Im Kampf gegen Supermärkte professionalisieren sich viele Hofläden. In Zukunft wohl auch mit Künstlicher Intelligenz.

Baden-Württemberg Hofladen der Zukunft: Mit Hightech und Handarbeit für mehr Kunden

Stand: 30.03.2025 11:19 Uhr

Für Landwirte sind Hofläden eine gute Einnahmequelle. Die Auswahl wird größer. Präsentation und Aufmachung werden professioneller. Sogar Künstliche Intelligenz spielt eine Rolle.

Frisches aus der Region, kurze Wege und der persönliche Kontakt: Mit Hofläden versuchen viele Landwirte, dem Preisdruck der Supermärkte zu trotzen. Auch der Biohof Sommer in Untereisesheim (Kreis Heilbronn) setzt darauf, die Waren direkt und ohne Zwischenhändler an Kundinnen und Kunden zu bringen.

"Wenn wir über den Hofladen die Produkte verkaufen, ist es für uns die größte Wertschöpfung", sagt Chefin Elke Sommer. Wie viele andere Landwirtinnen und Landwirte verkauft sie ihre Ware auch an Restaurants oder über einen eigenen Online-Shop, 24-Stunden-Automaten und Biokisten-Lieferservice.

Player: audioMit Künstlicher Intelligenz gegen Billigpreise: Hofläden professionalisieren sich

Damit eigene Produkte aus dem Hofladen noch besser vermarktet werden, gibt es eigens Schulungen und Fachtage für Landwirtinnen und Landwirte. Künstliche Intelligenz wird in Zukunft bei der Vermarktung eine wichtige Rolle spielen. Das ist das Ergebnis einer Tagung von Marketingexperten und Landwirten in Kupferzell (Hohenlohekreis).

Landwirtschaft und Hofläden offen gegenüber Künstlicher Intelligenz

Zurzeit nutzen noch die wenigsten Landwirte in der Region Heilbronn-Franken Künstliche Intelligenz (KI). In fünf Jahren könnte die Quote bei rund 80 Prozent liegen, schätzt EDV-Expertin Miriam Hanselmann aus Schrozberg (Kreis Schwäbisch Hall). Um KI und die Möglichkeiten besser kennenzulernen, werden regelmäßig Seminare angeboten.

Obendrein ist die Landwirtschaft laut Hanselmann interessiert an Innovation. Einige KI-Anwendungen seien zudem kostenlos. Die ersten kostenpflichtigen Produkte und Anwendungen gebe es ab 20 Euro.

Die KI kann dann bei der Ideenfindung für Social Media helfen, bei der Einrichtung von Hofläden, der Gestaltung von Etiketten oder der Planung von Hoffesten.

Verbraucherinnen und Verbraucher sind bereit, mehr zu bezahlen

Die vier größten Lebensmittelhändler in Deutschland - Edeka, Rewe, Schwarz Gruppe (mit Lidl und Kaufland) und Aldi - verkaufen mehr als drei Viertel der Lebensmittel. "Mit dieser Marktmacht konnten sie die Lebensmittelpreise steigen lassen, ohne die Erlöse angemessen an ihre Lieferanten in der Lebensmittelkette weiterzugeben", erklärt Reinhild Benning, Agrarexpertin der Deutschen Umwelthilfe.

Direktvermarktung zahlt sich aus. So umgeht man das Billigpreis-System und kann Obst, Gemüse, Marmelade und Nudeln, ohne auf die Supermärkte angewiesen zu sein, an die Kundschaft verkaufen.

Kundinnen und Kunden von Biohöfen seien bereit, mehr zu zahlen. In Summe würden die meisten aber weniger einkaufen als noch vor einigen Jahren, da die Kasse der Verbraucherinnen und Verbraucher immer knapper wird, berichtet Landwirtin Elke Sommer dem SWR.

Die Supermärkte möchten den Preis regieren und billig verkaufen. Wir bekommen nur das, was übrig bleibt.  Elke Sommer vom Biohof Sommer in Untereisesheim

Das bedeutet, die Eigenvermarktung durch Hofläden, 24-Stunden-Automaten und Lieferservices wird immer wichtiger. Darum braucht es innovative Konzepte und gute Ideen, um potentielle Kundinnen und Kunden zu erreichen. Schon dafür könnte sich auch eine ganz simple KI lohnen.

Am Ende würde laut EDV-Expertin Hanselmann aber jede Unterstützung durch KI nur dann einzigartig werden, wenn die eigene persönliche Note dazukommt. Auf die persönliche Note setzt auch die Hohenloherin Andrea Specht.

Anspruchsvolle Verpackung und Präsentation bei Hofläden

Andrea Specht, die einen Hofladen in Zweiflingen-Orendelsall (Hohenlohekreis) führt, möchte sich von den Supermärkten nicht unter Druck setzen lassen. Wer ihre Nudeln und Waren haben möchte, muss ihren Preis bezahlen. Beim Verkauf sei ihr gleichzeitig das Thema "Storytelling" ganz wichtig, sagt sie.

Die Kundinnen und Kunden müssten schnell erkennen, wofür ein Produkt steht. Das Produkt erzählt die Geschichte seiner Herkunft, was es beinhaltet und was die Kundschaft dafür bekommt. Bei ihr sind deswegen alle Vorlagen für die Etiketten handgeschrieben, um zu zeigen, dass vieles handgemacht ist. Um möglichst viele Menschen zum Hofladen zu locken, setzt sie zudem auf Social Media, Hoffeste und Kundennähe.

Sendung am Mi., 26.3.2025 16:00 Uhr, SWR1 Baden-Württemberg, SWR1 Baden-Württemberg

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