Baden-Württemberg Landwirt: "Hagelkörner waren zackig wie gefrorenes Coronavirus"

Stand: 16.07.2024 17:17 Uhr

Das hat Peter Bürkle noch nicht erlebt: Hagel hat große Teile seiner Gärtnerei in Remseck zerstört. Hagelkörner "mit Ecken und Kanten, die wie Geschosse vom Himmel kamen".

Über dem Kreis Ludwigsburg ging am Freitag ein Gewitter nieder - mit teilweise heftigen Hagelschäden. Erst nach und nach wird der ganze Schaden deutlich. Getroffen hat es unter anderem die Gärtnerei Bürkle in Remseck-Aldingen (Kreis Ludwigsburg).

Hagelkörner hatten Ecken und Kanten

"Das war kein normaler Hagel", sagt Peter Bürkle und zeigt Fotos mit rund sechs Zentimeter großen Hagelkörnern. "Diese muss man sich vorstellen wie ein gefrorenes Coronavirus: zackig, sternförmig - wie ein kleiner Morgenstern." Insgesamt 600 Glasscheiben seien zerstört worden, so Bürkle. Außerdem hätten die Spitzen auch die Dächer der Foliengewächshäuser zerlöchert. Kleinere, runde Hagelkörner würden an diesen wie Bälle von einem Trampolin abprallen, die Spitzen der jetzigen Hagelkörner hätten die Folien aber wie Torpedos durchschlagen.

Hagel hat Gewächshaus in Remseck zerstört: Ein Schild warnt vor Glasschaden

Scherben drohen vom Dach ins Gewächshaus zu fallen und selbst in Pflanzentöpfen sind Glassplitter.

Hagel zerfetzte Glasscheiben, Mitarbeiter verkrochen sich unter Tischen

Kurz nach 15 Uhr war es, erinnert sich der Landwirt, "da wurde der Himmel dunkel und in dem Moment, in dem es losging, hat es auch schon die ersten Glasscheiben zerfetzt". Die Leute seien aus den Gewächshäusern geflüchtet, die Mitarbeiter hätten sich unter Betondecken und teilweise Tischen verkrochen. "Das sind Sekunden. Da können Sie nichts anderes machen: Leib und Leben retten und fertig", war das einzige was zählte.

So schnell der Hagel kam, so schnell war er zu Ende: "Nach drei Minuten kam nur noch Wasser." Aber drei Minuten hätten gereicht, um "alles kaputt zu schlagen". Was das heißt, zeigt sich nach und nach. Übers Wochenende hat Peter Bürkle mit seinen Mitarbeitenden versucht, die Scherben notdürftig zu entfernen - Schubkarrenladung für Schubkarrenladung. Doch in etlichen Pflanzen stecken Splitter. Ganze Reihen von Sommerblumen, Stauden und Kräutertöpfen muss er nun entsorgen, schließlich will er nicht, dass sich Kunden verletzten.

Sachschaden wird auf bis zu 150.000 Euro geschätzt

In den nächsten Tagen kommen Handwerker. Die kaputten Scheiben müssen einzeln entfernt und ersetzt werden. Geschätzter Schaden: 100.000 bis 150.000 Euro. Auch zwei neue Fahrzeuge wurden vom Hagel getroffen. "Die haben Zellulitis", witzelt Bürkle. Doch im Vergleich zum Schaden in der Gärtnerei sei das nichts. "Da grinse ich nur."

Peter Bürkle hofft, dass ein Großteil des Schadens von der Versicherung übernommen werde. Immerhin zahlt er nach eigenen Angaben 26.000 Euro Versicherungsprämie jedes Jahr nur für Hagel. Gleich am Tag nach dem Hagelschauer sei der Versicherungsvertreter gekommen, das schätzt Landwirt Bürkle. Allerdings sagt er auch: "Die helfen einem schnell. Man bleibt aber immer auf einem Teil sitzen."

Hagel, Stürme und Orkantief Lothar

Der jetzige Schaden ist nicht der erste für Peter Bürkle. Das Orkantief Lothar an Weihnachten 1999 hat der Remsecker Landwirt noch gut in Erinnerung. Auch andere Stürme trafen die Gärtnerei, aber so einen Hagelschaden wie jetzt habe er noch nie gehabt. Wohl wissend, dass in Nachbargemeinden Kolleginnen und Kollegen schon Totalschäden hatten, sagte er sich bis jetzt: "Remseck ist relativ hagelsicher." Aber das habe sich geändert, sagt er - und lacht. Denn lachen sei in so einer Situation besser als heulen, so Peter Bürkle.

Sendung am Di., 16.7.2024 14:00 Uhr, SWR4 am Nachmittag, SWR4

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