Baden-Württemberg Närrischer Führungswechsel: Roland bleibt, Wehrle geht
Die Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte hat einen neuen Präsidenten. Der langjährige Narrenchef Roland Wehrle übergibt sein Amt an den Bad Waldseer Roland Haag.
Es ist das Ende einer Ära: 29 Jahre lang war Roland Wehrle Präsident der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte (VSAN). Jetzt hat der 76-Jährige sein Amt an Roland Haag übergeben. Bei der 30. Hauptversammlung der Narrenvereinigung, die Wehrle am Samstag in Laufenburg (Kreis Waldshut) leitete, wurde Haag aus Bad Waldsee (Kreis Ravensburg) zum neuen Präsidenten der VSAN gewählt. Wehrle war nicht mehr zur Wiederwahl angetreten.
Wer ist Roland Haag?
Der Neue an der Spitze der VSAN kommt aus Bad Waldsee. Dort war er bis 2024 Zunftmeister der Waldseer Fasnet. Haag ist 60 Jahre alt und Projektleiter beim Bau von Hängebrücken, unter anderem in Todtnau (Kreis Lörrach). Er war der erste Bewerber um das VSAN-Präsidentenamt. Haag bekam bei der Wahl 64 Ja-Stimmen - bei drei Enthaltungen und drei Gegenstimmen. Es gab keinen Gegenkandidaten.
Was sind Wehrles größte Verdienste?
Der scheidende Präsident Roland Wehrle war fast drei Jahrzehnte an der Spitze der VSAN. Für den Verband tätig war Wehrle sogar noch länger: über 45 Jahre. Nach der 100-Jahr-Feier des Dachverbands 2024 ist jetzt aber Schluss. Auch sein Amt als Geschäftsführer der Nachsorgeklinik in Tannheim hat Roland Wehrle zum Jahreswechsel abgegeben.
Der scheidende VSAN-Präsident Roland Wehrle im Interview mit SWR-Reporter Lukas Herzog:
Zu seinen größten Verdiensten zählt Wehrle die Gründung der Kulturstiftung der schwäbisch-alemannischen Fastnacht 2002. Außerdem den steten Kampf für "eine hohe Qualität" und, dass der Verband ein Leitbild erstellt habe. Nur so sei es möglich gewesen, so Wehrle, dass die schwäbisch-alemannische Fastnacht 2014 in die nationale Liste des Immateriellen Kulturerbes aufgenommen wurde.
Roland Wehrle 2013 bei der Verleihung der Goldenen Narrenschelle der Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte im Europapark in Rust.
Fastnacht schon mit der Kindheit aufgesogen
In Furtwangen geboren habe er die Fastnacht schon mit der Kindheit aufgesogen, erzählt der 76-Jährige. Schon früh sei er als Kind als Hästräger mit unterwegs gewesen. "Ich bin mitten in der Stadt aufgewachsen. Wenn der Furtwanger Narrenmarsch erklang, dann hat mich das bewegt", erinnert sich Wehrle.
Heute sei er dankbar und stolz, dass er den Verband so lange führen durfte, auch wenn der Aufwand des Ehrenamts enorm sei. Nun sei es an der Zeit, anderen das Feld zu überlassen, sagt Wehrle. Und weiter: "Es ist gut, wenn ein Generationswechsel stattfindet. Wobei so ganz geklappt hat er nicht, wir hätten uns schon noch jemand Jüngeren vorgestellt." Trotzdem sei er dankbar, dass ein Nachfolger gefunden wurde. Das sei heute nicht einfach, so der scheidende VSAN-Präsident.
Mal wieder ganz normaler Narr sein
Der Fasnacht bleibt Roland Wehrle aber auch nach seiner Präsidentschaft weiterhin treu. Jetzt aber mit einer völlig neuen Freiheit, wie er sagt: "Ich muss nicht mehr zu den Veranstaltungen, ich kann, wenn ich möchte. Das heißt, ich habe die närrische Freiheit."
Ich freue mich, mal wieder ganz normaler Narr zu sein. Roland Wehrle, ehemaliger VSAN-Präsident
Aber auch als Ehrenpräsident und Leiter der Kulturstiftung der schwäbisch-alemannischen Fastnacht werde er nach wie vor präsent sein, sagt Wehrle. Er wolle einfach mithelfen, "dass all das erhalten werden kann, was wir in den vergangenen 100 Jahren aufgebaut haben."
Der offizielle Abschied von Roland Wehrle ist zu einem späteren Zeitpunkt mit einem kleinen Festakt geplant.
Sendung am Sa., 11.1.2025 12:00 Uhr, SWR4 am Samstag, SWR4