Mit diesem neuen Produkt der Firma hofer powertrain kann man in einer Atuo-Batterie mehr Energie und damit mehr Reichweite gewinnen.

Baden-Württemberg Krise in der Autobranche: So gelingt die Transformation bei einer Nürtinger Firma

Stand: 10.10.2024 17:06 Uhr

Der Autozulieferer hofer powertrain in Nürtingen ist ein gutes Beispiel für einen Betrieb, der technisch nach vorne blickt. Und seine Mitarbeiter dabei motiviert und mitnimmt.

Die Autobranche steckt mitten in einer Absatz-Krise, die auch die Zuliefererindustrie betrifft. Darüber wird auch auf dem Zulieferertag der Automobilwirtschaft in Esslingen gesprochen. Bei der Veranstaltung betonte Baden-Württembergs Wirtschaftsministerin Nicole Hoffmeister-Kraut (CDU), dass die heimische Zuliefererindustrie noch mehr auf Innovationen setzen müsse und in wichtigen Wachstumsmärkten investieren sollte.

Nürtinger Firma gelingt Transformation in der Autobranche

Von der Mechatronik zum Mini-Chip

Eine Firma, die seit Jahren gegen den Negativ-Trend arbeitet, ist hofer powertrain mit gut 500 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen an 21 Standorten weltweit. Ursprünglich groß geworden ist der Mittelständler mit Innovationen bei klassischen Schaltgetrieben - unter anderem mit Hydraulikeinheiten für Sportwagen. Schon früh hat man daneben auch Knowhow beim Antriebsstrang für Elektroantriebe, dem sogenannten Powertrain, aufgebaut.

Mit diesem neuen Produkt der Firma hofer powertrain kann man in einer Atuo-Batterie mehr Energie und damit mehr Reichweite gewinnen.

Mit diesem neuen Produkt von hofer powertrain kann man in einer Auto-Batterie mehr Energie und damit mehr Reichweite gewinnen.

Transformation: Schulung bei hofer powertrain im laufenden Betrieb

Dabei wurde viel Wert auf die Weiterbildung aller Beschäftigten gelegt. Freiwillig kamen sie auch am Wochenende, um sich von Expertinnen und Experten auf den neuesten Stand der Entwicklung bringen zu lassen. Im laufenden Betrieb wurde das Wissen der Verbrennerspezialisten mit E-Mobilität-Infos ergänzt.

Wir haben unsere Mitarbeiter gezielt geschult über die Jahre. Wir haben uns einen Hochschulprofessor von der Hochschule Esslingen ins Haus geholt, der hat die Leute am Freitag und Samstag geschult. Die kamen da super gerne - auch von allen Levels, vom Mechaniker, zum Doktor, Ingenieur - und haben das aufgesogen. Martin Maier, Entwicklungsleiter von hofer powertrain

Außerdem unterstützte Firmenchef Johannes Hofer auch Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die gerne im Batterie-Team mitmachen wollten. Dazu kamen dann noch neue Kolleginnen und Kollegen mit neuen Kompetenzen und Ideen. Die Offenheit des Anfangs der 1980er Jahre gegründeten Autozulieferers zahlte sich aus.

In Nürtingen wird das Werk erweitert: Martin Maier, Entwicklungsleiter von hofer powertrain, auf der Baustelle.

In Nürtingen wird das hofer-Werk erweitert: Entwicklungsleiter Martin Maier auf der Baustelle.

Am Standort Nürtingen baut die Firma für fünf Millionen Euro die Entwicklungs- und Testflächen von 1.000 auf 4.000 Quadratmeter aus. Und schaut optimistisch in die Zukunft.

Also jammern, hilft nicht. Und ich glaube, da ist die deutsche Industrie geradezu an einem Tiefpunkt. Ich glaube, wenn wir uns auf die Tugenden, die wir haben, konzentrieren, dann werden wir die Kurve schon wieder kriegen. Martin Maier, Entwicklungsleiter von hofer powertrain

Wirtschaftsexperte: Zulieferer sind agiler als Hersteller

Für den Wirtschaftsexperten Andreas Pyka von der Universität Hohenheim ist hofer powertrain ein gutes Beispiel für die Flexibilität mittelständischer Unternehmen. In der derzeitigen Krise der Autobranche hätten es die Zulieferer teilweise besser als die Hersteller.

In meinen Augen haben es die Zulieferer tatsächlich wahrscheinlich ein Stück weit einfacher, weil sie durch ihre kleinere Unternehmensgröße ein Stück weit agiler sind, sich vielleicht auch schneller mit neuen Kompetenzen im Entwicklungsbereich versorgen können und dann auch attraktive Partner sind, im unternehmerischen, aber auch im wissenschaftlichen Umfeld. Andreas Pyka, Professor für Innovationsökonomie

Mercedes, Porsche oder Amazon. Google, BYD?

Eine wichtige Rolle spiele auch die Frage an wenn die Zulieferer in Zukunft zuliefern: An die traditionellen Automobilhersteller oder die Mobilitätsanbieter der Zukunft? Das müssen nicht unbedingt die gleichen sein, meint Pyka.

Stellenabbau wegen Elektromobilität bei Zulieferern in BW?

Pykas Meinung nach macht der kleine, agile und flexible Autozulieferer so oder so sein Geschäft, egal ob er nun gerade Mercedes oder Porsche mit seinen Teilen oder seinem Knowhow beliefert, oder künftig eventuell BYD, Google oder Amazon.

Bis zu 66.000 weniger Stellen in den nächsten sechs Jahren

Elektroautos kommen mit deutlich weniger Bauteilen aus als Benziner oder Diesel. Verbrenner benötigen etwa 30.000, Elektroautos rund 20.000 Bauteile. Einer Studie der Landesagentur e-mobil BW zufolge, gehen in den kommenden sechs Jahren bis zu 66.000 Arbeitsplätze durch Elektrifizierung, Automatisierung und Digitalisierung verloren. Bei den großen Autoteile-Zulieferern stehen schon jetzt Tausende Arbeitsplätze auf der Kippe. Bosch denkt darüber nach, in der Automobilsparte rund 3.500 Stellen zu streichen. Bei ZF Friedrichshafen geht es um 14.000 Arbeitsplätze. In Baden-Württemberg arbeiten derzeit rund 315.000 Personen in der Autoindustrie. Der Umsatz von 136 Milliarden Euro bei Herstellern und Zulieferern macht etwa ein Drittel des gesamten Umsatzes der Industrie von Baden-Württemberg aus.

Sendung am Do., 10.10.2024 19:30 Uhr, SWR Aktuell Baden-Württemberg, SWR BW