Menschen streiken mit Fahnen und Protestbannern gegen die Verkaufspläne von Mercedes-Benz

Baden-Württemberg Mercedes-Benz: Tausende protestierten gegen Verkauf von Niederlassungen

Stand: 02.07.2024 13:47 Uhr

Am Dienstag legten Mitarbeiter an sechs deutschen Mercedes-Benz-Standorten ihre Arbeit nieder. Größte Kundgebungen in Sindelfingen und Untertürkheim.

Der Protest der Beschäftigten bei Mercedes-Benz gegen die Verkaufspläne des Konzerns ist in die nächste Runde gegangen: Die Gewerkschaft IG Metall hatte am Dienstag zum bundesweiten Aktionstag aufgerufen. An sechs Mercedes-Benz-Standorten wurde unter dem Motto "Wir halten zusammen - am 2. Juli und jeden Tag" protestiert. Rund 25.000 Beschäftigte haben bundesweit protestiert. Die größten Kundgebungen gab es an den Niederlassungen in Sindelfingen (Kreis Böblingen), Stuttgart-Untertürkheim und Rastatt.

Seit dem Frühjahr verhandeln wir mit Mercedes-Benz. Jetzt gilt es, dass Mercedes-Benz Verantwortung für die Beschäftigten übernimmt und mit uns Verträge abschließt." Barbara Resch, Bezirksleiterin der IG Metall Baden-Württemberg

Mercedes-Benz will nicht in Standorte investieren

Hintergrund für die andauernden Proteste bei Mercedes-Benz sind die Pläne des Konzerns, bundesweit 80 Mercedes-Niederlassungen an private Investoren zu verkaufen. Betroffen seien alle Autohäuser und Werkstätten im Eigenbesitz. Dem Konzern sei die Rendite zu niedrig, vor allem der Fahrzeugverkauf werfe zu wenig Gewinn ab. Zudem stünden an den betreffenden Standorten in den nächsten Jahren Investitionen in Höhe von rund 80 Millionen Euro an, die der Konzern angesichts der schwachen Rendite nicht investieren möchte.

Mercedes-Benz-Beschäftigte fürchten finanzielle Nachteile

Der geplante Verkauf der Niederlassungen sei ein Schlag ins Gesicht der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, so Mercedes-Benz-Gesamtbetriebsratschef Ergun Lümali. Demnach befürchteten die rund 8.000 Betroffenen finanzielle Nachteile im Falle eines Verkaufs. So gäbe es bei Mercedes beispielsweise tarifliche Leistungen, die im Autohandel sonst nicht üblich wären. Dazu käme, dass die Beschäftigten im Mercedes-Benz-Konzern durch eine Betriebsvereinbarung bis Ende 2029 vor betriebsbedingten Kündigungen geschützt sind - diese Regelung würde bei einem Verkauf jedoch nicht mehr gelten.

Der Verkauf der Niederlassungen wurde einseitig vom Vorstand beschlossen. Diese Entscheidung tragen wir in keinster Weise mit und deren Auswirkungen können wir als Arbeitnehmervertreter, aber auch Tausende von Beschäftigten, so nicht akzeptieren. Ergun Lümali, Gesamtbetriebsratsvorsitzender Mercedes-Benz Group AG, Betriebsratsvorsitzender Standort Sindelfingen

Der Gesamtbetriebsrat und die IG Metall fordern unter anderem Sicherheit, eine gezielte Auswahl der Käufer und gute Arbeitsbedingungen durch Tarifverträge und Tarifbindung. Auch ein angemessener Werteausgleich sowie Respekt für die Beschäftigten der Niederlassungen wird gefordert. Derzeit laufen dazu zwischen Unternehmen und Arbeitnehmervertretern die Verhandlungen.

Sendung am Di., 2.7.2024 10:00 Uhr, NOW, SWR3

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