Baden-Württemberg Sonntagsfrage Landtagswahl BW: Grüne stoppen Talfahrt, große Sorgen um Wirtschaftslage
Die Grünen legen im aktuellen BW-Trend wieder zu, die CDU bleibt vorn, die AfD auf Platz drei. Die SPD bleibt unverändert. Die FDP muss um den Einzug in den Landtag bangen.
Grüne legen mit Özdemir deutlich zu
Die Grünen in Baden-Württemberg legen mit ihrem designierten Spitzenkandidaten für die Landtagswahl, Cem Özdemir, in der Wählergunst deutlich zu und verringern den Abstand zur klar führenden CDU: Wenn bereits an diesem Sonntag Landtagswahl wäre, kämen die Grünen auf 22 Prozent - das ist ein Plus von 4 Prozentpunkten im Vergleich zur Umfrage im Oktober. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Infratest dimap im Auftrag des SWR. Damit hätten die Grünen ihre Talfahrt in den Umfragen vorerst gestoppt.
FDP auf tiefstem Stand seit zehn Jahren, CDU weiter vorn
Die CDU, aktuell Juniorpartner der Grünen in der Landesregierung, kommt auf 33 Prozent, ein leichtes Minus von einem Punkt im Vergleich zur Umfrage im Oktober. Die AfD büßt ebenfalls einen Punkt ein und liegt mit 15 Prozent auf dem dritten Platz vor der SPD, die unverändert bei 13 Prozent verharrt. Für die FDP geht es in ihrem Stammland weiter bergab. Mit nur noch 4 Prozent müssen die Liberalen um den Einzug in den Landtag bangen. Das ist der niedrigste Wert seit mehr als zehn Jahren. Das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) verliert einen Punkt und rutscht mit 4 Prozent ebenfalls unter die Fünf-Prozent-Hürde.
Özdemir legt auch bei Beliebtheit zu
Özdemir legt auch bei der Zufriedenheit der Wählerinnen und Wähler zu. 49 Prozent sind zufrieden oder sehr zufrieden mit dem Grünen, das sind 5 Punkte mehr als bei der Umfrage im Oktober. Weniger oder gar nicht zufrieden sind 40 Prozent mit dem Bundesminister. Während 9 von 10 Menschen in Baden-Württemberg Özdemir kennen, ist der voraussichtliche CDU-Spitzenkandidat Manuel Hagel weiterhin ziemlich unbekannt. Mehr als zwei Drittel kennen den CDU-Landespartei- und Fraktionschef nicht oder können ihn nicht beurteilen.
Seit der Umfrage im Oktober hat sich innenpolitisch viel verändert. Anfang November platzte die Ampel-Koalition in Berlin, die nächste Bundestagswahl soll bereits am 23. Februar stattfinden. Ende Oktober hatte Bundeslandwirtschaftsminister Özdemir nach langen Spekulationen Klarheit geschaffen: Er will nach der Landtagswahl im Frühjahr 2026 Nachfolger von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) werden.
Viele Spitzenpolitiker aus dem Land weiterhin unbekannt
Oben (v.l.n.r.): Winfried Kretschmann (Grüne), Manuel Hagel (CDU), Cem Özdemir (Grüne). Unten (v.l.n.r.): Andreas Stoch (SPD), Hans-Ulrich Rülke (FDP), Markus Frohnmaier (AfD).
Unverändert bleibt es dabei, dass Spitzenpolitiker auf Landesebene - bis auf den Regierungschef - nur selten eine größere Bekanntheit haben. Neben Hagel kämpft auch der frühere Kultusminister und heutige SPD-Partei- und Fraktionschef Andreas Stoch um bessere Bekanntheitswerte. Er kann 15 Prozent der Wahlberechtigten von sich überzeugen. Der FDP-Fraktionsvorsitzende Hans-Ulrich Rülke wird von 14 Prozent und Markus Frohnmaier, Landesvorsitzender der AfD, von 9 Prozent wohlwollend bewertet.
CDU auch bei Sonntagsfrage für Bundestagswahl in BW klar vorn
Wäre bereits an diesem Sonntag Bundestagswahl, dann hätten CDU und AfD in Baden-Württemberg gegenüber 2021 Aussicht auf jeweils deutliche Zugewinne. Demnach könnte die CDU in Baden-Württemberg mit 34 Prozent rechnen und läge somit auch hier mit weitem Abstand vorne. Auf Rang zwei würden die Grünen mit 18 Prozent landen. Die AfD kommt demnach auf 16 Prozent, die SPD von Kanzler Olaf Scholz auf 15 Prozent. Die FDP holt laut Umfrage 5 Prozent, die Linken-Abspaltung BSW käme auf 4 Prozent.
Im aktuellen Deutschlandtrend liegt die Union (CDU/CSU) derzeit mit über 30 Prozent klar vorn. Anders als im Bund sind die Grünen in BW deutlich stärker und platzieren sich vor AfD und SPD.
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Wirtschaftskrise wird als größtes Problem in Deutschland gesehen
Die Wirtschaftsnachrichten der vergangenen Wochen waren geprägt von schlechten Prognosen und Arbeitsplatzabbau: Alleine in der Auto- und Zulieferindustrie wurde die Streichung von Tausenden Jobs verkündet. Zehntausende weitere Angestellte in ganz Deutschland müssen über den Jahreswechsel bangen, ob und wie sie im neuen Jahr beschäftigt sein werden.
Die Wirtschaftskrise ist demnach auch für viele Menschen in Baden-Württemberg das wichtigste politische Problem, um das sich die deutsche Politik nach der Bundestagswahl vordringlich kümmern muss. Mit 38 Prozent führt die Lage der Wirtschaft die Liste an.
33 Prozent der baden-württembergischen Wahlberechtigten dringen darauf, dass sich die Politik mehr der Flüchtlingspolitik widmet. Jeder Sechste sorgt sich um die außenpolitische Gesamtsituation (17 Prozent). 16 Prozent sehen den Klimawandel als großes Problem. Soziale Aspekte sollten nach Ansicht von fast jedem Zehnten (9 Prozent) im Vordergrund stehen.
60 Prozent für weniger Wahlkreise bei der Landtagswahl in BW
Während bei der Bundestagswahl bereits klar ist, dass die Wahlrechtsreform den Bundestag verkleinern wird, könnte es in Baden-Württemberg nach der Landtagswahl 2026 einen XXL-Landtag geben.
In der Diskussion um eine mögliche Aufblähung des Landtags sprechen sich die Menschen in Baden-Württemberg mehrheitlich dafür aus, die Zahl der Wahlkreise zu verringern. 60 Prozent sind für so eine Maßnahme, weil damit auch die Zahl der Abgeordneten begrenzt werden könne.
Vor allem die Anhänger von CDU (71 Prozent), SPD (69 Prozent) und Grünen (64 Prozent) fänden es eher gut, wenn es weniger Wahlkreise gäbe. Hintergrund ist, dass 2022 in Baden-Württemberg ein Zwei-Stimmen-Wahlrecht eingeführt worden ist, welches zu zahlreichen Ausgleichsmandaten führen könnte. Derzeit läuft ein Volksbegehren mit dem Titel "Landtag verkleinern", das eine Reduzierung der Wahlkreise von 70 auf 38 fordert.
Alle Grafiken des BW-Trends vom Dezember 2024 im Überblick
Sendung am Do., 12.12.2024 16:00 Uhr, SWR Aktuell Baden-Württemberg, SWR BW