Das Landgericht Stuttgart von außen. Dort wurde ein Urteil gesprochen zu Schüssen, die vor einem Jahr vor einer Shisha-Bar in Eislingen/Fils gefallen sind.

Baden-Württemberg Nach Schüssen vor Shisha-Bar in Eislingen/Fils: Viereinhalb Jahre Haft für Fahrer

Stand: 30.01.2025 14:21 Uhr

Vor fast einem Jahr wurde aus einem Auto heraus auf eine Gruppe Menschen geschossen. Nun ist der Prozess gegen den Fahrer zu Ende. Was hinter dem Fall steckt.

Das Landgericht Stuttgart hat einen 26-Jährigen wegen versuchten Mordes in sechs Fällen zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt. Das meldete die Nachrichtenagentur dpa. Der Mann soll im Februar vergangenen Jahres am Steuer eines Wagens gesessen haben, aus dem vor einer Shisha-Bar in Eislingen an der Fils (Kreis Göppingen) Schüsse auf eine Gruppe abgegeben wurden. Eine Frau war dabei verletzt worden. Wer die weiteren Mitfahrer waren, ist nach wie vor unbekannt. Der Angeklagte hatte seine Beteiligung eingeräumt, aber nicht verraten, wer die weiteren Insassen im Wagen waren. 

Schüsse in Eislingen: Hintergründe der Tat

Die Staatsanwaltschaft hatte eine Gefängnisstrafe von sieben Jahren und einem Monat beantragt, die Verteidigung eine Strafe im bewährungsfähigen Bereich, also zwei Jahre Freiheitsstrafe oder weniger. Das Gericht blieb also deutlich unter der Forderung der Staatsanwaltschaft.

Der Fall steht aus Sicht des Gerichts im Zusammenhang mit einer Fehde zweier verfeindeter Gruppen in der Region Stuttgart. Der Täter von Eislingen sei zwar sehr wahrscheinlich kein Mitglied einer der Gruppen. Er sei aber in ihren Dunstkreis geraten und habe sich in seiner Rolle als Fahrer mitschuldig gemacht, so der Vorsitzende Richter.

Die Gewaltserie zwischen den verfeindeten Gruppen beschäftigt Ermittler und Polizei im Großraum Stuttgart schon länger. Seit etwa zweieinhalb Jahren wenden die Täter immer wieder Gewalt an, unter anderem mit Schusswaffen und Messern.

Hintergrund: Schüsse in der Region Stuttgart
Seit mehr als zwei Jahren fallen immer wieder Schüsse in der Region Stuttgart - fast immer vor Shisha-Bars oder Barbershops, vorwiegend nachts. Immer wieder gibt es Verletzte, auch mindestens einen Toten. Die ersten Schüsse fielen Anfang September 2022 in Mettingen (Kreis Esslingen). Es folgten weitere Vorfälle im Frühjahr 2023 in Ostfildern, Plochingen (hier gleich zwei Mal) und Reichenbach (alle Kreis Esslingen) sowie in Eislingen an der Fils (Kreis Göppingen). Mitte März wurde in Stuttgart-Zuffenhausen geschossen. Am 8. April starb ein 18-Jähriger durch Schüsse in Asperg (Kreis Ludwigsburg). Anfang Juni 2023 wurden zehn Menschen durch den Anschlag mit einer Handgranate in Altbach (Kreis Esslingen) verletzt. Im Zuge der Ermittlungen sind seit Ende 2022 inzwischen mehr als 90 Tatverdächtige festgenommen worden (Stand Januar 2025). Ihnen wird unter anderem gefährliche Körperverletzung, versuchter gemeinschaftlicher Mord oder versuchter Totschlag vorgeworfen. Mehr als 300 Durchsuchungen und Kontrollen wurden im Zusammenhang mit der Schuss-Serie durchgeführt sowie mindestens eine Abschiebung. Die Polizei fand unter anderem Messer, eine Maschinenpistole, Schreckschusswaffen, Mengen an Smartphones unbekannter Herkunft geringe Mengen Rauschgift und Testosteron - und geladene Schusswaffen in Autos. Bei einer Durchsuchung wurden sogar gefälschte Identitätspapiere sichergestellt. Im Februar 2024 wurde die Prävention im Rahmen der Ermittlungen ausgeweitet. Ein besonderer Schwerpunkt sind laut LKA dabei Brennpunkteinsätze mit intensiven polizeilichen Personen-, Fahrzeug- und Fahndungskontrollmaßnahmen im öffentlichem Raum.

Bisheriger Höhepunkt: Angriff mit Handgranate

Den bisherigen Höhepunkt bildete ein Anschlag mit einer Handgranate in Altbach (Kreis Esslingen) im Juni 2023. Damals warf ein Mann eine Granate auf eine Trauergemeinde. Der Täter von Altbach sitzt wegen 15-fachen versuchten Mordes im Gefängnis.

Sendung am Do., 30.1.2025 14:00 Uhr, SWR4 am Nachmittag, SWR4

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