Mit frischem Brot und Brötchen vor der Haustür ist bald Schluss. Das Bäckermobil der Familie Link geht nach über 60 Jahren in Rente.

Baden-Württemberg Kein Brot mehr an die Haustür: Trossinger Bäckermobil hört auf

Stand: 05.01.2025 18:14 Uhr

Gerade für Senioren, die kurze Wege brauchen, ist es schmerzhaft: Das Bäckermobil der Trossinger Familie Link geht in Rente. Bei der Abschiedstour waren einige Kunden zu Tränen gerührt.

Kurz vor Weihnachten hat das Bäckermobil der Familie Link aus Trossingen (Kreis Tuttlingen) eine Abschiedstour gemacht. Die Verkaufswagen sind in den vergangenen sechzig Jahren mehrmals pro Woche durch kleine Gemeinden gefahren und haben Backwaren vor die Haustür geliefert. Nun ist die Ära der mobilen Brötchen vorbei.

Der Verkaufswagen braucht eine neue Kupplung und neue Bremsen. Er sei beim letzten Mal nur mit "Ach und Krach" durch den TÜV gekommen, sagt Daniel Link. Der junge Bäckermeister führt die Traditionsbäckerei in vierter Generation. Eine Neuanschaffung lohne sich kaum. Das alte Mobil hat nach zwölf Jahren und 140.000 Kilometern ausgedient.

Abschied vom Bäckermobil schmerzt Rentner

Außerdem findet Daniel Link keine Verkäuferinnen und Verkäufer, die das Bäckermobil auch im Winter, wenn es kalt und rutschig ist, durch Tuttlingen, Bad Dürrheim und Villingen-Schwenningen lenken wollen. Der Fachkräftemangel sei hier deutlich zu spüren.

Gerade die Rentnerinnen und Rentner schmerzt der Abschied vom Bäckermobil. Viele sind nicht mehr mobil und auf die Lieferung vor die Haustür angewiesen. Sie nehmen sich bei der letzten Tour des Bäckermobils deshalb besonders viele Brote mit, um sie einzufrieren.

Gabi Link im Bäckermobil der Familie Link vor dem Haus einer Kundin.

Mit frischem Brot und Brötchen vor der Haustür ist jetzt Schluss. Das Bäckermobil der Familie Link lohnt sich nicht mehr.

Verkaufswagen in Trossingen: Ein sozialer Treffpunkt

Über das Brotverkaufen hinaus war das Bäckermobil ein sozialer Treffpunkt. Verkäuferin Gabi Link, die seit über vierzig Jahren mit verschiedenen Verkaufswagen unterwegs war, ist in Tuningen und Deißlingen bekannt wie ein bunter Hund. "Bekannter als der Bürgermeister", scherzt Daniel Link über seine Tante.

Die Bäckereifachverkäuferin hat allein in der kleinen Gemeinde Tuningen über sechzig Stammkunden. Oft kennt sie die Familiengeschichten der Kunden, ihre Wünsche und ihre Sorgen. Ist jemand nicht zu Hause, hängt sie eine Tüte mit der Bestellung an die Tür.

Oft kommt es vor, dass Gabi Link aussteigt und bei älteren Kunden klingelt, die das Läuten des Bäckermobils nicht mehr hören. Arm in Arm geleitet sie die älteren Menschen zum Verkaufswagen, in dem über zehn Sorten Brot, diverse Brötchen und ganze Kuchen ausliegen. Das Bäckermobil ist eine vollwertige kleine Filiale auf Rädern.

Brot, Brötchen und süße Teilchen liegen in der Verkaufstheke des Bäckermobils der Familie Link aus Trossingen.

Eine vollwertige Verkaufstheke auf Rädern: Das Bäckermobil der Familie Link.

Tränenreicher Abschied: "Darf ich Sie umarmen?"

"Darf ich Sie umarmen?", fragt eine Stammkundin zum Abschied. Mehreren Kundinnen sind den Tränen nahe, auch Gabi Link wischt sich regelmäßig eine Träne vom Gesicht. Manche Senioren hätten außer ihr niemanden mehr, der sie regelmäßig besuche, sagt sie. Link notiert sich die Telefonnummern einiger Kunden. Vielleicht schafft sie es ja, ab und an vorbeizuschauen.

Bald wird Gabi Link hinter der Bäckereitheke einer kleinen Rewe-Filiale stehen. Sie setzt darauf, dass manche der alten Kundinnen und Kunden sie dort regelmäßig besuchen werden.

Sendung am Fr., 3.1.2025 4:15 Uhr, Landesschau Baden-Württemberg, SWR BW

Bäckereien in Zeiten des Fachkräftemangels