Der Weihnachtsmarkt von Aldi Süd in Stuttgart-Bad Cannstatt ist gut besucht. Warum kommen die Menschen hierher?

Baden-Württemberg Stuttgart: Aldi veranstaltet "günstigsten Weihnachtsmarkt Deutschlands"

Stand: 20.11.2024 05:52 Uhr

Einkaufen und danach die Vorweihnachtszeit feiern: Der Discounter Aldi Süd hat in Stuttgart einen eigenen Weihnachtsmarkt aufgebaut. Es ist der einzige dieser Art in Baden-Württemberg.

Auf dem Parkplatz der Aldi Süd-Filiale in Stuttgart-Bad Cannstatt findet seit Dienstag ein Weihnachtsmarkt statt. Drei Tage lang ist der nach Unternehmensangaben "günstigste Weihnachtsmarkt Deutschlands" geöffnet. Das eingenommene Geld soll an eine Stiftung gespendet werden.

Besuch auf dem Aldi-Parkplatz

Über Lautsprecher klingen Weihnachtslieder an, die Dächer der Buden sind mit Tannenzweigen, Weihnachtskugeln und Lichterketten geschmückt. An einzelnen Ständen stehen Menschen zusammen, trinken Punsch oder essen eine Wurst. Gleichzeitig gehen andere einkaufen, auf der Straße fahren Autos vorbei und der Wind pfeift lautstark durch die Äste der Bäume, die direkt vor dem Aldi-Weihnachtsmarkt in Bad-Cannstatt stehen.

Günstige Preise ziehen Besucher an

Jacqueline und Horst Haus leben in der Nachbarschaft, sie kommen normalerweise zum Einkaufen hierher. Heute trinken sie einen Glühwein. "Wir haben gesehen, dass hier Buden aufgebaut wurden, da waren wir neugierig und haben nachgeschaut", berichtet Jacqueline Haus.

Aber Weihnachtsmarkt auf einem windigen Parkplatz vor dem Supermarkt - kommt man denn da in Stimmung? "Für einmal kurz drüber laufen ist es super", sagt Horst Haus. "Aber auf den richtigen Weihnachtsmarkt werden wir trotzdem noch gehen." Für Jacqueline Haus ist der Weihnachtsmarkt hier dennoch eine Alternative. Gerade in der heutigen Zeit sei alles sehr teuer, "hier kann jeder sparen", findet sie.

Jacqueline und Horst Haus trinken Glühwein auf dem Aldi-Weihnachtsmarkt in Stuttgart-Bad Cannstatt

Jacquline und Horst Haus gehen normalerweise hier in Bad Cannstatt einkaufen. Als sie die Weihnachtsmarkt-Buden gesehen haben, wurden sie neugierig. Sie freuen sich über die günstigen Preise. Den "echten" Weihnachtsmarkt in der Stuttgarter Innenstadt wollen sie aber trotzdem besuchen.

Glühwein für einen Euro

Vor einer Kassen-Bude hat sich eine Schlange gebildet. Wer hier auf dem Weihnachtsmarkt essen und trinken möchte, muss sich zunächst Marken kaufen. Die gibt man dann bei den entsprechenden Buden ab. Ein Blick auf die Preise: Ein Glühwein oder ein Kinderpunsch kosten hier nur einen Euro. Die Bratwurst, ob vegetarisch oder mit Fleisch, liegt bei zwei Euro. "Ich finde das super", sagt Jörn. Er ist zusammen mit seiner Familie hierhergekommen, arbeitet direkt in unmittelbarer Nähe zu dem Supermarkt.

Aus Familientradition laufe man zwar jedes Jahr über den Weihnachtsmarkt am Schlossplatz in der Stuttgarter Innenstadt, "aber wo kriegt man denn noch einen Glühwein für einen Euro oder eine Wurst für zwei", fragt der Familienvater. Auch Lisa, seine Tochter, findet das Konzept des Weihnachtsmarkts gut. Dass die Gewinne gespendet werden, sei eine richtige Sache.

Vater Jörn mit seiner Frau und der gemeinsamen Tochter Lisa

Lisa hat über TikTok von dem Weihnachtsmarkt erfahren - und hat prompt ihre Mutter und ihren Vater Jörn für einen Besuch mitgenommen.

Auch der junge Familienvater Lukas freut sich über die niedrigen Preise. Ob diese denn auch ausschlaggebend für seinen Besuch waren? "Sicherlich, wenn ich in der Stadt fünf, sechs Euro für einen Glühwein oder Kinderpunsch ausgeben muss, hier aber nur einen, da spare ich fünf Euro pro Tasse." Für ihn mache das einen großen Unterschied.

Weihnachtsmarkt von Aldi: Angefangen hat es in Köln

Vor einem Jahr hat Aldi Süd in Köln zum ersten Mal einen eigenen Weihnachtsmarkt veranstaltet. Damals hat das Unternehmen während der drei Tage rund 15.000 Euro eingenommen und gespendet. Dieses Jahr baut der Discounter seine Buden für drei Tage neben Stuttgart und Köln auch in Frankfurt am Main und in München auf. Das eingenommene Geld soll laut einer Unternehmenssprecherin an die "Off Road Kids"-Stiftung gespendet werden. Diese setzt sich nach eigenen Angaben für obdachlose Kinder und Jugendliche ein. Die Einnahmen sollen der jeweiligen Region zugutekommen.

Aldi-Weihnachtsmarkt: Marketing-Gag oder soziales Anliegen?

Auf SWR-Anfrage betont eine Aldi-Unternehmenssprecherin, dass es bei dem Weihnachtsmarkt darum gehe, den Menschen eine bezahlbare Weihnachtszeit zu ermöglichen. Denn laut Unternehmen sei die Weihnachtszeit nicht nur eine der schönsten Zeiten des Jahres, sondern für viele auch eine der teuersten.

Besucher Mone und Timo auf dem Aldi-Weihnachtsmarkt

Für den Aldi-Weihnachtsmarkt sind Mone und ihr Freund Timo extra von Crailsheim aus nach Stuttgart gefahren. Schließlich hat sie sowas noch nie erlebt, sagt Mone. Darum haben die beiden ihr Erlebnis sogar live ins Internet gestreamt.

Extra aus Crailsheim angereist

"Aber warum gibt es dann die Weihnachtsmärkte nicht in jeder Stadt?", fragt Mone provokativ. Sie ist mit ihrem Freund Timo extra aus Crailsheim (Kreis Schwäbisch Hall) nach Stuttgart gefahren, nur um diesen besonderen Weihnachtsmarkt zu sehen. Gemeinsam streamen die beiden sogar ihr Erlebnis ins Internet, um Zuschauenden alles live zu beschreiben. Ihr erstes Urteil: Für sie sei der Weihnachtsmarkt eher eine gute Werbung für das Unternehmen. "Der Hintergedanke ist natürlich nicht schlecht", findet Mone. Für die Frau aus Crailsheim stellt sich aber die Frage, ob man Wohltätigkeit nicht auch anders gestalten könne. Die Mittel dazu hätte Aldi Süd vermutlich: Laut dem Magazin "WirtschaftsWoche" erwirtschaftete der Konzern vergangenes Jahr 83 Milliarden Euro.

Trotzdem sei der Aldi-Weihnachtsmarkt eine tolle Idee, findet Mone. Die Stimmung sei gut. Für sie gibt es überhaupt keinen Unterschied zu einem normalen Weihnachtsmarkt. Nur der Verkehr auf der Straße vor dem Parkplatz, der sei nervig, findet Mone. Aber auch sie würde es sich "drei Mal überlegen", ob sie ihr Geld auf einem Weihnachtsmarkt ausgebe.

Sendung am Do., 21.11.2024 17:00 Uhr, SWR Aktuell am Abend, SWR Aktuell

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