
Baden-Württemberg Lohnunterschiede zwischen Mann und Frau beeinflussen Familienleben
An diesem Freitag ist Equal Pay Day, doch von gleicher Bezahlung zwischen Frauen und Männern sind wir noch immer weit entfernt. Das hat Auswirkungen auf das Familienleben.
Auch an diesem Equal Pay Day, dem internationalen Aktionstag für Entgeltgleichheit zwischen Frauen und Männern, ist der Ruf nach gleicher Bezahlung für beide Geschlechter nicht zu überhören. Zwar wurde schon viel erreicht. Doch beträgt der Lohnunterschied laut dem Statistischen Bundesamt selbst bei vergleichbaren Jobs immer noch sechs Prozent. Da viele Frauen in Teilzeit oder in schlechter bezahlten Berufen arbeiten, ist die Lohnlücke insgesamt noch größer, nämich 16 Prozent. Das führt dazu, dass Frauen häufiger aufhören zu arbeiten, sobald es eine Familie gibt, die versorgt werden muss. So auch bei der Familie Stoll in Baden-Baden.

Stefanie Stoll in ihrer Wohnung - sie kümmert sich um Kinder und Haushalt.
Vollzeit-Mutter - Gehalt entscheidet über Rollenverteilung
Kochen, Wäsche zusammenlegen, schnell den Müll runterbringen, dabei immer das drei Monate alte Baby um den Bauch geschnallt. Das ist Alltag für Stefanie Stoll. Sie kümmert sich um ihre Familie, während ihr Mann in Vollzeit arbeitet. Stefanie Stoll ist gerne bei ihren Kindern. Doch der entscheidende Grund für diese Rollenverteilung war, wie bei so vielen Familien, ein anderer: "Er verdient einfach viel mehr Geld. Das muss man eben auch sehen, dass wir uns das alles hier leisten können. Ich hatte zwar davor auch eine Stelle als Abteilungsleiterin, aber habe viel weniger verdient als er. Dann blieb nichts anderes übrig", sagt Stefanie Stoll. Früher war sie bei der Stadt Baden-Baden angestellt. Ihr Mann arbeitet bei VW.

Tim Stoll arbeitet Vollzeit, würde sich aber gerne mehr um seine Kinder kümmern.
Teilzeit-Vater: "schwer auszuhalten" und "viel zu wenig"
Stefanies Mann Tim würde gerne viel mehr mit seiner fünfjährigen Tochter Frida spielen, das passiert viel zu selten. Doch gemeinsame Zeit ist knapp. Unter der Woche bringt er sie in die Kita, sie essen gemeinsam zu Abend. Für ihn sei das schwer auszuhalten. "Ich rede mir sicherlich manchmal auch ein: Ja, die Wochenenden oder die schönen Momente reichen dann aus. Wenn ich wirklich ehrlich zu mir bin, ist es einfach, viel zu wenig", betont Tim Stoll.

Tim Stoll fühlt sich zerrissen zwischen Karriere und Familie.
"Väter-Plattform" will klassische Rollenverteilung ändern
Um sich mit anderen Vätern auszutauschen hat Tim Stoll deshalb auf dem Online-Berufsnetzwerk "LinkedIn" eine Väter-Plattform gegründet. Da spricht er über die Zerrissenheit zwischen Karriere und Familie. Er will auch Männer ermuntern, Schritt für Schritt etwas an den klassischen Rollenverteilungen zwischen Mann und Frau zu ändern, so wie er es im Kleinen auch versucht. "Vielleicht nicht immer der Chef zu sein, der als Letztes das Büro verlässt", erklärt Tim Stoll ,"sondern der auch mal sagt: Heute um 15:30 Uhr ist Schluss. Die Familie braucht mich. Und ja, der Job ist mir wichtig, aber in diesem Moment entscheide ich jetzt bewusst anders."

Tim Stoll hat auf "LinkedIn" eine Online-"Väter-Plattform" gegründet.
Teilzeitarbeit ohne Unterstützung der Großeltern nicht möglich
Bis zur Geburt der kleinen Lilly im Dezember hat auch Stefanie Stoll wieder gearbeitet. Ihre ältere Tochter Frida war in der Kita. Doch die Öffnungszeiten waren viel zu kurz. Selbst für eine Teilzeitstelle brauchte sie Unterstützung. Ohne den Einsatz der Großeltern wäre es nicht möglich gewesen, sagt Stefanie Stoll. An den Tagen, an denen sie gearbeitet hat, haben ihre Eltern das Kind abgeholt.
Die äußeren Rahmenbedingungen sind schwierig, wie für so viele Familien. Aber die Stolls versuchen das Beste draus zu machen, auch finanziell. Gemeinsam investieren sie Geld in eine Altersvorsorge. "Wir sehen uns als eins", sagt Vater Tim. Das bedeutet: er und seine Frau Stefanie haben ein gemeinsames Konto, "weil ich genauso das Thema Care-Arbeit wertschätze wie jetzt auch meine Arbeit", sagt er.
Hoffnung auf eine Vier-Tage-Woche
Tim Stoll hat einen Wunsch. Er will künftig auch zu Hause mehr Arbeit übernehmen. Er hofft auf eine Vier-Tage-Woche. Zumindest solange die Kinder noch klein sind.
Sendung am Fr., 7.3.2025 19:30 Uhr, SWR Aktuell Baden-Württemberg, SWR BW