Neckarbischofsheim (Rhein-Neckar-Kreis) von oben.

Baden-Württemberg Nach Tod von Rouven Laur: Stiftung und Gedenkort im Heimatort Neckarbischofsheim geplant

Stand: 28.08.2024 09:07 Uhr

Der Tod des Polizisten Rouven Laur hat auch Spuren in seinem Heimatort hinterlassen. Der Bürgermeister erzählt, wie es Familie Laur geht und was sie für die Zukunft planen.

60 Kilometer von Mannheim entfernt liegt Neckarbischofsheim (Rhein-Neckar-Kreis) - der Heimatort von Rouven Laur. Der Polizist kam Ende Mai nach einem Messerangriff auf dem Mannheimer Marktplatz ums Leben. In Neckarbischofsheim leben rund 4.000 Menschen, viele sind bis heute erschüttert. Einige machen sich auch Sorgen, weil das Optik-Geschäft der Familie immer noch geschlossen ist. Die meisten sind aber wieder in den Alltag zurückgekehrt.

Neckarbischofsheim: Solidarität mit der Familie

Alexander Wieder verspürt noch eine "Bedrücktheit und Solidarität mit der Familie", wenn auch nicht mehr so wie am Anfang. Der Feuerwehrkommandant ist mit dem Polizisten aufgewachsen: "Man kannte sich flüchtig im kleinen Ort." Im Freundeskreis kennt er viele, die der Verlust hart getroffen hat. Emotional ergriffen ist auch Francesco Balduci, der Eisdielenbesitzer fühlt mit der Familie: "Man will doch nicht sein eigenes Kind begraben." Rouven Laur war nur wenige Tage vor der Messerattacke in Mannheim bei ihm Eis kaufen.

Tiefe Trauer um Rouven Laur bei Familie und Freunden

Thomas Seidelmann (parteilos) kannte den Polizisten von klein auf, ist mit der Familie schon lang befreundet. Der Bürgermeister von Neckarbischofsheim hat sich in den vergangenen drei Monaten in Arbeit gestürzt, hat es noch gar nicht verarbeitet: "Ich denke oft an ihn und dann stelle ich fest, er ist nicht mehr da." Bei Rouven Laurs Freunden sitzt der Verlust ebenfalls tief. Einige denken fast jeden Tag an ihn und erinnern sich an seine Motivation und an sein Lachen.

Wenn ich meinen Laptop aufklappe, denke ich oft an Rouven - daran, wie wir beim Zocken stundenlang gemeinsam geskyped, geflucht und gelacht haben. Malte, Freund von Rouven Laur

Sechs Wochen nach Rouven Laurs Tod sprachen seine Mutter und Schwestern in einer SWR-Doku erstmalig mit den Medien. Seitdem wollen sie aber keine Interviews mehr geben. "Das war zu schnell, zu frisch", sagt Thomas Seidelmann. "Die Familie hat sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen, um die Trauer zuzulassen." Sie bekommen professionelle psychologische Unterstützung. Laut Seidelmann stehen der Familie noch schwierige Tage bevor - wie die Gerichtsverhandlung und Rouven Laurs 30. Geburtstag im Dezember.

Gedenkort für Laur im Schlosspark Neckarbischofsheim geplant

In Neckarbischofsheim soll ein Gedenkort im Schlosspark entstehen, mit einer Tafel, die ein Anwohner angefertigt hatte, und die bei der Gedenkfeier im Juni zu sehen war. Der Bürgermeister erinnert im SWR-Interview ergriffen: "Das Bewegende war die Schweigeminute nach meiner Rede. Danach haben die Menschen geklatscht. Das werde ich nicht mehr vergessen." Laut Seidelmann hat der Tod von Rouven Laur die Menschen zusammengebracht.

Menschen haben miteinander gesprochen und Empathie gezeigt. Irgendwann kehrt der Alltag ein, das ist allzu menschlich. Thomas Seidelmann (parteilos), Bürgermeister von Neckarbischofsheim
Tafel von Rouven Laurs Gedenkfeier soll zum Gedenkort in Neckarbischofsheim werden.

Ein Anwohner von Neckarbischofsheim hat für die Rouven Laurs Gedenkfeier diese Tafel erstellt. Sie soll nun für einen Gedenkort im Schlossplatz als Grundlage dienen.

Wunsch vieler Menschen: Andenken an den Polizisten bewahren

Bis heute bekommt der Bürgermeister noch viele Pakete und Briefe mit der Bitte, nicht damit aufzuhören, das Andenken von Rouven Laur zu bewahren. Das ist auch Seidelmann selbst wichtig. Daher ist er von der Politik enttäuscht, weil aus den Forderungen keine Maßnahmen ergriffen wurden.

"Rouvens Lieblingsthema war das Grundgesetz [...] und Artikel 5 war ihm heilig", so Seidelmann. Deshalb unterstützt er die Familie Laur bei der Gründung einer Stiftung. Viel dazu wollen sie noch nicht bekanntgeben, aber die Stiftung soll an den Polizisten erinnern und für all das, wofür er eingestanden ist. Hier sei man auch in Absprache mit Mannheims Oberbürgermeister Christian Specht (CDU). Spätestens am 31. Mai 2025 soll die Stiftung gegründet werden - also ein Jahr nach der Messerattacke auf dem Mannheimer Marktplatz.

Sendung am Mi., 28.8.2024 19:30 Uhr, SWR Aktuell Baden-Württemberg, SWR BW

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