
Baden-Württemberg Gegen die Bier-Riesen: Brauereien gründen in Zwiefalten Bierschutzbund
Mit einem Verein, dem Bierschutzbund, wollen sich kleinere Brauereien in Baden-Württemberg gegen Braukonzerne behaupten. Was als Gag begonnen hat, bekam schnell Zulauf.
"Massenbierhaltung? Nein danke!", sagt Biersommelier Klaus-Peter Neef. Für ihn haben auch Biere Würde. Folgerichtig gründete er den Bierschutzbund. Jetzt wird aus der einstigen Bierlaune ein eingetragener Verein. Kein lockeres Stammtisch-Projekt mehr, sondern eine ernsthafte Mission – natürlich immer mit der ein oder anderen Verkostung "beruflich bedingt".
Rettung der kleinen Brauereien
Klaus Peter-Neef ist ein Mann, der Bier nicht nur trinkt, sondern es studiert. Der Biersommelier kennt jedes Bier bis ins Detail, berät Brauereien bei der passenden Bierauswahl und weiß genau, welches Gebräu mit welchem Gericht harmoniert. Doch sein Kampf gilt nicht nur dem perfekten Biergeschmack, sondern auch der Rettung kleiner Brauereien aus der Region.
Seit acht Jahren arbeitet Klaus-Peter Neef bei Zwiefalter Klosterbräu. "Ich habe schon viele Biere probiert und lieben gelernt. Bier ist einfach mein Ding", sagt er. Umso mehr ärgert es ihn, wenn Menschen nur nach dem Preis kaufen. Mit seinem neu gegründeten Verein Bierschutzbund e.V. will er auf dieses Problem aufmerksam machen und das regionale Brauhandwerk stärken.

Zwei Mitbergünder des Bierschutzbund e. V. in der Brauerei. Rechts Klaus-Peter Neef, Biersommelier und Initiator des Bierschutzbundes, links Martin Schimpf von der Brauerei Schimpf in Remmingsheim.
Kritik an großen Brauereien: "Halten sich nicht ans Reinheitsgebot"
Große "Fernsehbiere" halten sich laut Neef oft nicht mehr ans Reinheitsgebot. Sie nutzen bis zu 50 Zusatzstoffe, darunter Flüssigaromen, um den Geschmack zu imitieren, der eigentlich durch lange Lagerung entsteht. Während das Bier großer Hersteller oft nur zwölf Tage reift, bevor es auf den Markt kommt, lassen kleinere Brauereien ihr Bier rund neun Wochen lagern. Das ist aufwendiger und kostet die kleinen Brauereien viel Geld, das sich die großen sparen.
Neef liegt auch der Erhalt der Biersortenvielfalt am Herzen. Viele kleine Brauereien bieten acht bis vierzehn verschiedene Sorten an. "Da gibt es nicht nur ein Pils, wie bei einigen großen Herstellern", sagt er. Für diese Vielfalt braucht es echtes Brauhandwerk – mit Wasser, Gerste, Malz, Hopfen und Hefe. So entstünden einzigartige Biere wie Bock, Märzen oder Festbier.
Wer Bier von einer kleinen Brauerei kauft, unterstützt die ganze Region. Martin Schimpf, Brauerei Schimpf aus Remmingsheim
Bierschutzbund: Zehn regionale Brauereien haben sich zusammengeschlossen
Kleine Brauereien kämpfen jedoch mit den niedrigen Preisen auf dem Markt. Immer mehr müssen aufgeben, betont Neef. Umso mehr freut er sich über die Unterstützung: 30 Gründungsmitglieder, darunter zehn Brauereien aus der Region, haben sich dem Bierschutzbund angeschlossen.
Auch die Brauerei Schimpf aus Remmingsheim ist dabei. Sie bezieht Gerste und Hopfen ausschließlich von regionalen Landwirten. "Wer Bier von einer kleinen Brauerei kauft, unterstützt die ganze Region", sagt Geschäftsführer Martin Schimpf. "Bei großen Brauereien fließen die Gewinne ins Ausland. Davon hat Deutschland nichts – und die Region schon gar nicht."

Eine Metallplatte ist auch schon gedruckt mit dem ausgsschnittenen Logo des Bierschutzbund e. V. Baden-Württemberg.
Brauereien besuchen mit dem Bierschutzbund
Der Verein will Interessierte mit Brauerei-Touren, Stammtischen, Fachvorträgen und Verkostungen für regionales Bier begeistern. Sogar Ausflüge ins Hopfenanbaugebiet Tettnang sind geplant. Einen Großteil der Einnahmen will der Verein an den Förderverein krebskranker Kinder spenden.
Klaus-Peter Neef sprudelt vor Ideen für den Bierschutzbund e.V. Doch das Wichtigste bleibt: Bier genießen. Welches empfiehlt der Sommelier? Das sei Geschmackssache, sagt er. Sein Favorit: naturtrübes Kellerbier. Es war das erste Bier überhaupt und besticht durch köstlich malzigen Geschmack. Prost!
Sendung am Do., 27.3.2025 19:30 Uhr, SWR Aktuell Baden-Württemberg, SWR BW