Baden-Württemberg Suche nach Endlager für Atommüll: Mehrere Gebiete in BW "ungeeignet"
Die Suche nach einem Atommüll-Endlager bleibt kompliziert. Die zuständige Bundesgesellschaft hat einen Zwischenbericht vorgelegt. Demnach sind einige Gebiete in BW ungeeignet.
Bei der Suche nach einem Endlager für hochradioaktiven Atommüll in Deutschland zeichnen sich erste Gebiete ab, die ungeeignet sind. Die Bundesgesellschaft für Endlagerung (BGE) hat am Montag im Internet eine Karte freigeschaltet, die den Stand ihrer Arbeit anzeigt. In Baden-Württemberg wurden Flächen, die bislang als potentiell geeignet eingestuft waren, nun als Standort für ein Atommüll-Endlager ausgeschlossen.
Diese Gebiete in BW gelten als ungeeignet für Atommüll-Endlager
Unter anderem wurden Gebiete in einem Streifen zwischen Bad Herrenalb (Kreis Calw) über Pforzheim und Vaihingen an der Enz (Kreis Ludwigsburg) bis in die Kreise Neckar-Odenwald und Main-Tauber von den Wissenschaftlern aus dem Rennen genommen. Teile des Kreises Konstanz und das Gebiet zwischen Tuttlingen und Emmendingen sind demnach eher nicht geeignet. Das gilt auch für ein regionales Band von Münsingen (Kreis Reutlingen) und Blaubeuren (Alb-Donau-Kreis) bis in die Landkreise Heidenheim und Ostalb. Viele andere Regionen - etwa die Rheinebene - müssen noch genauer bewertet werden.
Damit ist Baden-Württemberg also noch nicht generell aus dem Rennen bei der Endlagersuche. Weite Teile des badischen Raums, aber auch Gebiete rund um Stuttgart, im Ostalbkreis und im Alb-Donau-Kreis müssen noch näher untersucht werden. Umweltministerin Thekla Walker (Grüne) sagte, Baden-Württemberg habe immer deutlich gemacht, "auch bei uns sind Flächen möglich". Walker unterstrich zugleich, dass sich das Auswahlverfahren nicht zu lange hinziehen dürfe. Sie ergänzte: "Die Generation, die Atomenergie genutzt hat, sollte auch noch in der Verantwortung sein, diese entsprechend sicher für eine sehr lange Zeit zu entsorgen. Das ist mich eine Frage der Generationengerechtigkeit."
BGE: Bundesweit kommen 44 Prozent der Fläche grundsätzlich infrage
Nach dem neuen Arbeitsstand der Bundesgesellschaft für Endlagerung kommen rund 44 Prozent der Landesfläche in Deutschland weiter grundsätzlich infrage - in der Regel, weil hier noch keine weitere Einordnung durch Fachleute erfolgt ist.
Bei einem großen Gebiet mit Kristallingestein, das sich von Baden-Württemberg über Bayern bis Sachsen zieht, wurden 80 Prozent der Fläche als nicht geeignet eingestuft. Auch Gebiete in Rheinland-Pfalz landeten teils in dieser Kategorie. Es sind aber auch weite Teile bislang noch gar nicht bearbeitet. Von 90 Teilgebieten sind erst 13 entsprechend geprüft.
Ende 2027 sollen konkrete Standortregionen vorgeschlagen werden
Bis Ende 2027 will die Bundesgesellschaft für Endlagerung diesen Arbeitsschritt abschließen und konkrete Standortregionen vorschlagen, die dann oberirdisch weiter untersucht werden sollen. Die finale Entscheidung über diese zu erkundenden Standortregionen trifft dann der Bundestag.
Bei der Endlagersuche geht es um einen Ort in der Tiefe zur dauerhaften Lagerung von 27.000 Kubikmetern hochradioaktiven Mülls aus mehr als 60 Jahren Atomkraft in Deutschland. Es soll ein Ort gefunden werden, der für eine Million Jahre sicher ist, da der Müll hunderttausende Jahre strahlt. Die Bundesgesellschaft für Endlagerung prüft mit Sicherheitsuntersuchungen, welche Gebiete in Deutschland günstige geologische Bedingungen für die unterirdische Endlagerung hochradioaktiver Abfälle erwarten lassen. Aufbewahrt werden diese aktuell in 16 oberirdischen Zwischenlagern in verschiedenen Bundesländern. In Baden-Württemberg werden solche Behälter in Philippsburg (Kreis Karlsruhe)und in Neckarwestheim (Kreis Heilbronn) gelagert.
Das Bundesumweltministerium geht davon aus, dass bis 2050 ein entsprechendes Endlager gefunden sein wird. Das wäre etwa 20 Jahre später als ursprünglich geplant. Bis wann das Endlager dann wirklich genutzt werden kann, ist noch offen.
Sendung am Mo., 4.11.2024 14:00 Uhr, Radionachrichten SWR1/SWR4