Baden-Württemberg Nach Kritik: Bildungsausschuss diskutiert über Grundschul-Leistungstests
Eltern laufen Sturm: Der Bildungsausschuss des BW-Landtags befasst sich am Donnerstag mit dem neuen Leistungstest "Kompass 4" für die Grundschulempfehlung. Die Kritik daran ist groß.
Seit diesem Schuljahr gilt wieder eine strengere Grundschulempfehlung in Baden-Württemberg. Wenn sich Eltern und Lehrkräfte nicht einig sind, soll neuerdings der Test "Kompass 4" entscheiden, ob ein Kind aufs Gymnasium darf. Aber nach den ersten Tests im November gab es ein böses Erwachen: Nur sechs Prozent der Viertklässler haben demnach beim Mathe-Test das Gymnasialniveau erreicht. Nun befasst sich am Donnerstag der Bildungsausschuss des baden-württembergischen Landtags mit dem Thema.
Lehrkräfte: Test "keine hilfreiche Unterstützung"
Vor allem die Lehrkräfte hatten den "Kompass 4"-Test deutlich kritisiert, wie eine Umfrage der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) ergab. Über 80 Prozent von insgesamt 1.131 befragten Lehrerinnen und Lehrer hielten "Kompass 4" für keine hilfreiche Unterstützung, so die GEW-Landesvorsitzende Monika Stein. Dabei hätten sich immerhin 40 Prozent der Lehrkräfte für eine verbindliche Schulempfehlung ausgesprochen. Vier von fünf Lehrerinnen und Lehrer sagten laut GEW, die Testergebnisse stimmten überhaupt nicht mit ihrer Einschätzung der Kinder überein.
Auch viele Eltern sind unzufrieden mit den Tests. Das hat ein Aufruf von SWR Aktuell Online am Donnerstagmorgen ergeben: Mehrere Mütter erklärten, der Test bilde nicht ab, was ihre Kinder sonst leisteten. Auch die Bearbeitungszeit wurde als zu kurz kritisiert. Bemängelt wurde überdies eine unzureichende Kommunikation des Ministeriums.
Testergebnisse werden dieses Jahr nicht gewertet
Die SPD-Fraktion und der Landeselternbeirat fordern, dass die Ergebnisse in diesem Jahr nicht zählen dürfen. Auch die Opposition im baden-württembergischen Landtag kritisierte die Tests bei einer Debatte im Dezember. Nun will das Kultusministerium die Mathe-Aufgaben prüfen. Für die Viertklässler, die aktuell den Leistungstest gemacht haben, soll bei der Grundschulempfehlung kein Nachteil entstehen. Für sie sollen die Lehrerinnen und Lehrer entscheiden. Prinzipiell will Kultusministerin Schopper aber daran festhalten: Die Grundschulempfehlung sei Teil des Schulgesetzes und das werde demnächst den Landtag passieren.