Polizeibeamte und Mitarbeiter der DB-Sicherheit an einem Bahnsteig des Hauptbahnhofs Stuttgart

Baden-Württemberg Mehr Kriminalität im öffentlichen Nahverkehr in BW

Stand: 11.07.2024 15:03 Uhr

Die Sicherheit an Bahnhöfen und im öffentlichen Nahverkehr nimmt laut Kriminalitätsstatistik ab. Im letzten Jahr gab es erneut mehr kriminelle Tätigkeiten und Gewalttaten.

Bahnhöfe sind nicht selten Kriminalitätsschwerpunkte - und auch in Zügen werden viele Straftaten begangen. Im vergangenen Jahr wurden laut Polizei in Baden-Württemberg rund 6.300 Menschen Opfer von Gewalttaten im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV). Das war im Vergleich zum Vorjahr ein Anstieg von 6,4 Prozent. Diese Entwicklungen gab die Landesregierung in der Antwort auf eine Anfrage der Grünen im Landtag bekannt. Drei von vier Straftaten im ÖPNV wurden aufgeklärt.

Straftaten im Nahverkehr nehmen zu

Aggressionsdelikte sind laut Kriminalitätsstatistik des Innenministeriums Straftaten gegen das Leben, die körperliche Unversehrtheit, Freiheit und sexuelle Selbstbestimmung an Bahnhöfen, Bahnanlagen und in allen Bahnen außer in Fernzügen. 

1.025 Menschen wurden 2023 zudem Opfer von Bedrohungen im ÖPNV - das entspricht in etwa dem Niveau von 2022. Im Jahr 2021 waren es 680 Opfer. Fahrdienstpersonal wurde etwas häufiger bedroht als Fahrgäste. 

Die Zahl der Gesetzesverstöße im ÖPNV insgesamt stieg 2023 im Vergleich zum Vorjahr um fast 30 Prozent auf 83.600. Das war ein knappes Drittel aller Straftaten im öffentlichen Raum. Davon waren ungefähr ein Drittel Verstöße von Ausländern gegen das Aufenthaltsgesetz und andere Regelungen, die nur für diese Personengruppe gelten. Ein Viertel entfiel auf Schwarzfahren und 15 Prozent auf Diebstähle. Die Zahl der Sachbeschädigungen im ÖPNV sank 2023 um 28,6 Prozent auf etwa 5.000 Fälle.

Fahrgastverband: Verstärkte Kontrollen an kleinen Bahnhöfen nötig

Der Fahrgastverband Pro Bahn sieht in den Bahnhöfen vor allem ein Paradies für Drogenkriminalität. Die Dealer könnten die Schließfächer als Depot für ihren Handel nutzen, sagte Bundeschef Detlef Neuß. An den großen der bundesweit rund 5.000 Bahnhöfe gebe es genügend Sicherheitspersonal. Mehr Kontrollen wünsche er sich dagegen an kleinen Stationen ohne eigenes Personal. Da müssten DB Sicherheit und Bundespolizei zumindest gelegentlich Präsenz zeigen. "Kriminelle dürfen sich dort nicht sicher fühlen - das erwarten wir schon." Er appellierte an Reisende, aufeinander zu achten und falls nötig die Polizei zu rufen.

Eisenbahnunternehmen fordern mehr Sicherheitskräfte

Die Eisenbahnunternehmen fordern einen verstärkten Einsatz von Sicherheitskräften, wie es in der Antwort der Landesregierung weiter heißt. Außerdem wünschen sie sich häufigere Schwerpunktkontrollen der Bundespolizei.

Alle Eisenbahnunternehmen hätten bestätigt, dass die Anwesenheit von Sicherheitspersonal in den Zügen und an den Haltestellen den Fahrgästen ein gutes Gefühl der Sicherheit vermittle. Eine regelmäßige Bestreifung der Züge führe zu einem erkennbaren Rückgang an Vorfällen. So konnte beispielsweise während Fasnachtsveranstaltungen durch zusätzliches Sicherheitspersonal erreicht werden, dass weniger Alkohol in den Zügen getrunken wurde. Zudem habe es dadurch wenige Schäden an den Zügen gegeben.

Das Bahnunternehmen SWEG Stuttgart hat seit Januar 2022 ein Zusatzkontingent von maximal 800 Personalstunden mit dem Verkehrsministerium vereinbart. Diese werden vorwiegend für die Streifen rund um die Großveranstaltungen am Cannstatter Wasen und während des Frühlingsfests genutzt.

Grüne fordern zeitliche Entzerrung von Großereignissen

Aus Sicht der Grünen müssen in Stuttgart Großereignisse zeitlich entzerrt werden. Derzeit komme es zu verstärkten Krankmeldungen beim Personal, wenn Fußballspiele mit Volksfesten zusammenfielen. "Nicht nur die Passagiere sollen sich sicher fühlen, sondern auch die Beschäftigten", sagte die Verkehrsexpertin der Grünen-Fraktion, Silke Gericke. Das Innenministerium müsse sich beim Bund für mehr Bundespolizei einsetzen. Bewährt habe sich die Gratis-Nutzung des ÖPNV von als solchen erkennbaren Beamten. Dies verbessere das Sicherheitsgefühl der Menschen.

Sendung am Do., 11.7.2024 5:00 Uhr, Guten Morgen Baden-Württemberg, SWR1 Baden-Württemberg

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