: Ein Unterstützer hält ein Schild mit der

Baden-Württemberg Harris oder Trump? Die Bodenseeregion blickt gespannt auf US-Wahl

Stand: 04.11.2024 11:59 Uhr

Die Präsidentschaftswahl in den USA zieht auch die Menschen im Bodenseeraum in ihren Bann. Was sagt ein Soziologe der Uni Konstanz dazu? Wie könnte es Städtepartnerschaften treffen?

Die Vereinigten Staaten von Amerika wählen am Dienstag. Ob Kamala Harris oder Donald Trump die Präsidentschaftswahl gewinnt, das interessiert auch die Menschen am Bodensee, in Oberschwaben und im Allgäu.

Marco Bitschnau ist Dozent an der Universität Konstanz. Der Soziologe beschäftigt sich schon von Berufs wegen intensiv mit der Politik in den USA. Ende 2021 bis Mitte 2022 war er in dem Land für seine Promotion. Er habe die Wahl fest im Blick, sagte er dem SWR.

Viele Amerikaner sehen Trump anders als die Deutschen

Dass bei uns viele über den Kandidaten der Republikaner, Donald Trump, den Kopf schütteln, dafür hat Bitschnau Verständnis. Lügen, Beleidigungen, Straftaten werfen Trump auch Kritiker in Deutschland vor. Das Bild, das wir in Deutschland von dem Republikaner haben, sei auch nicht falsch, meint der Soziologe.

Portraitfoto des Politikwissenschaftlers Marco Bitschnau von der Universität Konstanz

Der Politikwissenschaftler Marco Bitschnau von der Universität Konstanz beobachtet die US-Wahl kritisch.

Doch viele Amerikaner nähmen Trump anders wahr. Er gelte ihnen als authentisch. Im Gegensatz zu seinen ersten beiden Kandidaturen habe sich auch einiges geändert. Früher hätten sich viele in der Öffentlichkeit nicht für Trump ausgesprochen, das sei mittlerweile anders. Der Unternehmer Elon Musk sei dafür ein Beispiel. "Man ist ihn (Trump, Anm. d. Red.) gewohnt", sagt Bitschnau.

Städtepartnerschaft Friedrichshafen-Peoria im Zeichen der US-Wahl

Karin Seckinger ist zweite Vorsitzende des Peoria Clubs in Friedrichshafen. Peoria im US-Bundesstaat Illinois ist Partnerstadt von Friedrichshafen. Sie habe viele Freunde dort, erzählt Karin Seckinger. Ihr Interesse an der Wahl sei deswegen groß.

Mit den Freunden über Politik ins Gespräch kommen zu wollen, sei allerdings schwierig. Man könne nicht mit allen darüber reden. Es gelte der bekannte Grundsatz: "Don't talk about sex, politics and religion!", also: "Rede nicht über Sex, Politik und Religion!".

Wahlergebnis könnte sich auf Städtepartnerschaft auswirken

Aber dass die bevorstehende Wahl die Gesellschaft in den USA und auch in der Partnerstadt Peoria "spaltet", das geht an Karin Seckinger trotzdem nicht vorbei. Das spürt sie in den Gesprächen mit den Freunden und Bekannten in den USA.

Am Bodenseeufer in Friedrichshafen steht ein drei Meter hoher und zwei Tonnen schwerer Bierkrug aus Messing, den Peoria seiner Partnerstadt Friedrichshafen geschenkt hat.

Diesen drei Meter hohen und zwei Tonnen schweren Bierkrug aus Messing hat Peoria seiner Partnerstadt Friedrichshafen geschenkt.

Wie immer auch die Wahl ausgeht - Karin Seckinger hofft, dass das Ergebnis sich nicht allzu sehr auf die Partnerschaft auswirkt. Sollte Trump Präsident werden, dann befürchtet sie allerdings, dass hiesige Eltern ihre Kinder womöglich nicht mehr zum Schüleraustausch schicken.

Städtepartnerschaft mit Peoria wird bald 50 Jahre alt

Dabei gelt es doch, in zwei Jahren das 50-jährige Partnerschaftsjubiläum zu feiern. Denn am 27. August 1976 haben die Städte Peoria und Friedrichshafen eine "Erklärung über die Begründung eines Schwesternstadt-Verhältnisses" unterzeichnet. Bürgermeisterin in Peoria ist seit zwei Jahren Rita Ali, sie gehört der demokratischen Partei an.

Karin Seckinger wird die Trends und Ergebnisse der Wahl im Internet oder in den Nachrichten verfolgen. Auf die Frage "Wer soll gewinnen?" antwortet sie kurz und knapp: "Sicher nicht Trump!"

Ich werde in jedem Fall die Wahl mit Spannung verfolgen Karin Seckinger, 2. Vorsitzende des Peoria Clubs in Friedrichshafen

Konstanzer Soziologe sieht berechtigte Sorge vor Trump

Der Soziologe Marco Bitschnau in Konstanz kennt die Sorgen und Ängste vieler Menschen in Deutschland vor einem möglichen Präsidenten Trump. Sie seien auch berechtigt, sagt er. Er fügt aber auch hinzu, Trump sei in vielem erratisch. Während seiner Präsidentschaft (2016 bis 2020) sei vieles nicht so umgesetzt worden wie ursprünglich angekündigt.

Andererseits habe der Präsident der Demokraten, Joe Biden, in bestimmten Bereichen die Politik seines Vorgängers Trump fortgeführt. Beispielsweise im Bereich der Handelspolitik. Er habe auch wie Trump auf die Verpflichtungen der Europäer in der NATO hingewiesen, wenn auch hinter verschlossenen Türen.

Sollte Trump ein zweites Mal zum Präsidenten gewählt werden, dann sei davon auszugehen, dass er noch pointierter und schärfer auftrete, meint Bitschnau. Es sei aber schwierig, einzuschätzen, wie der Republikaner Politik mache. Das hänge auch von seiner Tagesform ab.

Sendung am Mo., 4.11.2024 13:30 Uhr, SWR4 BW Studio Friedrichshafen

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