Dicht gedrängt standen die ZF-Beschäftigten am Dienstag vor der Konzernzentrale in Friedrichshafen.

Baden-Württemberg Protest gegen Stellenabbau bei ZF: Bis zu 14.000 Jobs sollen wegfallen

Stand: 10.09.2024 15:05 Uhr

Beschäftigte des Autozulieferers ZF wehren sich gegen den geplanten Stellenabbau. In Friedrichshafen gab es einen großen Protestmarsch durch die Stadt, in Mannheim einen Autokorso.

Beim Autozulieferer ZF wehren sich Betriebsrat, Gewerkschaft und die Belegschaft bundesweit gegen einen geplanten massiven Stellenabbau. Das Unternehmen vom Bodensee hatte Ende Juli angekündigt, zwischen 11.000 und 14.000 Jobs an den deutschen Standorten zu streichen.

Protest gegen Stellenabbau bei ZF Friedrichshafen

Deutschlandweiter Aktionstag gegen Job-Abbau

Bundesweit sollten sich laut Betriebsrat am Dienstag mehr als 10.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von ZF an den Protesten beteiligen. Allein am Konzernstandort Friedrichshafen zogen den Angaben zufolge 4.000 Beschäftigte vor das ZF-Forum und anschließend zum Rathaus. Sie hatten Transparente und Trillerpfeifen dabei.

Der Stellenabbau sei inakzeptabel, so der Betriebsrat. Man werde diesem Plan den massiven Protest der Belegschaft entgegensetzen. Die Kundgebungen am Dienstag bildeten dazu den Auftakt. 

Wir erleben einen Frontalangriff auf die Beschäftigten in Deutschland und auf alle Prinzipien, für die ZF steht. Die Belegschaften in Deutschland sollen nun bezahlen, was Manager mit ihren Fehlentscheidungen angerichtet haben. Achim Dietrich, Betriebsratsvorsitzender von ZF Friedrichshafen
Rund 170 Autos beteiligten sich am Protestkorso durch Mannheim.

Rund 170 Autos beteiligten sich an einem Protestkorso durch Mannheim.

Autokorso mit 170 Fahrzeugen in Mannheim

Auch in Mannheim gab es eine Protestaktion beim ZF-Unternehmensteil WABCO Radbremsen - mit einem Autokorso durch die Stadt und anschließender Kundgebung. Nach Angaben der IG Metall beteiligten sich etwa 170 Fahrzeuge an der eineinhalbstündigen, von lautem Hupen und Durchsagen begleiteten Fahrt zum Kundgebungsgelände am Mannheimer Friedensplatz. Dabei waren auch Unterstützer aus anderen Unternehmen.

Thomas Hahl von der IG Metall Mannheim sagte gegenüber dem SWR, die Gemütslage sei voller Wut und Enttäuschung, was das Management betreffe, weil die Beschäftigten Hoffnungen in ein Management gesetzt und gedacht hätten, da kämen Innovationen.

Aber wir sind enttäuscht worden von diesem Management, weil sie gerade das Gegenteil tun. Die Wut ist riesengroß. Thomas Hahl, Geschäftsführer IG Metall Mannheim

Am Standort Saarbrücken erhielt die protestierende ZF-Belegschaft prominente Unterstützung durch SPD-Ministerpräsidentin Anke Rehlinger. In Schweinfurt gingen laut Betriebsrat ebenfalls Tausende auf die Straße.

Sinkende Nachfrage: Rückläufiger Automarkt bereitet ZF Probleme

ZF-Vorstandschef Holger Klein hatte Anfang August den Stellenabbau unter anderem mit einem rückläufigen Automarkt begründet: "In Deutschland liegt die Produktion des Pkw-Marktes um sechs Prozent unter der des Vorjahres und 16 Prozent unter dem Niveau von 2019." Dies habe auch bei ZF zu sinkender Nachfrage geführt. Hinzu komme der Wandel von der Verbrenner-Technologie hin zur Elektromobilität. Zur Herstellung von Elektromotoren brauche man deutlich weniger Personal als beispielsweise für den Bau eines klassischen Getriebes, so ZF-Vorstandschef Klein.

Klein sagte jedoch zu, einen Großteil des Stellenabbaus durch Frühverrentung und natürliche Fluktuation stemmen zu wollen. Das bedeutet: Ausscheidende Mitarbeiter werden nicht durch neue ersetzt. Betriebsbedingte Kündigungen schloss er aber nicht aus.

ZF Friedrichshafen hat hohe Schulden

ZF erwirtschaftete im vergangenen Jahr einen Umsatz von 47 Milliarden Euro und gilt damit nach Bosch als zweitgrößter deutscher Autozulieferer. Dennoch ist das Unternehmen hoch verschuldet: Auf knapp zehn Milliarden Euro bezifferte Finanzvorstand Michael Frick die Verbindlichkeiten des Unternehmens. Wegen der gestiegenen Zinsen tue sich der Konzern schwer mit dem Abbezahlen der Schulden.

Sendung am Di., 10.9.2024 19:30 Uhr, SWR Aktuell Baden-Württemberg, SWR BW

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