Baden-Württemberg MVV unterstreicht Ausstieg aus Gas-Wärmeversorgung in Mannheim
Der Mannheimer Energieversorger MVV meldet das zweitbeste Jahresergebnis seit dem Börsengang 1999. Gleichzeitig wird einmal mehr deutlich: Gas hat für die Mannheimer keine Zukunft.
Das Mannheimer Unternehmen MVV will bis 2035 sein Gasnetz für Privatkunden stilllegen. Diese Meldung hat in den vergangenen Wochen für Aufregung in der Stadt gesorgt. Und wurde bundesweit diskutiert. Am Donnerstag hat der Vorstandsvorsitzende der MVV, Georg Müller, gegenüber dem SWR noch einmal bekräftigt, dass man bis 2035 aus der Wärmeversorgung mit Gas aussteigen wird. Und: möglicherweise sogar schon etwas früher. Für die MVV komme es nicht darauf an, ob man "2036 oder 2034" aussteige, so Müller.
Ein Ende der Nutzung des konventionellen Gases ist im Heizungsbereich vorgezeichnet. Georg Müller, MVV Vorstandsvorsitzender
Warum ausgerechnet dieser Zeithorizont? Hintergrund sind gesetzliche Ziele, wonach bundesweit von 2045 an kein Erdgas mehr verwendet werden darf. Alternativen wie Wasserstoff sind beispielsweise in Mannheim zu teuer. Die meisten Gasheizungsbesitzer werden deshalb in neue Heizungen investieren müssen.
Verbraucherschützer mahnen rechtzeitige Information für Gaskunden an
Allerdings mahnen Verbraucherschützer auch an, dass Gaskunden mindestens zehn Jahre bevor ihr jeweiliges Gasnetz stillgelegt wird, darüber informiert werden müssten. Da die MVV 2035 raus aus dem Gas will, blieb dem Unternehmen im Grunde gar nichts anderes übrig als diese offene Kommunikation. Außerdem verpflichtet seit August die EU-Gas- und Wasserstoffbinnenmarktrichtlinie Gasnetzbetreiber, ihre Pläne zum Stilllegen von Netzen vorzulegen. So schließt sich der Kreis.
Wenn innerhalb der nächsten zehn Jahre eine Gasheizung ersetzt werden muss, wissen die Verbraucherinnen und Verbraucher nun, dass es für sie nicht mehr lohnt, eine neue Gasheizung zu kaufen Sprecher des Bundesverbands der Verbraucherzentrale
Verbraucherschützer gehen aktuell davon aus, dass immer mehr Verbraucherinnen auf klimafreundliche Energien, wie Wärmenetze und Wärmepumpen umsteigen werden. Dabei kann es allerdings auch um den Umstieg auf grüne Gase wie Biomethan und Wasserstoff gehen. Laut dem Bundesverband der Energie- und Wasserwirtschaft heizten im Jahr 2023 noch 48 Prozent der Haushalte in Deutschland mit Gas. Also: Jeder zweite Haushalt.
MVV gibt Geld für erneuerbare Energie-Erzeugung aus
Der Weg für die Energiebetreiber ist klar: Sie setzen auf den Ausbau erneuerbarer Energien. Auch das hat der MVV-Vorstand bei seiner Jahresbilanz mitgeteilt. Man habe rund 120 Millionen Euro allein in den Bau von Wind- und Solarparks investiert. Im abgelaufenen Geschäftsjahr habe man insgesamt 417 Millionen Euro investiert – 70 Millionen mehr als im Vorjahr, teilte die MVV bei ihrer Bilanzpressekonferenz mit.
Der Gewinn des Mannheimer Energieversorgers fällt 2024 zwar geringer aus als im Vorjahr. Allerdings hätten damals Einmaleffekte zu Buche geschlagen. Konkret: Verkaufserlöse aus Beteiligungen, so die MVV. In Bezug auf Alternativen zur Gas-Wärmeversorgung hieß es konkret: Schon jetzt würden etwa 60 Prozent der Mannheimer Fernwärme aus erneuerbaren Energieträgern erzeugt.
Bei der Stromerzeugung verweist die MVV unter anderem auf einen neuen Solarpark im Neckar-Odenwald-Kreis. Auch die Aktionäre der MVV können sich freuen: Die Dividende pro Aktie steigt um zehn Cent auf einen Euro 25. Nach Abzug von Verkaufs-Erlösen hat das Unternehmen nach eigenen Angaben ein Ergebnis von 416 Millionen Euro erzielt.
Sendung am Do., 12.12.2024 8:30 Uhr, SWR4 BW Studio Mannheim