noch keinen Anlass für Präventionsmaßnahmen wegen des Fischotters. Momentan seien dem Land noch keine Schadensmeldungen durch Fischotter im Bereich der Fischerei und Teichwirtschaft bekannt, heißt es in de Antwort auf die FDP-Anfrage. Außerdem würden die wenigen vorliegenden Nachweise des Tieres aus den vergangenen Jahren nicht die Kriterien erfüllen, um festzustellen ob sich die Art in Baden-Württemberg etabliert habe.
Die FDP-Fraktion im baden-württembergischen Landtag befürchtet aber, dass die Ausbreitung des Otters schnell voranschreitet und dann zu kritischen Situationen führen kann. Sie fordert deshalb eine Beratungsstelle für Fischzüchter und Angelfischer. Die Rückkehr des Otters sei zunächst ein positives Zeichen für den Artenschutz. Sollte es aber auch in Baden-Württemberg zu größeren Konflikten zwischen Fischottern und Fischzüchtern kommen, müsse ein Abschuss in Ausnahmefällen möglich sein, so der naturschutzpolitische Sprecher der FDP im Landtag Klaus Hoher.
Fischerverband rechnet mit deutlich mehr Fischottern als gesichtet
Und auch der Landesverband der Berufsfischer und Teichwirte Baden-Württemberg warnte im SWR-Interview: Aktuell gebe es zwar noch keinen Schadensfall durch Fischotter in der Fischzucht, es könne aber jeden Moment so weit sein. Auch wenn bisher nur einzelne Otter gesichtet wurden, geht der Verband von deutlich mehr Tieren inklusive Nachwuchs in Baden-Württemberg aus.
Wenn dadurch die Fischzucht in Gefahr sei, müsse man über Maßnahmen nachdenken - im Einzelfall auch über Abschuss, so der Vorsitzende des Verbands Roland Rösch. Es sei toll, dass es wieder Fischotter in Baden-Württemberg gebe, aber man müsse auch realistisch mit der Verbreitung und den Gefahren umgehen. Wenn ein Otter an eine Forellenzucht komme, könne das massive Schäden anrichten.
Man kann über den Otter keine Käseglocke stülpen, nur weil er so putzig ist. Roland Rösch, Vositzender des Landesverbands der Berufsfischer und Teichwirte BW
Landesregierung will Schutzzäune gegen Otter fördern
Das Umweltministerium in Baden-Württemberg hatte als mögliche Präventionsmaßnahme gegen Schäden durch Otter für Fischzüchter die Einzäunung der Fischzucht ins Spiel gebracht. Hier sei eine Förderung des Schutzzauns mit bis zu 15 Prozent aus Fördermitteln des Landes möglich, heißt es. Für die FDP-Fraktion reicht dies nicht aus. In einem Statement heißt es: "Wie beim Wolfsmanagement darf die Politik die Verantwortung nicht nur auf die Betroffenen vor Ort abwälzen und sich auf teure Zäune verlassen." Der Berufsfischerverband sieht die Zäune als Schutzmöglichkeit, einige Forellenzüchter würden sogar schon welche bauen lassen. Allerdings gehe das nicht an jedem Standort so einfach und die Zäune würden auch nicht überall genehmigt werden, so der Verband.
Um genau festzustellen, wie weit verbreitet der Fischotter aktuell in Baden-Württemberg ist, fordert der Landesverband der Berufsfischer und Teichwirte gemeinsam mit dem Landesfischereiverband ein landesweites und expertengestütztes Ottermonitoring. Man sei dazu bereits in Gesprächen mit der Landesregierung, hieß es.
Sendung am Mi., 30.10.2024 12:00 Uhr, SWR1 Baden-Württemberg, SWR1 Baden-Württemberg