Über das Thema Organspende wird viel diskutiert: Viele Menschen tragen bereits einen Organspendeausweis bei sich (Symbolbild). Seit kurzem kann man sich auch in ein neues zentrales Online-Register für Organspenden eintragen.
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Baden-Württemberg Dramatische Stunden - Organspende rettet Baby aus Oberdischingen das Leben

Stand: 28.03.2025 12:51 Uhr

Eine Leberspende rettet einem unheilbar kranken Baby aus Oberdischingen das Leben. Aus Dankbarkeit organisieren die Mutter und Freunde am Sonntag einen Infotag zum Thema Organspende.

Ein sechs Monate altes Mädchen aus Oberdischingen (Alb-Donau-Kreis) hat dank einer Leberspende überlebt. Das neue Organ wurde im Universitätsklinikum Tübingen unter dramatischen Umständen transplantiert. Und das erfolgreich: Das kleine Mädchen ist heute eineinhalb Jahre alt. Ohne die Organspende würde es wohl nicht mehr leben. Aus Dankbarkeit organisieren Katharina Metzger, die Mutter des Kindes, und fünf Mitstreiter am Sonntag einen Benefiz- und Infotag in Oberdischingen.

Um zu überleben, braucht das Baby eine neue Leber

Wenige Wochen nach der Geburt war bei dem Baby aus Oberdischingen eine Gallengangatresie festgestellt worden. Eine seltene Erkrankung, bei der Gallengänge sich verschließen und sich die Gallenflüssigkeit staut. Eine Operation half nicht. Eltern und nahe Angehörige kamen als Lebendspender nicht in Frage.

Im März 2024 wartet das damals sechs Monate alte Kind im Tübinger Universitätsklinikum auf eine lebensrettende Leber. Das Mädchen hat nur noch wenige Tage zu leben. Dann die erlösende Nachricht: Es gibt eine Leber, von einem verstorbenen Kind. Allerdings in Osteuropa - und das Transplantationsteam muss die Spenderleber selbst nach Tübingen bringen.

Das Ärzteteam muss die Spenderleber in Osteuropa holen

Innerhalb weniger Stunden wird das Team zusammengetrommelt und verpasst fast den Flug. Am Ende gelingt es dann aber, das Organ vor Ort zu entnehmen und dem Baby in der Tübinger Klinik zu transplantieren. Und das alles innerhalb von rund 24 Stunden.

Katharina Metzger selbst erfährt erst Monate später von dem dramatischen Verlauf. Aber schon während der Monate des Wartens davor ist ihr klar: Sie wird sich für mehr Aufklärung zum Thema Organspende engagieren. Auch wenn es ihr Mädchen nicht schaffen sollte.

Manchmal bedeutet der schwerste Verlust des einen, die größte Hoffnung für jemand anderen. Katharina Metzger organisiert den Infotag zum Thema Organspende

Der Organspende-Infotag in Oberdischingen

Und so organisierten sie und fünf Mitstreiter den Benefiz- und Infotag in Oberdischingen: Einlass am Sonntag (30. März) in der Mehrzweckhalle ist um 15 Uhr. Ab 16 Uhr wird der Arzt sprechen, der dem kleinen Mädchen das Leben gerettet hat.

Silvio Nadalin und Yvonne Hary vom Universitätsklinkum Tübingen werden über die Themen Organspende und -transplantation berichten. Alina Özdemir aus Tübingen wird über ihre eigene Transplantation sprechen. Sie ist inzwischen auch als OP-Schwester am Uniklinkum Tübingen tätig.

Mit dabei sind auch die Organspendebeauftragte des Alb-Donau Klinikums Ehingen, Constanze Finter, und Sophia Blankenhorn von der Kreisärzteschaft Alb-Donau-Kreis. Alle Beteiligten werden nach ihren Vorträgen Fragen aus dem Publikum beantworten.

Der Eintritt zu der Veranstaltung ist frei. Spenden sind möglich, der Erlös geht an den Verein "Junge Helden", der sich für die Aufklärung über das Thema Organspende einsetzt.

Das vom Münchener Verein "Junge Helden" initiierte Organspende-Tattoo kann man sich am Sonntag auch beim Infotag in Oberdischingen stechen lassen. Dafür gibt es laut Veranstalter bereits zahlreiche Annmeldungen.

Das vom Münchener Verein "Junge Helden" initiierte Organspende-Tattoo kann man sich am Sonntag auch beim Infotag in Oberdischingen stechen lassen. Dafür gibt es laut Veranstalter bereits zahlreiche Annmeldungen.

Beim Infotag in Oberdischingen gibt es auch die Möglichkeit, sich kostenlos ein Organspende-Tattoo stechen zu lassen. 30 Menschen nehmen das wahr, "weitere wollten sich anmelden, doch die mussten wir leider abweisen, weil wir an dem Tag keine weitere Kapazität haben", so Katharina Metzger.

Wenn der Benefiztag ein Erfolg wird, wollen Katharina Metzger und ihre Mitstreiter in drei Jahren wieder einen Infotag zum Thema Organspende veranstalten. Und zwar am 26. März 2028 in der Lindenhalle in Ehingen.

Wie funktioniert das Organspende-Register?
Das Organspende-Register ist ein zentrales elektronisches Verzeichnis, in dem die Entscheidung für oder gegen eine Organ- und Gewebespende festgehalten werden kann. Der Eintrag ist freiwillig und kostenlos. Er kann jederzeit geändert oder widerrufen werden. Anmeldungen sind über Computer oder Smartphone möglich. Für das Smartphone sind eine Ausweis-App und ein Kartenlesegerät erforderlich. Alternativ kann man sich mit der Gesundheits-ID der Krankenversicherung anmelden. Dazu muss man die App der jeweiligen gesetzlichen Krankenkasse auf das Smartphone herunterladen. Eine genaue Anleitung, wie man sich registrieren lassen kann, findet man auf der Homepage des Organspende-Registers.

Sendung am Sa., 29.3.2025 11:30 Uhr, SWR4 BW Studio Ulm

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