Abgebrannte Häuser in Los Angeles

Baden-Württemberg KIT-Experte über Feuer in Los Angeles: Brandrisiko steigt auch rund um Karlsruhe

Stand: 11.01.2025 14:13 Uhr

Bei den Bränden in Kalifornien sind mehrere Menschen ums Leben gekommen, tausende Häuser wurden zerstört. Wäre so etwas auch in der Region möglich? Antworten von einem Forstexperten.

Somidh Saha ist Forstexperte am Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Er kooperiert in seiner Arbeit eng mit den US-Forstbehörden. Im Interview mit dem SWR spricht er über Gründe für die verheerenden Brände im Großraum Los Angeles, ob solche Waldbrände auch hier in der Region möglich wären und was passieren muss, um das zu verhindern.

Somidh Saha, Forstexperte am KIT in Karlsruhe

Somidh Saha, Forstexperte am KIT in Karlsruhe, über das steigende Brandrisiko durch den Klimawandel

SWR Aktuell: Wenn man sich die schweren Waldbrände in Kalifornien ansieht, welche Faktoren kamen da zusammen?

Somidh Saha: Ich denke, man kann ganz klar sagen, das ist der Einfluss des vom Menschen geschaffenen Klimawandels. Die Luft ist sehr trocken. Es gibt einen Faktor, den man "Dampfdruckdefizit" nennt, also das Defizit zwischen der Wassermenge, die die Luft aufnehmen kann, und der tatsächlichen Menge an Wasser in der Luft. Dieser Unterschied ist groß.

Das heißt, die Luft ist so trocken, dass sich der Wald bei einem Blitzschlag oder einem Feuer schnell entzünden kann. Dazu gibt es einen starken Wind. Das führt dazu, dass sich das Feuer unkontrolliert ausbreitet, bis zu 100 Kilometer in der Stunde.

Amerika hat eine sehr gute Waldbrandbekämpfung, die wir zum Beispiel in Deutschland so nicht haben. In Deutschland ist die Feuerwehr meistens für die Brandbekämpfung in der Stadt ausgebildet, außer in ganz wenigen Fällen. Somidh Saha, Forstexperte am Karlsruher Institut für Technologie (KIT)

Ein weiterer Grund ist die Situation in Los Angeles. Es gibt viele Siedlungen direkt neben dem Wald. Es ist also eine Kombination aus Missmanagement, schlechter Stadtplanung und den Auswirkungen des Klimawandels.

SWR Aktuell: Sind Brände wie im Großraum Los Angeles auch in unserer Region möglich?

Saha: Im Westen der USA reden wir über tausende oder Millionen Hektar Land, die brennen. Wir hier in Deutschland sind mit solchen Großbränden nicht vertraut. Hier sind es 100, 400, 500 Hektar. Es gibt aber Forschungen, die zeigen, dass es auch in Deutschland immer trockener wird. Nicht nur die Luft, auch der Boden wird trockener.

Ein großes Problem ist, dass unsere Wälder weniger an Feuer angepasst sind. Somidh Saha, Forstexperte am Karlsruher Institut für Technologie (KIT)

Ich denke, das Brandrisiko in der Nähe von Städten wird definitiv steigen. Wir haben in Deutschland eine sehr berühmte Kulturlandschaft. Man kann zum Beispiel in Karlsruhe sein Büro haben und dann in den Hardtwald zum Joggen gehen. Der Wald endet häufig direkt vor der Haustür. Damit erhöht sich gleichzeitig das Risiko erheblich, dass sich ein Feuer vom Wald auf die Stadt ausbreitet.

Ein Hubschrauber wirft Wasser auf das Palisades-Feuer im Mandeville Canyon ab

Ein Hubschrauber wirft Wasser auf das Palisades-Feuer bei Los Angeles ab

SWR Aktuell: Was muss sich ändern, damit unsere Wälder besser vor Bränden geschützt sind?

Saha: Das Wichtigste ist die Geschwindigkeit des Feuers, also die Brandausbreitung. Sie sollte so weit wie möglich verringert werden. Unsere Forstverwaltung kennt die Herausforderungen, die mit dem Waldumbau verbunden sind, nämlich die Umstellung von Monokulturen auf Mischwald. Der Vorteil ist: diese Art von Wald kann mehr Wasser aufnehmen.

Ein Beispiel: Bis ein Wald mit Buchen und Eichen brennt, dauert es länger als bei einer Monokulturen aus Nadelbäumen. Wenn man also die Waldstruktur verändert, verbessert man gleichzeitig die Wasserspeicherung im Wald, den Feuchtigkeitsgehalt im Boden und auch das lokale Mikroklima.

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Es geht darum, den Punkt zu vermeiden, an dem es kein Zurück mehr gibt: den "Point of no return", an dem es so trocken ist, dass jeder kleine Funke - egal ob durch menschliche Fahrlässigkeit oder durch natürliche Einflüsse - ein großes Feuer auslöst. Dieses Risiko kann man abmildern. Indem man das Management und die Struktur des Waldes ändert.

Sendung am Sa., 11.1.2025 5:00 Uhr, Guten Morgen Baden-Württemberg, SWR1 Baden-Württemberg

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