Gut zu Wissen: Femizid

Baden-Württemberg Gewalt gegen Frauen: Präventionsprojekt des Polizeipräsidiums Ravensburg will helfen

Stand: 10.12.2024 12:12 Uhr

Wie können Morde an Frauen häufiger verhindert werden? Das zeigt ein neues Forschungsprojekt, das die Art der Gewalt, die von Partnern oder Ex-Partnern verübt wird, im Blick hatte.

Fast jeden Tag wird in Deutschland eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet. Wie die Polizei das verhindern könnte, zeigt ein gemeinsames Forschungsprojekt des Polizeipräsidiums Ravensburg, der Psychologischen Hochschule Berlin und der Deutschen Hochschule der Polizei.

Gewalt gegen Frauen: Präventionsprojekt des Polizeipräsidiums Ravensburg will helfen

Laut polizeilicher Kriminalstatistik kam es vergangenes Jahr in Deutschland durchschnittlich einmal pro Tag zu einem Tötungsdelikt oder einem Tötungsversuch in einer Beziehung oder ehemaligen Partnerschaft, sogenannte (versuchte) Femizide oder Intimizide - eine Zahl, die Expertinnen und Experten alarmiert, und dazu führte, das Problem wissenschaftlich zu untersuchen.

Femizid versus Intimizid
Der Begriff Femizid bezeichnet allgemein tödliche Angriffe speziell auf Frauen und Mädchen. Dazu zählen auch Tötungsdelikte, die nicht von Partnern oder Ex-Partnern verübt werden. Beispiele sind sogenannte "Ehrenmorde" oder Morde in Zusammenhang mit dem organisiertem Verbrechen wie etwa Menschen- und Drogenhandel. Sind Partner oder Ex-Partner Täter, spricht man von einem Intimizid.

Vorankündigungen und Warnsignale ernst nehmen

Das Ziel des Forschungsprojekts: Warnsignale besser zu erkennen, um tödliche Gewalt gegen Frauen zu verhindern. Entsprechend suchte das Polizeipräsidium Ravensburg gemeinsam mit Wissenschaftlern nach Hinweisen, etwa eine Vorgeschichte gewalttätigen Verhaltens der Täter. Sie gebe es oft, so ein Ergebnis der Studie, wenn auch nicht immer.

Neben wiederholten tätlichen Angriffen auf eine Partnerin können auch Drohungen ein Hinweis auf eine möglicherweise bevorstehende Tötung sein. Frauenmorde seien häufig keine Kurzschlusshandlungen, sondern kündigten sich an. So drohen laut der Studie potenzielle Täter ihrer (Ex-)Partnerin oft mit dem Tod oder äußern Tötungsgedanken gegenüber Dritten, im Fachjargon "Leaking" genannt. Deshalb wurde im Rahmen des Forschungsprojekts für Polizistinnen und Polizisten ein Schulungskonzept erarbeitet, um sie für solche Warnsignale zu sensibilisieren.

"Leaking-Flyer" soll schnelle Hilfe leisten

Darüber hinaus steht den Beamtinnen und Beamten künftig ein sogenannter "Leaking-Flyer" zur Verfügung, ein Infoblatt mit Hinweisen auf eine mögliche bevorstehende Beziehungstat.

Auf einer Pressekonferenz wurden die Ergebnisse des Forschungsprojekts zu Gewalt gegen Frauen vorgestellt

Auf einer Pressekonferenz wurden am Dienstag die Ergebnisse des Forschungsprojekts vorgestellt.

Frauenmorde sind auch in der Region Thema

Im vergangenen Jahr sorgten in der Region Bodensee-Oberschwaben mehrere Fälle für Aufsehen, in denen Frauen von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet wurden. In Stockach (Kreis Konstanz) hat ein Mann seine 24-jährige Freundin aus Wut ermordet. Er wurde zu lebenslanger Haft verurteilt. Der Ex-Freund der vermissten 21-jährigen Jasmin M. aus Eigeltingen (Kreis Konstanz) wurde Anfang des Jahres wegen Körperverletzung mit Todesfolge verurteilt. In Markdorf (Bodenseekreis) hat ein Mann seine getrennt von ihm lebende 44-jährige Ehefrau erschossen.

Sendung am Di., 10.12.2024 12:30 Uhr, SWR4 BW Studio Friedrichshafen

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