Streikende vor der Uniklinik Freiburg

Baden-Württemberg "Maximalen Druck aufbauen": Erneuter Warnstreik an den Unikliniken

Stand: 01.07.2024 09:30 Uhr

Von Montag bis Mittwoch hat die Gewerkschaft ver.di erneut zu einem Warnstreik aufgerufen, auch an der Uniklinik in Freiburg. Die Notfallversorgung sei weiterhin gewährleistet.

Es ist bereits der dritte Warnstreik in der laufenden Tarifverhandlung zwischen der Gewerkschaft ver.di und den vier Unikliniken im Land. Mit dem Streik wolle man "mit maximalem Druck" in die vorerst letzte Verhandlungsrunde am 3. Juli gehen, heißt es von ver.di. Die Gewerkschaft fordert ein Zukunftspaket für rund 26.000 Beschäftigte an den Kliniken in Freiburg, Tübingen, Heidelberg und Ulm. Dazu zählen neben Geld auch Zeitregelungen zur Entlastung und eine nachhaltige Verbesserung der Arbeitsbedingungen.

Stimmen von Streikenden an der Uniklinik Freiburg:

Operationen und Ambulanztermine werden verschoben

Wegen des Streiks hat die Uniklinik Freiburg angekündigt, dass nicht dringend erforderliche Operationen und Ambulanztermine verschoben werden. So wurden laut Uniklinik am Montag rund 60 Operationen streikbedingt abgesagt - das entspricht der Hälfte der geplanten Operationen. Während der Dauer des Streiks bis Mittwoch habe man sich mit der Gewerkschaft auf einen Notdienst geeinigt. Die Notaufnahme sei geöffnet und eine Versorgung der stationären Patientinnen und Patienten auf Wochenendniveau sei sichergestellt. Johannes Faber, Pressesprecher der Uniklinik Freiburg sagte am Montag, dass der dreitägige Warnstreik die Uniklinik an die Grenze des Zumutbaren bringe. Deswegen hoffe er, dass dieser Streik der letzte sei und bald eine gemeinsame Lösung am Verhandlungstisch gefunden werde.

Wir sind an der Grenze des Zumutbaren. Johannes Faber, Pressesprecher Uniklinik Freiburg

Laut ver.di beteiligten sich am Montag rund 400 Beschäftigte an dem Warnstreik. Die Gewerkschaft hat allein in Freiburg rund 10.000 Klinikbeschäftigte zum Streik aufgerufen - darunter Azubis, Rettungsdienstfahrer und Pflegefachkräfte.

Mir geht es darum, dass der Lohn für Auszubildende an die Inflationsrate angepasst wird. Streikende an der Uniklinik Freiburg

Symbolischer roter Teppich für die Beschäftigten in Tübingen

Auch am Uniklinikum Tübingen werden während des Streiks Notfälle behandelt. Schwangere sollten auf jeden Fall kommen, wenn sie Wehen hätte oder Probleme, so die Uniklinik. Was aber nicht dringend sei, könne dem Warnstreik zum Opfer fallen. Ver.di rechnete in Tübingen am Montag mit mindestens 500 Streikenden. Am Morgen war ein Demonstrationszug in die Innenstadt geplant sowie eine Kundgebung bei der Stiftskirche. Außerdem wollte die Gewerkschaft einen symbolischen roten Teppich für die Beschäftigten ausrollen. Zu den ver.di-Mitgliedern an der Tübinger Uniklinik zählen unter anderem Pflegekräfte, Verwaltungsmitarbeitende, Therapeuten und Technikerinnen.

Gewerkschaft will Teufelskreis mit attraktiven Arbeitsbedingungen durchbrechen

Für Jakob Becker, Verhandlungsführer von ver.di, ist der Mangel an Personal ein Teufelskreis: "Belastende Arbeitsbedingungen führen zur Flucht in die Teilzeit und diese unnötige Verknappung von Personal verschärft die Situation weiter", sagte er bei der Ankündigung des Streiks.

Wir legen ab Montag nochmal eine Schippe drauf, um den Tarifkonflikt mit einer zukunftsfähigen Lösung zu beenden, bevor es zu einer ernsten Eskalation kommt. Parallel bereiten wir uns auch auf eine Urabstimmung vor. Jakob Becker, ver.di Verhandlungsführer

Forderung nach höherem Gehalt und besseren Arbeitsbedingungen

In den Tarifverhandlungen mit dem Arbeitgeberverband der baden-württembergischen Uniklinika (AGU) fordert ver.di für die rund 30.000 Beschäftigten elf Prozent mehr Gehalt, mindestens aber 500 Euro mehr pro Monat. Zudem verlangt die Gewerkschaft die Einführung eines Lebensphasenkontos, eine Entlastung von Pflegekräften sowie eine bessere Ausbildungsqualität. Bei den Verhandlungen geht es um Beschäftigte, für deren Arbeitsverhältnisse der Tarifvertrag Uniklinika Baden-Württemberg gilt. Ärzte oder wissenschaftliches Personal fallen unter andere Tarifverträge.

Rote Linien sind unverrückbar

Der Arbeitgeberverband der Uniklinika (AGU) zeigt kein Verständnis für den Warnstreik. Es gebe klare Grenzen, die keinesfalls überschritten werden könnten, erklärte die AGU am Freitag. Was diese roten Linien genau sind, ist nicht klar. Der Arbeitgeberverband stellte fest, dass man aber weiterhin die feste Absicht habe, am Mittwoch wie geplant eine Einigung im Tarifkonflikt zu erreichen.

Sendung am So., 30.6.2024 14:00 Uhr, SWR4 am Wochenende, SWR4