Baden-Württemberg Dieser 60-Jährige ist Weltmeister im Marathon - so hat er es geschafft
120 Kilometer pro Woche: Matthias Koch hat für die WM in Bukarest hart trainiert - jetzt ist er Weltmeister in seiner Altersgruppe. Halt gab ihm seine Laufgruppe in Tübingen.
Bei der Laufgruppe der Leichtathletik-Vereinigung (LAV) in Tübingen gibt es einen Weltmeister: Matthias Koch hat bei der Marathon-WM der Masters in der rumänischen Hauptstadt Bukarest Gold geholt. Unter anderem auch die Laufgruppe hat ihn motiviert, sein Ziel zu erreichen.
Als Matthias Koch bei der Marathon-WM in Bukarest Mitte Oktober übers Ziel läuft, ist er sich noch nicht sicher, ob er der Erste in seiner Altersklasse Ü60 ist. Eine Stunde muss er warten, erzählt er, dann ist klar: Die goldene Medaille geht an ihn. "Es war wirklich ein überragendes, einzigartiges Gefühl, erstmalig bei einer Weltmeisterschaft auf dem Siegerpodest zu stehen", schwärmt er. Er sei sehr stolz. Koch läuft seit 28 Jahren, dieses Jahr ist er zum ersten Mal Weltmeister geworden.
Für mich ist es immer wichtig, meine eigenen Grenzen kennenzulernen. Ein Marathon ist für mich das Maß aller Dinge, um das Limit zu erkennen. Matthias Koch, Ü60 Weltmeister im Marathon
Für den Weltmeistertitel hat er hart trainiert. Wochen zuvor lief er jeden Tag, 100 bis 120 Kilometer schaffte er insgesamt pro Woche. "Das ist vielleicht nicht ganz so viel, ich habe früher mehr gemacht", erzählt er. Aber im Alter müsse man seine Grenzen kennen. Außerdem müsse das Training mit dem Beruf vereinbar sein. Klar ist: Für einen Weltmeistertitel brauche es Disziplin.
Seine Laufgruppe in Tübingen motiviert den Marathon-Weltmeister
Das ist auch der Grund, warum er stetig dran bleibt. An einem Dienstagabend, wenige Wochen nach der WM, ist der 60-Jährige schon wieder auf der Tartanbahn. Runde für Runde läuft er in einer kleinen Gruppe, die kalte Novemberluft hält wach. Matthias Koch trainiert gemeinsam mit seinem Team der LAV Tübingen. Jeden Dienstag treffen sich bis zu 30 Läuferinnen und Läufer. Sie sind unterschiedlich alt, die Spanne reicht von 20 bis 75 Jahren.
Was sie eint, sei die Liebe zum Laufsport, die Liebe sich zu bewegen. "Wenn man sich hier im Stadion trifft, oder wenn man zusammen eine lange Einheit macht, das schweißt zusammen", sagt Koch.
Die Laufgruppe der LAV in Tübingen trifft sich jeden Dienstag - auch um sich auf Marathon-Meisterschaften vorzubereiten.
75-Jähriger holt Bronze bei der Marathon-WM
Mit dabei ist auch der 75-jährige Wolfgang Petersen. Auch er war bei der Weltmeisterschaft in Bukarest dabei, gewann Bronze in seiner Altersklasse von 75 bis 79 Jahren. Momentan sei er in der Weltrangliste auf Platz 23, von insgesamt 550. "Da läuft einem das schon so ein bisschen eiskalt den Rücken runter, wenn man oben auf dem Podest steht und weiß, dass man in der Weltrangliste ein bisschen aufgestiegen ist."
Auch wenn gerade nicht trainiert wird: Der Austausch ist den Marathon-Läuferinnen und Läufern wichtig.
Seitdem er in Rente sei, laufe er fast jeden Tag. "Man hat ja Zeit als Rentner", sagt er. Laufen sei seine Leidenschaft. Um sich fit zu halten, habe er sich zu Hause auch ein Laufband, einen Stepper und ein Rudergerät zugelegt. Bei Meisterschaften mitzumachen, sei wichtig für ihn. "Damit man sagen kann, all dieser Aufwand, den man betrieben hat, hat sich gelohnt."
Die LAV (Leichtathletik-Vereinigung) ist eine Trainings- und Startgemeinschaft aus sieben Tübinger Sportvereinen (Post-SV Tübingen, TSG Tübingen, SV03 Tübingen, TSV Hagelloch, SV Pfrondorf, TSV Lustnau 1888, TV Derendingen). Die Vereine haben jeweils eine Leichtathletik-Abteilung an die LAV abgegeben. Wenn also jemand als Leichtathlet an einem Wettkampf teilnimmt, dann macht er das im Trikot der LAV.
Läuferinnen und Läufer motivieren einander
Um solche Ziele erreichen zu können, hilft auch die Laufgruppe. Die Sportlerinnen und Sportler gehen gemeinsam auf Meisterschaften, motivieren sich gegenseitig, noch besser zu trainieren. "Wir haben ein gutes Zusammengehörigkeitsgefühl", sagt Petersen.
Wenn man einen schlechten Tag habe, laufe man in der Gruppe besser, findet auch Matthias Koch. "Man hat zusätzliche Motivation, Ansprache und Kameradschaft, um dann auch wirklich noch eine etwas intensivere Einheit zu machen und durchzuhalten." In der Gruppe werde man mitgezogen. Auch künftig will das Team zusammenhalten - die nächsten Marathon-Meisterschaften stehen schon bevor.